laut.de-Kritik

Das Firma-Mitglied überrascht mit viel Gefühl und eingängigen Hooks.

Review von

Es gibt noch Überraschungen in der sonst kalkulierten deutschen Hip Hop-Szene. Und selbst wenn diese nicht durchweg positiv ausfallen, so sorgen sie doch für Spannung. Nimmt man die bisherigen Produktionen von Fader Gladiator und seinen Firma-Jungs zum Maßstab, so hätte das Debut vom inoffiziellen Crew-Mitglied Gianni sehr hart und dramatisch klingen müssen, zumal dann, wenn man noch die Vorliebe der Firma für Mafia-Metaphorik und die sizilianische Abstammung Giannis in Betracht zieht.

Aber weit gefehlt, denn das Album von Gianni glänzt nicht durch wuchernde und wuchtige Barock-Beats und Gangstergeschichten, sondern überzeugt mit schönen Klavier/Streicher-Melodien, die zum Teil sehr gut mit dem Storytelling-Style von Gianni harmonieren. Dazu kommen eine wirklich überraschende Fülle von gesungenen Hooks, die man gerade aus dem Firmenumfeld nicht erwartet hätte, gaben diese doch Anfang '98 mit "Scheiß auf die Hookline" Gegensätzliches zu Protokoll.

Doch der Grad zwischen Tiefgang und Cappucino-Kitsch ist sehr schmal, und so kommt auch Gianni ab und an etwas von der richtigen Spur ab. Was in "Am Fenster" und "Mein Weg" noch in Ordnung geht, rutscht bei "Tief in mir" und "Sag mir" in Söhne Mannheim-Deutsch Rock/Soul-Gefilde ab. Die beiden Songs bilden aber auch die Ausnahme von der Regel, da Gianni oft genug seine Klasse unter Beweis stellt. So zum Beispiel sein "Mambo No.1", auf dem er mit Passagen wie, "wer ist so scheiß heiß, dass er seine Hemden mit der flachen Hand bügeln kann?", die Lacher auf seiner Seite hat. Auch die Freunde des Firmensounds kommen bei den einzigen härteren Tracks "Kasalla" und "Kinder der Strasse" auf ihre Kosten.

Originalität und Mut zum Gefühl findet man im Hip Hop weltweit ja nicht zu oft, deswegen sind unorthodoxe Rapaktivisten wie Gianni so verdammt wichtig, damit nicht alle zu stromlinienförmigen Battle-Rappern verkommen, die Hip Hop dann in eine Sackgasse fahren. Da darf man auch getrost drüber wegsehen, dass Gianni keinen Samy Deluxe-Kool Savas-Flow besitzt.

Trackliste

  1. 1. Der Sizilianer (Intro)
  2. 2. Unter Geiern
  3. 3. Die Entdecker (feat. Nesti)
  4. 4. Am Fenster
  5. 5. Tief in mir
  6. 6. Von Anfang an (feat. Die Firma)
  7. 7. Andere Zeiten
  8. 8. Kamasutra
  9. 9. Kasalla
  10. 10. Kinder der Strasse
  11. 11. Mein Weg
  12. 12. Sag mir
  13. 13. Gianni's Mambo No.1
  14. 14. Der Sizilianer (Outro)

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"Der Sizilianer, hart wie Stein und nicht wie Rama/Vernichte Firmenfeinde wie ein Flugzeug über Yokohama/Wie Shakesspeare bring ich Drama, Tu bar da …

1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Gianni bietet ein gutes Werk, dass man sich sicher mal anhören kann, es aber nicht schafft ganz top zu werden. Lieder wie "Tief in Mir" oder "Sag mir" können locker mit den legendären Hits der Firma oder auch anderen mithalten, doch dem Album fehlen die wirklichen Perlen. In den Insgesamt nur 14 Songs, was zu wenig ist, wird zwar fast alles angesprochen, doch viele Lieder gefallen mir auch weniger. "Kinder der Strasse" passt einfach nicht da rein von der Art des Songs und auch "Kasalla" kann ich wenig abgewinnen, da das Album eher Gefühlvoll ist und dies besser über die ganze Linie geblieben wäre. Daher gebe ich hier 3/5, welche aber sicher hochverdient sind.