laut.de-Kritik
Die Hände zum Himmel! Noch ist nicht aller Tage Abend.
Review von Kai ButterweckEin Virus stürzt die Welt ins Chaos, zwischen Moskau und Kiew wetzt man blutige Säbel: Ja, die Welt ist am Arsch. Generationsübergreifend fragt man sich: Wie kommt man aus diesem ganzen Schlamassel wieder raus? Die Antwort darauf liegt noch irgendwo im Dunkeln begraben. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Umgeben von grauer Tristesse und gefangen in einer beklemmenden Endzeitstimmung saugt man jeden positiven Lichtblick dankbar auf. Ein neues Donots-Album kommt da genau richtig.
Die sympathischen Punkrocker sind Experten, wenn es darum geht, sich dem grauen Hier und Jetzt zu stellen und aus Wasser Wein zu machen. Der Stimmungsübergang startet bereits mit der Betrachtung des neuen Albumcovers aus Ibbenbüren. In dicken Lettern prangt da der Titel "Heut Ist Ein Guter Tag". Ein in den Himmel gereckter Strauß Schnittblumen komplettiert das lebensbejahende Gesamtbild.
Die Stimmung wird immer besser, denn auch musikalisch präsentieren sich die Donots gewohnt locker und flockig. Ein thematisches Konzept bleibt außen vor. Jeder Song steht für sich. Nach einem kurzen Weltuntergangsgruß aus dem hauseigenen Kindergarten treten die Gebrüder Knollmann mitsamt Gefolge auch schon aufs Gaspedal. Mit dem bandtypischen Sound-Flair, dieser Mixtur aus Punkrock, Pop und alternativem Indie-Krach, nehmen die Donots alle mit, die morgens gerne mit den Klängen von Anti-Flag, Bad Religion und The Clash zur Maloche spazieren.
Man habe ein Herz aus Gold, ein Schwert aus Holz und auf dem Kopf ein Kochtopfhelm, trällert Sänger Ingo mit zwinkerndem Auge. Die Botschaft kommt an. Der Übergang zwischen Bühne und Studio ist mal wieder fließend. Wie auch schon in der Vergangenheit haben die Donots auch diesmal wieder keine Probleme damit, ihre Live-Energie auf Platte zu pressen.
Die unbändige Spielfreude lässt auch in der Folge nicht nach. Die Band prangert an, ermuntert zum Dagegenhalten und hofft durch die Blume, dass irgendwann doch noch alles gut wird. Musikalisch stellt sich der Fünfer mittlerweile ziemlich breit auf. Neben gängigen Punkrock-Perlen wie "Kometen", "1.21 Gigawatt" und "Solange Wir Leben" sorgen Offbeat-Rocker wie "9 Leben" und "Hunde Los", Singalong-Garanten wie "Längst Noch Nicht Vorbei" und "Radikale Passivisten" sowie atmosphärische Ausreißer à la "Hey Ralph" und "Apokalypse Stehplatz Innenraum" für reichlich Abwechslung.
Trotz schlecht stehender Vorzeichen lassen die Donots nicht locker. Wer die Hoffnung nicht lebt, ist selber schuld. Vielleicht ist ja wirklich alles für die Katz. Vielleicht aber auch nicht.
Nach unzähligen Chören, nachhaltigen Melodien und einer ausgewogenen Zuckerbrot-und-Peitsche-Sound-Mixtur marschiert man jedenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht durch den Tag. "Alles glänzt, alles scheint - für einen Moment, alles leicht", heißt es im abschließenden "Endlich Irgendwo". Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Außer vielleicht: Hast du Bock auf einen guten Tag, dann schmeiß die Donots rein!
7 Kommentare mit 26 Antworten
Musik für alle, denen die Toten Hosen zu anspruchsvoll sind
…und Garret
Hey, lasst uns doch hier den "Musik für..."-Faden zu den Donots starten.
Ich mach mal weiter: Musik für Menschen, die komplett ironiefrei Phrasen wie "richtig und wichtig" benutzen.
Musik für alle, die über die 00er-Jahre nie hinausgekommen sind.
Ohne es böse zu meinen: Ich hab den Eindruck, eher seid ihr in der Wahrnehmung der Donots in den 00er Jahren hängen geblieben.
Hast wahrscheinlich recht, Knallerbse. Bin allerdings auch nicht gewillt, an diesem Zustand etwas zu ändern.
Musik für alle, die früher lustig fanden, dass bei den Donots CDs wirklich ein Loch in der Mitte war.
Und weißt du was? Ich werde Spaß mit den Songs haben und du kannst nichts daran ändern. :-*
Musik um auf Festivals zum Bierstand und kacken zu gehen.
Musik, um den Selbstwert und das Elitenzugehörigkeitsgefühl alternder Foristen auf Online-Musikportalen zu erhöhen.
Musik, die Foristen dazu veranlasst "Musik für Sprüche" zu kreieren, die alternde Foristen und Künstler gleichermaßen beleidigen.
Musik für Leute, die lieber vor einer Bühne Spaß haben, als im Netz ihre vermeintliche Überlegenheit zu zelebrieren. ♥
Die Donots lösen bei mir das Paradox aus, dass ich mit denen mal liebend gern 'ne Kneipe leersaufen würde, während ich deren Musik wirklich unendlich scheußlich finde.
