laut.de-Kritik
Triumphzug mit emotionsgeladenen Melodien.
Review von Jasmin LützBombastisch, enthusiastisch, pompös, sensationell, traumhaft... ja, ich bin begeistert vom neuen Elbow-Album. Dieser vierte Triumphzug aus Manchester übertrifft seine Vorgänger mit emotionsgeladenen Melodien. Und man sollte ihn in vollen Zügen genießen, nicht nur weil der Titel dem verstorbenen Freund und Songwriter Bryan Glancy mit dem Spitznamen "Seldom Seen Kid" gewidmet ist, sondern auch weil die Band vorerst keine Studioplatten mehr herausgeben wird.
Guy Garvey und seine Jungs haben keinen Bock mehr auf Massen-Downloads und Internet-Feilscherei. Ein Grund mehr, sich einen guten Background-Chor zu gönnen, einige Geiger, Cellisten, Trompeter und Bläser ins Studio einzuladen. Drei Jahre haben sich Elbow mit diesem Sound-Vergnügen Zeit gelassen, um Guys Liebesschwüre und betörende Stimme in ein harmonisches Streich-, Blas- und Piano-Bett zu decken.
"Starlings" beginnt die gefühlvolle Komposition mit einer sich aufbauenden Orchester-Orgie. Deren Verneigung sich später auch Jazzgrößen wie George Gershwin zuwendet und Elemente vom ewigen Klassiker "Summertime" beinhaltet ("The Bones Of You").
Wenn der Mann liebt, dann bis auf die Knochen. Eindringliche und sentimentale Geständnisse schreibt Mr. Garvey in poetischen Worten und anschaulichen Metaphern. Ein wahrer Dichter unter den englischen Popbands. "I have an audience with the pope / And I'm saving the world at eight / But if she says she needs me / She says she needs me / Everybody's gonna have to wait..."("An Audience With The Pope"). Ist das nicht wunderschön gesagt? Kann der Mann mich bitte heiraten?!
Derartige, tief romantische Wortattraktionen bietet Guy in jedem Lied. Rührende Melancholie steckt bereits im Titel. Ein lautes Seufzen durchdringt "The Loneliness Of A Tower Crane Driver" oder manchmal auch etwas wütender mit brachialer Tischperformance in der ersten Singleauskopplung "Grounds For Divorce" (im Video auch zu sehen). Der Cocktail aus Soul und Pop umschmeichelt süffig die Seele.
Trotz Trauer und Schmerz mit starkem Alkohol- und Zigarettenkonsum hört man auch immer wieder die lebensfrohen Momente. Neue Lieben und der freudige Nachwuchs sind Themen der Platte. In "The Fix" liefern sich Gast Richard Hawley und Guy ein harmonisches Duett, im Geiste der 40er/50er Jahre-Kneipenfreundschaften.
"One Day Like This" steigert sich am Ende noch mal zur innigen Offenbarung: "Well anyway, it's looking like a beautiful day." Mit der Sonne im Nacken und diesem Album auf den Ohren ist jeder Tag ein wunderschöner Tag. Kann man nur noch hoffen, dass Elbow uns mit komplettem Orchester-Arrangement auf ihrer Konzertreise besuchen.
22 Kommentare
http://youtube.com/watch?v=iL4mywCOJXA
die kritiker sagen: gewinnertyp.
Will ja nicht meckern, aber die Band heißt Elbow.
Hier gibt's das ganze Album als Stream. (http://3voor12.vpro.nl/speler/luisterpaal/…)
Hab's mir selbst noch nicht angehört, erwarte nach "Leaders Of The Free World" aber eine starke Platte.
uh, ich glaub das album ist spitze. danke für den link!
Mirrorball ist groß. Sonst ein sehr konstantes Album mit einigen netten verschiedenen Stilen. Zwei, drei Ausfälle, 4/5 gehen aber dennoch in Ordnung.
großes album, gefällt mir immer mehr, durchgängig gut, entweder 4/5 oder 5/5, schwank ich noch....
Puh, das zweite Album, nach Gisbert zu Knyphausen, das mich in diesem Jahr so richtig packt!
Die 5 hat es sich verdient.