laut.de-Kritik
Der Bastard fetzt!
Review von Robert PenzKaum zu glauben, aber mit "Whatever's on your Mind" haben Gomez – fünf Musiker, vier Songwriter, drei Sänger - bereits ihr siebtes Studioalbum auf den Markt geworfen. Für die Aufnahmen trafen die über zwei Kontinente verstreuten Bandmitglieder einander irgendwo im Gehölz von Virginia mit dem Produzenten Sam Farrar (Phantom Planet), nachdem man sich zuvor die Songideen gegenseitig durchs Web gejagt hatte, um Befruchtung stattfinden zu lassen. It worked.
Und obwohl das Neugeborene vielleicht ein wenig in Richtung Radioantennen schielt, ist das nicht wirklich ins Auge gegangen. Die Briten bleiben sich treu, tanzen mit Stimmen, sublimen Melodien und Facettenreichtum an und erreichen bereits mit dem zweiten Track – dem getriebenen "I Will Take You There" - den ersten Höhepunkt ihrer aktuellen Zusammenarbeit.
Obwohl er durchaus ruhigere Töne anschlägt sowie jazzige und Electronica-Elemente bemüht: Der Bastard fetzt! Aber auch schon der Opener "Options" zelebriert zuvor richtig gute Laune und kommt mit einer Bescheidenheit, wie wir sie von Gomez kennen und schätzen: "I could settle down, be responsible, be a good man, and learn how to fix things baby, and that’s ok: at least I've got options".
Als dritte Nummer dann das Titelstück - an sich eine etwas zu glatt ausgefallene Ballade, die jedoch vom Reibeisen Ben Ottewells aufgeraut wird und dadurch an Charme gewinnt. Ben Ottewell? Sofort schreiben wir in unser privates "Büchlein der Lebenserfahrung": Man kann also so aussehen, als würde man seit Jahr und Tag im 28. Stock eines Unternehmens für Staubsaugerbeutel IT-Umgebungen konfigurieren und gleichzeitig zu den markantesten Stimmen im Rockbusiness gehören. Das geht. Yes, mit Ottewell hätte man vielleicht sogar dem Schnischnaschnappi-Scheiß den Teufel austreiben können – man weiß es nicht so genau.
Überhaupt ist es nicht ganz auszuschließen, dass das Ausbleiben des richtig großen Erfolgs letztlich dem augenscheinlichen Fehlen von Charisma und Exponiertheit geschuldet ist. Nein, das finale Live-Zertrümmern der immer wieder zum Einsatz kommenden Melodika ist Gomez' Sache nicht. Und so steht man seit inzwischen satten 15 Jahren stets ein wenig im Schatten von Trauerweiden wie Coldplay, Muse & Co. Auch der neue Silberling wird daran nichts ändern und die Band nicht in die vorderste Reihe umtopfen.
Danach folgen noch die beiden Nettigkeiten "Just As Lost As You" und "The Place And The People" mit klarem Fokus auf das rhythmische Element sowie "Our Goodbye", der zweite Höhepunkt des Albums. Der von Ottewell angekratzte Track geht vom Gaspedal, streicht eine bittersüße Ballade um die Ohren und ist richtig zum liebhaben.
13 Jahre nach ihrem Debüt "Bring It On", für das es den begehrten Mercury Price gab, zeigen Gomez, dass sie es immer noch drauf haben und nicht davor zurückschrecken, auch mal das Popmäntelchen im Sommer spazieren zu führen. Das sieht gut aus, ist aber auch kein absoluter Killer. Richtige Hits? Nö! Richtig gute Nummern: "I Will Take You There", "Our Goodbye".
3 Kommentare
wieder nur tote links! so ein schmarrn!
@aleister (« wieder nur tote links! so ein schmarrn! »):
wieso? die, die ich eben durchgeklickt hab, worken.
grü
rope
nix is, alle tot!