laut.de-Kritik

Willkommen im CBGB: ein Backyard Baby solo.

Review von

Lange Haare, Kajal-getränkte Augenlider und Tattoos ohne Ende: Backyard Babies- und Hellacopters-Co-Founder Andreas Tyrone Svensson alias Dregen verkörpert das ultimative Pin Up-Klischee eines Retro-Rockers. Während sich andere Genrekollegen hinter adretten massentauglichen Uniformen verstecken, trägt der drahtige Schwede sämtliche Branchen-Trademarks mit erhobenem Haupte spazieren.

Auch musikalisch geht Dregen keinerlei Kompromisse ein – weder damals als verschwitzter Kompagnon von Nicke Andersson, noch als Aushängeschild der Backyard Babies, einer der letzten verbliebenen Schweinerock-Speerspitzen aus dem hohen Norden. So verwundert es kaum, dass der erste Pfeil des Mannes aus Nässjö ohne Umwege in Richtung Siebziger abfliegt.

Gleich zu Beginn rotzen trockene Drums und dreckige Gitarren einen Sound durch die Boxen, der an Zeiten erinnert, in denen nasse freie Oberkörper und ungewaschene Langhaarfrisuren auf den Bühnen dieser Welt noch gang und gäbe waren ("Divisions Of Me"). Dazu gesellt sich Dregens über abgedämpfte Rhythmen galoppierendes Organ. Welcome to CBGB!

Es folgt "Just Like That", die erste Single des Albums. Mit Cheerleaderchor und Handclaps im Hintergrund würde der Grooveklopper eine gute Figur im Pausenhof jeder Rock'n'Roll-Highschool-machen.

Drei Minuten später klopft der Blues an die Studiotür ("Flat Tyre On A Muddy Road"). Sehr schön. Weiter gehts mit psychedelischen Alice Cooper- und T.Rex-Kniefällen ("Gig Pig", "Bad Situation", "One Man Army") und satten Arena-Strukturen ("Pink Hearse"), ehe sich Dregen, Danko Jones und John Calabrese in die Arme nehmen, um sich darüber Gedanken zu machen, wie ein Marilyn Manson wohl in der Zeit der Schlaghosen und Plateau-Boots zurechtgekommen wäre ("6_10").

Beim treibenden "Refuse" und dem verspielten Rausschmeißer "Mojo's Club" verbindet Dregen abermals staubig dreckige Riffs und poppige Backings zu einem knautschzonefreien Highway-Spaß mit Feelgood-Garantie.

"Ich bin mehr als glücklich! Ich habe für dieses Album alles gegeben. Es fühlt sich super an", schwärmte der Schwede bereits Wochen vor dem Release. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern, die im Vorfeld einer Veröffentlichung mit ähnlich markanten Zeilen an die Öffentlichkeit treten, lässt Dregen seinen Worten Taten folgen.

Trackliste

  1. 1. Divisions Of Me
  2. 2. Just Like That
  3. 3. Flat Tyre On A Muddy Road
  4. 4. Gig Pink
  5. 5. Pink Hearse
  6. 6. Bad Situation
  7. 7. One Man Army
  8. 8. 6_10
  9. 9. Refuse
  10. 10. Mojo's Gone

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