laut.de-Kritik
Aussichtslose Jungs zwischen Blaulicht und der Kunst.
Review von Dani FrommKrieg und Frieden - größere Vokabeln hatte Fard zur Betitelung seines Albums wohl gerade nicht zur Hand. Man muss schon Einiges auffahren, um derlei Begriffe mit Substanz zu füllen, damit man am Ende nicht klein und verloren in einer überdimensionierten Kulisse steht.
Fard steigt, das hat die Vergangenheit längst gezeigt, nicht gerade als überragender Techniker oder revolutionärer Flow-Innovator in den Ring. Trotzdem wirkt alles, das der Ruhrpott-Elitör abliefert, durch und durch glaubwürdig - und damit ausgesprochen stimmig.
Ein Liebeslied an Mama, eins an die Musik. Eine Abrechnung mit der Verflossenen. Dazwischen zwei-, dreimal breitbeinig auf dicke Hose machen. Wieder einmal, arroganter Scheißkerl wie eh und je, "60 Terrorbars" in die Runde rotzen, diesmal in der "Miami Edition". Sich als Rudelboss in Szene setzen - oder wahlweise auch als "Tagträumer", als heimlich, weil sprachlos verknallter Freund ("Zwischen Uns"), der, trotz allem, immer noch eine Ode an die "Hoffnung" im Repertoire hat.
Nein, die Themen erscheinen allesamt ziemlich abgefrühstückt. Um so erstaunlicher, dass Fard den mehrfach umgepflügten Äckern dennoch eine weitere Ernte abringt. An den Interessen und den Problemen von Einwandererkindern hat sich in den seitdem verstrichenen Dekaden nichts geändert: Einer ganze Generation "aussichtslose(r) Jungs, irgendwo zwischen Blaulicht und der Kunst", die sich ungebrochen "Fremd Im Eigenen Land" fühlen, bietet Fard die perfekte Projektionsfläche.
"Muttersprache" bekommt eine besondere Bedeutung, wenn Fard in der seinen, auf Farsi, seiner "Madar" sein Herz zu Füßen legt. "Gottes Werk & Teufels Beitrag", die Geschichte der Flucht der Familie, geht mit eingestreuten Kriegsreportagen, Klagegesängen und den hässlichen Geräuschen fallender Bomben, ratternder Gewehre und splitternder Fenster als das genaue Gegenteil von Halligalli-Rap durch.
Weniger berührend, dafür ausgesprochen amüsant und ungeheuer atmosphärisch umgesetzt: Fard als kläffendes "Alphatier", der seinem "Stamm Der Nazizi's" den gefälligst einzuhaltenden Ehrenkodex diktiert: Letzterem schneidert 3nity einen derart spitzenmäßigen Beat auf den Leib, dass man den Deppenapostroph glatt verzeiht. Gewaltiger, martialischer, plakativer kommt nur noch der akustische Panzer daher, den KD Beatz für die um Snaga und Hamad 45 verstärkte "Ruhrpott Elite" zusammenschraubt.
In "Rap & Ich" nimmt Fard seine langwierige Beziehung zu unser aller Lieblings-Genre unter die Lupe, nicht ohne links und rechts gewissen Bundestags-Praktikanten und Röhrenjeans-Trägern unter seinen Kollegen ans Bein zu pinkeln. Joshimixu hat mit Streichern, Orchester und durchs Bild flackernden Computerspiel-Sounds den angemessenen Schuss Theatralik dafür.
"This is hip hop." Achwas. Daran zweifelt wohl kaum einer, sobald nicht irgendein, sondern der Redman das Maul aufreißt. Schade, dass Koudjo zur Untermalung seines Auftritts offenbar nur ausgesprochen nervige Synthieattacken findet. Der seltsam androgyne Gesang von Julie Lioness irritiert in "Symphonie Meiner Melodie" und, noch schlimmer, in "Hoffnung" dagegen mehr, als ihr Besuch nutzte.
"Yeah - aha!" Ohne diesen Anlauf kommt Fard anscheinend nur schwer in die Gänge, und groovt sich dann auf eher gedrosseltem Tempo ein. "In Seinem Blut" offenbart dafür aber erhebliches Storyteller-Talent. Spätestens, wenn die mit Zuversicht bewaffneten Schutzengel tieffliegend zur Verteidigung der "Hoffnung" ausschwärmen, sollte auch dem letzten klar sein: Fischmob lagen daneben. Männer können seine Gefühle doch zeigen.
27 Kommentare
Redman und Bobby Valentino...nette Features für nen Deutschrapper! Wobei das ja nicht immer für Qualität bürgt, siehe das Redman-Feature auf dem miesen Moonbootica-Track (ja, kein Rap )
bei fard hab ich immer das problem dass er zuviel gleiche songs macht. immer diesselbe thematik. immer ähnliche beatstrukturen
kein schlechter aber auf albumlänge schwierig
Fard ist Übersympath und ein guter Rapper mit guten Inhalten. Kicken tut mich das Gesamtpaket dann aber doch eher wenig - mal gucken wie es mit diesem Album ist, der Akaemiker hat sich nun bei spotify angemeldet und muss nicht mehr auf Promo-Alben warten..
@akademiker (« Yeah, Fard auf 2 in den Trendcharts, guter Junge! »):
dein beitrag dazu? wahrscheinlich nicht vorhanden. also halts maul.
Sodi
komm mal runter von Deinem Höhenflug, Du hast hier gar nichts zu bestimmen. Fard ist ein netter Junge und ich freue mich für seinen Platz 2 - mein Post war gehaltvoller als Deiner, also halt Du Dein Maul, Kellerkind.
@akademiker (« Fard ist ein netter Junge und ich freue mich für seinen Platz 2 »):
ja, dann freu dich mal, du eimer. beim nächsten mal kannste ja 14,99,- investieren, dann haste auch was dazu beigetragen und kannst dich noch mehr freuen.