laut.de-Kritik
Produzent Rick Rubin weist die neue Richtung.
Review von Jakob RondthalerEin Phänomen sind Gogol Bordello in jedem Fall: Als lockerer Haufen um Sänger Eugene Hutz treten sie seit 1998 als Band auf, nachdem sie gemeinsam auf Hochzeiten gespielt hatten. Neun Jahre später steht Hutz mit Madonna auf der Bühne des Live Aid-Konzerts, um mit ihr den Hit "La Isla Bonita" zu performen. Auf den großen Festivals im Sommer finden sich Tausende tanzwütige Besucher vor der Bühne ein, um gemeinsam auszuflippen, wenn Gogol Bordello auftreten. Und bei "Trans-Continental Hustle" saß Rick Rubin hinter dem Mischpult im Studio.
Nun ist es auch für eine Produzentenlegende kein Leichtes, die kraftvolle, dynamische Live-Show der Gypsy-Punker auf Platte zu pressen – ein verrückter Frontmann, Tänzerinnen und ein halber Wanderzirkus, die die Auftritte der Band zu einem besonderen Erlebnis machen: All das lässt sich im Studio kaum einfangen. Deshalb, so die Presseinfo, habe Rubin die Band immer wieder dazu ermutigt, sich aufs Songwriting zu konzentrieren, dort den Schwerpunkt zu setzen. "Er gibt dir das Selbstvertrauen, immer dein Bestes zu geben, und deine Arbeit reifen zu lassen", so Hutz über den Produzenten.
Es ist Rubin über weite Strecken gut gelungen. "Pala Tute" verrät schon zu Beginn des Albums, welche Richtung Hutz beim Songwriting eingeschlagen hat: Neben die osteuropäischen Klänge sind auf "Trans-Continental Hustle" latein-amerikanische Rhythmen und Gitarren getreten, so, wie es der Song "Alcohol" schon angedeutet hat. Der Gypsy-Einschlag, die so charakteristischen Geigen und das Akkordeon finden sich hier natürlich auch wieder. "Caravan is coming, all guitars are strumming / And says old Gitano: Boy, forget about the bling / Here is a guitara" – textlich bleibt alles beim Alten.
Auch "Sun Is On My Side" entführt einen dank südländisch klingendem Gitarren-Picking eher nach Brasilien als auf den Balkan. Die Songs sind oft zarter instrumentiert, leiser und sauberer produziert als noch auf den vorangegangen Alben. Veränderungen, die man sicher Rubin zu verdanken hat. Ansonsten bleibt fast alles wie gewohnt: schnelle, fröhliche Offbeats wie im Titelsong, und dreckig hingerotzte Chöre ("When Inverses Collide").
"Last One Goes The Hope" ist eingängig genug, um in den Fußstapfen von Vorgängern wie "Start Wearing Purple" zu tanzen. Hits von einem Format, das man auf "Trans-Continental Hustle" ansonsten eher selten findet. Und wenn man sich an die neuen latein-amerikanischen Einflüsse erst mal gewohnt hat, klingt vieles auch wieder ähnlich.
Immerhin: Rubin weist der Band eine neue Richtung – so behutsam, dass ihr der alte Charme nicht verloren gegangen ist. Der südländische Flair steht dem Gypsy-Punk bestens, und das mittlerweile fünfte Studio-Album der Band hat endlich auch neue Facetten aufzuweisen. Der Versuch, dem Songwriting mehr Bedeutung zuzuschreiben, ist nur im Ansatz geglückt. Dass man der Band in jedem Song anmerkt, dass sie viel lieber auf Bühnen in der ganzen Welt anstatt im Studio wäre, ist nicht weiter schlimm – die Besucher ihrer nächsten Konzerte werden es Gogol Bordello danken.
8 Kommentare
Ich musste diese Band mal auf RaR live sehen und hasse sie seit dem wie die Pest. Boah wie ich diese Band hasse ich haaaaaaaaaaaaaaaassseeeeeeeeeeeeee sie!
ich bin direkt weiter zur alterna gegangen
ethnopolkascheiße...soso...ja das klingt nach dem richtigen für rick rubin.
Talava-Zigeuner-Rock für diese mit Recht geliebte mobile ethnische Minderheit.
@Era Vulgaris (« ich bin direkt weiter zur alterna gegangen »):
Ähm die waren ja auf der Alterna -.-
@Sancho (« @Era Vulgaris (« ich bin direkt weiter zur alterna gegangen »):
Ähm die waren ja auf der Alterna -.- »):
2010 aber nicht