laut.de-Kritik
Schwerfällige Monotonie im orchestralen Stechschritt.
Review von Andreas BättigMan weiß nicht genau, was im Kopf von Carl Barât vorgehen mag. Aber nach dem grandiosen Flop von "Romance At Short Notice" mit anschließender Bandauflösung präsentiert er mit seinem Debüt erneut ein Werk, das ganz auf den Drive alter Libertines-Zeiten verzichtet. Lieber packt Mister Barât pathetische Streicher auf sein Album und schwelgt etwas schwerfällig zu mehrheitlich akustischer Gitarrenmusik.
Das verblüfft. Zieht man derweil Pete, Entschuldigung, Peter Doherty zum Vergleich, so sieht man einmal mehr, wer von den beiden Lads bei den Libs das songwriterische Talent besaß und es anschließend äußerst erfolgreich in seiner Solokarriere fortsetzte.
Dohertys Songs sind voller Feingefühl für Melodien, voller poetischer Texte. Sie haben etwas Unbedarftes an sich, sie sind verspielt, unbekümmert aber trotzdem immer durchdacht. Barâts Songs geraten komplett anders. Sie sind aufwändig arrangiert und erinnern stark an den amerikanischen Rock'n'Roll der 60er Jahre.
Der gute Carl setzt uns ganz schön schwere Kost vor. "The Magus" marschiert im orchestralen Stechschritt voran. Man hat ein bisschen das Gefühl, in einem Cabaret in den 50ern irgendwo in Paris zu sein.
"She's Something" ist dann wiederum einer dieser typischen Songs aus Dirty Pretty Things-Zeiten. Barâts klare Stimme dominiert das Stück. Lediglich eine akustische Gitarre und dezente Streicher im Hintergrund begleiten ihn.
Wären bei "Run With The Boys" die Trompeten nicht so penetrant zu hören, es könnte den nötigen Drive aufnehmen, der dieser Platte so sehr fehlt. Insgesamt vermisst man auf dem Debüt noch mehr. Ihm fehlt der rote Faden, ein gutes Songwriting. Stattdessen wirkt es überambitioniert, zusammengekleistert.
In welche Richtung jedoch ein Carl Barât-Soloprojekt gehen könnte, zeigt ein einziger Titel auf dem Album: "The Fall". Möglicherweise muss Barât ganz vom Dirty Pretty Things-Kram wegkommen und wirklich neue Pfade beschreiten. Der Song ist mystisch. Barâts-Stimme tief und dunkel. Das Klavier harmoniert bestens mit den Streichern. Barât durchbricht hier seine ansonsten eher monoton vorgetragenen Textzeilen. Er zeigt Leidenschaft, spielt mit der Stimme.
Das Solodebüt des Ex-Libs hinterlässt am Ende eine gewisse Ratlosigkeit. Kann er es einfach nicht? Funktioniert das Songwriting wirklich nur in Verbindung mit dem Dohertys? In dieser Hinsicht würde Barât eine Reunion vielleicht gut tun. Solo oder mit eigener Band klappt es derweil ja bestenfalls schlecht als recht.
8 Kommentare
Also wenn ihr mich fragt dann sind mit 'The Magus', 'She's Something' und 'Run With the Boys' wirklich gute Songs auf dem Album, und auch die meisten anderen sind nicht völlig unbrauchbar.. hat mehr als 2 Punkte verdient.
aber für das cover gibts nochmal zwei punkte abzug.
also stimmts wieder.
recht hast du^^
Hier kommt das Album doch wirklich viel zu schlecht weg. Und Vergleiche mit Pete langweilen/nerven/bringen journalistisch nichts - wie ich finde.
Auf dem Album spielen Punk und E-.Gitarren keine große Rolle - aber hat es deswegen dann keinen Drive?
Ich kann auf dem Album gereifte Melodien entdecken, wenn auch eher in Refrains als Strophen, aus der Pop-Ecke, aus der "Cohen-Ecke"...4-5 gute Songs hat es mit Sicherheit (Run with the Boys, What Have I Done, The Fall, So long my Lover).
ich finde die Scheibe Klasse. 4 Sterne. Punkt
Versteh ich alles nicht, 4 Sterne und gut.