laut.de-Kritik

Die Kinder von heute kennen einfach keine Märchen mehr.

Review von

Mit der Überzeugung: 'Mädchen sind auch keine Engel' starten Debbie Rockt! in ihr Debüt. Ganz lasziv singt sich Sängerin Fie durch "Auf Der Jagd", dessen Melodie sich gleich im Gehörgang festsetzt. Und genau so geht es weiter: "Egal, Was Ist" verspricht eingängige Poprocksongs, an denen die Hauptzielgruppe ihren Heidenspaß haben wird.

Die fünf aufmüpfigen Mädels aus dem schwäbischen Reutlingen sind seit Anfang des Jahres mit ihren beiden Singles "Ich Rocke" und "Popp Song" Dauergäste in den Charts. Gemeinsam mit den beiden Produzenten Alex Kilb und Peter Hoff nahmen die Teeniegören ihr Album in Kilbs "House Of Music"-Studio bei Stuttgart auf.

In der ersten Single grölen Debbie Rockt! ihr Lebensmotto quäkend ins Mikro: "Ich Rocke". Gespickt mit einem obligatorischen Megaphon, das zu jeder anständigen Punkrockband dazugehört, brüllt Sängerin Fie: "Ich weiß, ihr fühlt wie ich. Ich weiß, ihr wisst, was in meinem Kopf sich abspielt."

Das war dann aber auch schon genug der Provokation, meist bleibt die Frechheit nur eine leere Geste. Über die Interpretation von "Illusion" ist sich die Band beispielsweise nicht einig: "Wir überlassen dies der Phantasie unserer Fans." Da hat die Phantasie einiges zu tun, denn die Lyrics dieses Songs sind einfach nur wirr. "Denn ich liebe liebe liebe die Illusion unterm Stern Skorpion. Explosion und sag nicht ja nein nein ja nein ja. Illusion, schnelle Traumvision." Na dann, liebe Fans, interpretiert mal schön drauf los.

Ansonsten drehen sich die Texte meist wie erwartet um Jungs, erste Liebe oder Probleme mit den Eltern. Sanfte Töne stimmen Debbie Rockt! z.B. in "Meine Seele" an. Der Song über eine Beziehung weckt Erinnerungen an die Jungs von Echt, die zu ihrer Zeit ebenfalls perfekt produzierte Poprockballaden vom Stapel ließen.

"Egal Was Ist", ist eine Danksagung an den Sender, der sie so groß gemacht hat, wie sie jetzt sind. Ausgerechnet Gülcan Karahanci, das anstrengendste Nervenbündel des deutschen Musikfernsehens, verewigen sie auf ihrem Erstling. Bereits die Ansage des Songs formuliert die Quatschbase, und meine Nackenhaare stellen sich auf. In der Mitte des Tracks kommt die 'Ich heirate auch im Fernsehen weil das so hip ist wie ich selbst'-Frau gleich noch mal zu Wort. Vor lauter Schreck werf ich meinen Kopfhörer von mir.

Auf Gülcans rhetorische Frage: "Wenn eine Band sich anbieten würde, vielleicht mit Euch zusammen einen Song zu machen; gibt es ja zur Zeit total oft, dass Künstler sich zusammen schmeißen; wen würdet ihr denn gerne aufnehmen und mit dem mal so nen Song machen?" kommt auch gleich die passende Antwort: "Also im Prinzip machen wir hier gerade mit dir einen Song, der heißt: 'Egal, Was Ist' und da wollten wir unser erstes TV-Interview mit reinschneiden. Und jetzt bist Du unsere Kandidatin und mit dir machen wir unseren Song." Die folgende Aussage macht das Duracell-Häschen sogar ein bisschen sympathisch: "Mit dieser schrecklichen Stimme, Leute, überlegt euch das." Selbstreflexion ist einfach etwas Wunderbares ...

Im fröhlichen "Popp Song", der mit Happy-Soundeffekten aufgepeppt ist, rechnen die Mädels mit den Jungs ab, die immer nur das eine wollen. Natürlich verwursten sie auch den Werbeslogan einer amerikanischen Chipsfirma in dem Lied: Ganz süß, schelmisch und frech spricht Fie nach dem Refrain: "Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt."

"Schneestürme" ist das Cover einer weiteren Band aus dem Schwobeländle: den Punkern von Normahl. Debbie Rockt! erklären: "Wir fanden den Song total geil und wollten ihn unbedingt covern. Wir wissen, dass die Jungs von Normahl unsere Version sogar mögen." Das muss man natürlich dazu sagen. Immerhin sind hier keine Musiker und Texter aus der Popmaschinerie am Werk, der Song fällt, zwar auf Eingängigkeit getrimmt, sehr positiv aus dem sonst leider etwas einheitlichen Liederbrei.

"Schneewittchen" schlägt härtere Töne an und führt dem geschätzten Hörer den Verfall der Traditionen in unserer Zeit auf eindrucksvolle Weise vor: Die Kinder und Jugendlichen heutzutage kennen einfach keine Märchen mehr, sonst würde sich der böse Wolf nicht ins Märchen von Schneewittchen einschleichen. "Wenn der Prinz fünf Minuten früher da gewesen wäre, hätte der Wolf sie [Schneewittchen] nicht zerfleischt." Eltern, lest Euren Kindern Märchen vor, damit sie sich später nicht so blamieren wie Debbie Rockt!

Sanft und leise sagen die Mädchen mit "Lass Mich Gehen" Adios zu ihren Hörern. In Selbstmitleid badende Teenie-Mäuschen nippen erst unter Tränen an ihrem heißen Kakao und ziehen sich dann die Decke gaaanz weit über den Kopf, denn hier werden ihre Probleme angesprochen hier fühlen sie sich verstanden.

Trackliste

  1. 1. Auf Der Jagd
  2. 2. Ich Rocke
  3. 3. 1000 Flüsse
  4. 4. Illusion
  5. 5. Meine Seele
  6. 6. Goldener Käfig
  7. 7. Egal Was Ist
  8. 8. Popp Song
  9. 9. Schneestürme
  10. 10. Halt Mich Fest
  11. 11. Schneewittchen
  12. 12. Lass Mich Gehen

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35 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @kajsa747 (« @hahaha: Eine Runde Mitleid...ooooooh! »):
    zwar ist dies eine späte reaktion, ich weiß. aber ich hoffe dennoch das war ernst gemeint, denn die schreken jenes tages werden mich auf ewig verfolgen

    ewig
    ewig
    ewig
    ewig
    ewig
    ewig
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  • Vor 17 Jahren

    @verwesung (« hahaha: War das nicht auf dem Georgii-Gymnasium? Oder irre ich mich? :)

    nein, leider wa res nicht dieses gymnasium ansonsten hätte ich nicht solch ein traumatoisches erlebnis hintermich bringen müssen. der ort der verdammnis hieß isolde kurz gmnasium

  • Vor 17 Jahren

    @kajsa747 (« @hahaha: Eine Runde Mitleid...ooooooh! »):
    zwar ist dies eine späte reaktion, ich weiß. aber ich hoffe dennoch das war ernst gemeint, denn die schreken jenes tages werden mich auf ewig verfolgen

    ewig
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