laut.de-Kritik
Alles auf Abriss.
Review von Steffen Eggert"We came here to fuck shit up and have a good time". Damit wäre grundsätzlich alles zu Dankos elftem Album gesagt, aber wir sind eben ein Musikmagazin und keine Litfasssäule. Der umtriebige Dreier macht genau dort weiter, wo "Power Trio" vor ziemlich genau zwei Jahren aufgehört hat. Auf einem von klassischen Rockbands wie Kiss oder Thin Lizzy inspirierten Fundament treiben bunte Punk-, Sleaze-, Blues- und laszive Schweinerock-Blüten aus.
Man kann es drehen und wenden wie man möchte: Danko Jones ziehen ihren Stiefel nun seit beinahe 30 Jahren ohne erkennbare Veränderungen durch, ihre Konzerte zählen völlig zu recht als Spaßgaranten und das schnodderig-provokante Auftreten des glatzköpfigen Bandchefs trifft den Nerv. Wer sich über Jahre an jeder freien Steckdose den Arsch abgespielt und sich zum Stadion-Act hochgerockt hat, verdient ein Grundmaß an Respekt.
Gewohnt prollig und mit entwaffnender Coolness stampft "Guess Who's Back" voran. Ein breitbeiniges Riff trifft auf Phil Rudd-Tribute-Drums, einen verzerrten Bass und Mittelfingerattitüde. "Take your best shot, cause I don't give a damn", jawoll, du kannst mir gar nix. Als kleine Besonderheit fällt hier erstmals auf, dass Danko nicht auf Teufel komm raus Ohrwurmmelodien benötigt, um die Hörer*Innen bei Laune zu halten. Deutlich besser gelaunt, aber nicht weniger straight ballert "Good Time" in den Club. Angenehme Reminiszenzen an die Saitenhexerei skandinavischer Neo-Rock'n'Roller glimmen auf und das Spiel mit Gas und Bremse hält die Spannung bis zum Ende. Die mit Chören und Shouts veredelte Bubblegum-Melodie im Refrain bleibt direkt hängen, für ein wenig Gänsehaut muss man sich sicher nicht schämen. Alles auf Abriss.
Daniel Dekay, hauptberuflich Gitarrist bei den legendären Speed-Metal-Urgesteinen Exciter, verrichtet im Titeltrack einen glänzenden Job. Die Drums animierend, die Riffmelodie catchy, die elektronischen Highlights im Sound zumindest ungewöhnlich. Eine coole Symbiose aus Classic und College-Rock schafft "Get High?", vom etwas hirnlosen Text mal abgesehen. Die Melodien kleidet Danko mit doppelstimmigem Gesang und simplen, aber effektiven Sololicks. Bevor es zu glatt wird, plärrt Damian Abraham von den ebenfalls aus Kanada stammenden Hardcoremuckeln Fucked Up die Harmonie nieder. Der Kontrast passt einfach wie Arsch auf Eimer.
Das garantiert absichtlich einfach gehaltene "Stiff Competition" weist zwar ein ganz geiles Riff und ein fettes Solo vor, wirkt beim ersten Durchlauf allerdings etwas beliebig. Ganz anders der ordinäre Banger "She's My Baby", bei dem der nächste Kanadier gastiert. Tyler Stewart von den Barenaked Ladies schwingt hier die Stöcke zum (hoffentlich bewusst) albernen Chauvi-Mumpitz, den man unmöglich ernst nehmen kann. Musikalisch befinden wir uns dank Stakkatos und der typischen Gesangsharmonien zweifelsfrei im Amipunk. Die Misfits-Hommage "Eye For An Eye" ist das melodischste Stück des Albums. Danko singt mit gruseligem Danzig-Pathos über den 50s-Touch des Horrorpunk-Subgenres.
Nach etwas Leerlauf bilden "What Goes Around" und "Shake Your City" ein furioses Finale, bei dem noch einmal alles abgefeuert wird, was die Band so besonders macht. Wie die Band mitteilt, ist das kommende Album bereits in der Mache und ich möchte wetten, dass es keinen Deut schlechter ausfallen wird als "Electric Sounds". Die Typen wissen einfach, was sie tun.
2 Kommentare
Danko Jones? Ich sage nein Danko, Jones!
Die waren in ihrer Gewolltheit schon immer cringiges Festivalmaterial. Aber jetzt noch aggressives Autotune auszupacken, schlägt dem Einhorn die Krone auf.