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laut.de-Biographie

Feine Sahne Fischfilet

Zwei stolze Seiten widmet der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern Feine Sahne Fischfilet in seinem Bericht 2011. Die Band sei "explizit anti-staatlich, wolle "staatliche Strukturen auflösen" und sehe Gewalt als "legitime Handlungsoption in der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner". Feine Sahne Fischfilet sind also eine richtige Punk-Combo mit allem, das dazu gehört: Schrammel-Mukke, Anti-Fa und Bier.

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Das Sextett gründet sich 2007 in Greifswald in der Nähe von Rostock, einer Region in Deutschland, in der Rechtsradikale keine Seltenheit sind. Monchi, Tscherni, Köbi, Mäxer, Champ und Olaf lassen sich aber von Schulhof-CDs, Homophobie und Faschismus nicht einschüchtern. Sie spielen von Anfang an sehr linken Deutsch-Punk und tingeln damit durch die Käffer von AZ zu JUZ.

Die ersten beiden Alben sind fest im Untergrund verwurzelt, verkaufen sich aber dennoch sehr prächtig. "Backstage Mit Freunden" erscheint Anfang 2009, der Nachfolger "Wut Im Bauch Und Trauer Im Herzen" 2010. Musikalisch ändert sich nicht viel. Es gibt punkmäßig auf die Rübe, ab und an darf eine Trompete dazwischen ska-en.

Das Debüt-Album nimmt 2012 die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien unter die Lupe, stellt es aber nicht auf den Index. In einem Interview mit Spiegel Online gibt Sänger Monchi zu, dass ihm viele der frühen Texte mittlerweile peinlich oder zu platt sind.

Das dritte Album "Scheitern & Verstehen" erscheint auf Audiolith und klingt wesentlich reflektierter als die Vorgänger, musikalisch wie textlich. Die Message ist zwar immer noch die gleiche, aber die Worte sind ein bisschen weniger stumpf.

Wenige Wochen vor der Veröffentlichung erscheint der Verfassungsschutzbericht 2011. Die zwei der Band gewidmeten Seiten (mehr, als dem Verfassungsschutz die rechtsradikalen Terroristen wert sind, die sich Nationalsozialistischer Untergrund nennen) stellen sich als hervorragende Werbung heraus und machen auch große Medien wie Spiegel Online und die taz auf die sechs Jungs aufmerksam.

Drei Jahre später kommt "Bleiben Oder Gehen" heraus. Wieder spürt und hört man eine Weiterentwicklung. FSF wirken ausgebuffter, erfahrener und textlich wesentlich ausgereifter.

Die Truppe hat immer wieder mit rechtsradikalen Angriffen zu kämpfen. Veranstalter werden bedroht, der Bandbus attackiert und Schmäh-Aufkleber verteilt. Auf denen sieht man Monchis gespaltenen Kopf mit einem Kot-Haufen obendrauf. Die sechs Jungs machen trotzdem weiter, engagieren sich für die Anti-Fa und gegen Faschos. So verschieben sie extra ihren Tourauftakt im November 2012, um bei einer Anti-Nazi-Demo in Wolgast teilzunehmen.

"Ihr wollt uns einschüchtern – Das schafft ihr nicht / Ihr wollt uns mundtot machen – Das schafft ihr nicht." Ein Statement, das sich nicht nur an das Nazipack richtet, sondern auch an Verfassungsschützer, Mitarbeiter der Bundesprüfstelle und jeden, der irgendwo irgendetwas zu sagen hat.

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Feine Sahne Fischfilet "Punkrock ist mir scheißegal!"
Monchi von Feine Sahne Fischfilet über "Wildes Herz", Heimat, Schubladendenken und Nazis.
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Diese Einstellung stellen Feine Sahne Fischfilet auch 2016 unter Beweis, dem Landtagswahljahr in Mecklenburg Vorpommern. Mit ihrer Kampagne "Noch nicht komplett im Arsch" zieht die Band durch die kleinen Dörfer des Bundeslandes, um dort die Menschen zusammenzuführen, die gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft stehen. Prominente Unterstützung erhalten sie dabei vom Rostocker Marteria und dem Duo Zugezogen Maskulin.

Bei der Landtagswahl 2016 erreicht die AfD fast 21 Prozent. Für die Punker bleibt ihre Aktion aber ein voller Erfolg. "Zwischen all den besorgten Wichsern und Hetzern gibt es hier auch noch geile Leute", schreiben sie im Anschluss der Wahl in ihr Tourblog. Es sei nie darum gegangen, den Ausgang der Wahlen zu verändern, sondern den Menschen in der Provinz ein Gefühl von Gemeinschaft und Rückhalt zu vermitteln.

Während der "Noch-nicht-komplett-im-Arsch"-Tour steht ein Prominenter nicht im Rampenlicht. Der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner begleitet Feine Sahne Fischfilet während der Aktion mit der Kamera und dokumentiert das Leben der Band auf und neben Bühne. Insbesondere Frontmann "Monchi" rückt in den Fokus des Filmemachers, der später mit "Wildes Herz" eine sehr persönliche Dokumentation über den Sänger und seine Band veröffentlicht.

Auch auf ihrem fünften Langspieler "Sturm Und Dreck", der Anfang 2018 erscheint, lassen die Nordlichter ihre Fans nah an sich heran. Mit dem Album schaffen sie es, die Power ihrer Live-Shows auch auf Platte mit anklingen zu lassen, und wirken dabei gefestigter denn je. "Sturm Und Dreck" bleibt ein Statement dafür, dass der klassische Punk auch in modernen Zeiten wunderbar funktioniert.

Der sorgt außerdem dafür, dass Feine Sahne Fischfilet mittlerweile nicht mehr nur auf den kleinen Gigs in der mecklenburgischen Provinz zu Hause sind, sondern auch auf den großen Festivalbühnen in ganz Deutschland. Die Punker wandeln oft zwischen zwei unterschiedlichen Welten, was die Truppe selbst kaum fassen kann. Sie machen trotzdem so weiter wie bisher. "Alles auf Rausch", eben.

Im April 2022 veröffentlicht Monchi mit "Niemals Satt" ein Buch über Selbsterkenntnis, Sucht und den Umgang damit. Wenig später kursieren anonyme Berichte im Internet, die dem Sänger "Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt" vorwerfen. Auch die kurz zuvor ausgestiegenen Band-Mitglieder Jacobus North und Christoph Sell sprechen von "toxischer Männlichkeit" im Bang-Gefüge. Seinen zuvor überaus exzessiven Lebensstil hatte Sänger Gorkow allerdings auch schon selbst in seinem Buch thematisiert. Und nach einer Verleumdungsklage sind auch die Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt bald nicht einmal mehr im Netz zu finden.

Im Mai 2023 erscheint mit dem Album "Alles Glänzt" auch wieder neue Musik.

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Hurricane, 2024 Der Abriss am Sonntag: Monchi und Band.

Der Abriss am Sonntag: Monchi und Band., Hurricane, 2024 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Der Abriss am Sonntag: Monchi und Band., Hurricane, 2024 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Der Abriss am Sonntag: Monchi und Band., Hurricane, 2024 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Der Abriss am Sonntag: Monchi und Band., Hurricane, 2024 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

Hurricane 2018 Vollgas aus der Green Stage.

Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Vollgas aus der Green Stage., Hurricane 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

Palladium, Köln 2018 "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg.

"Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) "Sturm und Dreck" fegten über den Rhein hinweg., Palladium, Köln 2018 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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