Same. Genauso wie bei den Beatsteaks.
Die Beatsteaks waren ja immerhin mal 'ne Zeit lang echt gut (Limbo Messia hör ich heute noch gerne)...
Die Beatsteaks waren zumindest eine zeitlang relativ originell und hatten (haben?) einen eigenen Sound.
Die Donots klingen irgendwie immer wie ein Downgrade von irgendwas anderem. Zu Beginn wie das von Fat Wreck/Epitaph Bands, inzwischen wie das von den Hosen.
Sicher lauter nette Typen, aber musikalisch halt leider völlig uninteressant.
So ein - mit Verlaub - saudummes Gewäsch, was hier von sich gegeben wird. Ist ja spektakulär.
Dann belehre uns eines Besseren und erkläre, wieso die Donots musikalisch irgendeine Relevanz haben sollten.
Muss denn jede Band eine "musikalische" Relevanz haben? Reicht es denn manchmal nicht einfach, wenn die Musik Spaß macht, die Konzerte mitreißend sind? Die Donots sind darüber hinaus extrem sympathisch und authentisch. Passt also. Auch ohne musikalische Extravaganz.
Dass die Donots als Menschen äußerst sympathisch sind, sagt doch mein Kommentar aus.
Und klar darf Musik einfach Spaß machen; ich höre 'nen Haufen Bands in dem Genre wo ich nicht erwarte, dass musikalisch das Rad neu erfunden wird.
Die Donots - Achtung, das ist subjektiv - machen mir schlichtweg keinen Spaß.
Gleichzeitg finde ich Horsts Kommentar ziemlich treffend: Die erstne alben klingen für mich auch wie ein halbgarer abklatsch von US-Skatepunk-Bands. Seit etwa 10 Jahren find ich die Musik einfach beliebig.
Wobei ein Abklatsch von US-Skatepunkbands von ein paar Typen Anfang 20 ja noch verzeihlich ist. Die haben halt die Musik imitiert, mit der sie vermutlich aufgewachsen sind. So haben viele Bands angefangen, dass man sich erstmal an dem orientiert, was man kennt und gut findet.
Die Entwicklung, die die Band von da aus genommen hat, ist halt eher so mittel, vor allem wenn man sich anschaut, welche Entwicklung in dieser Zeit Bands wie z.B. Pascow genommen haben. Die haben gerade ebenfalls ein neues Album am Start, welches so ziemlich alles, was sich in Deutschland "Punk" nennt zerfickt.
Sag mir, dass sowas wie "Apokalypse Stehplatz Innenraum" musikalisch abgegriffen ist.
Und auch die ersten Platten hatten nichts mit US Skatepunk der Marke Fat Wreck oder Epitaph zu tun. So wurden sie damals von der Plattenfirma vermarktet (und das zugegeben echt anstrengend/nervig). Aber schnelle knuffta knuffta Lagwagon/NOFX/Pennywise Drums gab es bei denen nie. Die Donots sind seit ein paar Jahren für mich das eingelöste Versprechen dessen, was die Beatsteaks der mittleren/end-2000er seit 10 Jahren nicht mehr halten.
Ich finds herrlich ironisch, wenn man Bands wie Pascow, die ihr Leben lang gegen Neoliberalismus und "Leistungsgesellschaft" ansingen, ausgerechnet als Leistungsvergleich für ihre Punkrock-Kumpels von den Donots hernimmt. Einfach mal Spaß haben oder eben was anderes hören.Werde den Drang, Bands im Netz zu zerreißen nie verstehen.
Sowas wie Apokalypse Stehplatz Innenraum ist musikalisch abgegriffen.
Klingt irgendwie als hätten die 'nen Frittenbude-Song von 2010 mit Instrumenten gespielt.
Wenn ich "Hey Ralph" im Radio höre ,läuft es mir Eiskalt den Rücken runter und ich kämpfe mit dem Brechreiz.Ganz Schauderhafte ,mies betextete Mucke! Zum Fremdschämen.....
Als ich das zum ersten Mal im Auto gehört habe, wäre ich fast gegen eine Brückenpfeiler gefahren... freiwillig. So unfassbar schlecht, ich finde keine Worte.
Die Mittelphase ihrer Karriere fand ich gut. Mittlerweile finde ich sie im bestenfall langweilig, im schlechtstenfall leider auch anbiedernd, weil es einfach zu viel des Guten ist, auch wie sie sich auf Social Media und so geben...sicherlich sympathische Typen, aber das muss man den Leuten auch nicht in jedem Artikel/Social-Media-Post klar machen...ich kenne viele sympathische Leute, brauch also keine neuen Freunde...
Es gibt Pascow, Fjort und Captain Planet, Jens Rachhut, Mühlheim Asozial und Knochenfabrik. Soviel Musik, mir ist nicht klar, warum ich mir die hier anhören sollte.
Puh, bin jetzt einmal durch. Dieser komplett übertriebene Einsatz von Chören zerstört sehr viel mMn. Nervt eigentlich schon bei der dritten Nummer. Find das jetzt ehrlich gesagt nicht mehr als ganz klassische Stangenware. Werd das noch ein paar mal pfeifen, bevor ich dann die eigene Review in Angriff nehme. Aber erster Eindruck is: UFFFFFF
wen's interessiert: https://youtu.be/3ew5PYpFEHM