laut.de-Biographie
Gold Panda
Brauchten Bands in den 90er Jahren vor allen Dingen ein Label, um ihren Sound rund um den Globus zu verbreiten, so genügt zehn Jahre später ein Laptop mit Internetanschluss. Immer wieder schicken Musiker ihre Tracks vom heimischen Schlafzimmer aus auf die Reise zu den Hörern.
Ein Beispiel, wie erfolgreich man das Medium Internet für die Verbreitung der eigenen Musik nutzen kann, liefert der britische Act Gold Panda, der mit richtigem Namen Derwin Schlecker heißt. Sein Track "Quitter's Raga" bringt es 2009 über Blogs zu einer derartigen Popularität, dass das Stück am Ende bei einigen Musikjournalisten in den Jahrescharts landet.
Das macht natürlich einige etablierte Player im Musikgeschäft neugierig. So darf sich Gold Panda noch im gleichen Jahr über Remixanfragen vom Electro-Kraut-Act The Field und den Indie-Ravern von Bloc Party freuen. House-Altmeister Ewan Pearson packt einen Gold Panda-Remix in das Set für seine Kompakt-Mix-CD.
Ein ziemlicher Karrieresprung für jemanden, der noch kurz zuvor in schäbigen Platten- und Porno-Läden in seiner Heimatstadt Chelmsford gearbeitet hat. Als sei das alles noch nicht genug, erreicht Gold Panda auch ein Anruf von Simian Mobile Disco, die den Newcomer als Einheizer mit auf Tournee nehmen.
2010 gelingt Gold Panda mit seinem sample-geschwängerten IDM-Tracks schließlich den Sprung über den Atlantik, wo Ghostly International sein Album "Lucky Shiner" veröffentlicht. Dort pflegt man ja nicht nur gute Beziehungen zu House- und Techno-Acts wie Matthew Dear, Lawrence und Solvent, sondern bietet auch experimentelleren Künstlern à la The Sight Below und Kill Memory Crash eine Plattform.
Mit den Vertriebsstrukturen von Ghostly International im Rücken setzt die Popularität von Gold Panda ihren Höhenflug fort. Als fleißiger Produzent versorgt der Engländer seine Fans fortan über die bewährten Internetkanäle, aber auch ganz traditionell über die Medien Schallplatte und CD mit neuen Tracks.
Privat lebt er zeitweise in Berlin. Seine Liebe gehört aber Japan. Inspiration für sein 2016er-Album "Good Luck And Do Your Best" findet er bei einer Reise ins Land des Lächelns. Die Platte markiert auch zugleich seinen Wechsel zu City Slang. Unter dem Pseudonym DJ Jenifa versucht er sich auch gänzlich an Houseklängen und veröffentlicht 2019 mit "Jag Trax" ein Album in Eigenregie. Zudem startet er nach der Geburt seiner Tochter eine Therapie, macht viel Sport und schwört dem Alkohol ab. Sein persönliches Wachstum bringt er 2022 mit "The Work" zum Ausdruck, auf dem er einen äußerst entspannten und ausgeglichenen Eindruck macht. Seine Heimat hat er inzwischen in London gefunden.