laut.de-Kritik

Die Münchner hätten endlich mal den Durchbruch verdient.

Review von

Im Laufe der Jahre gab es immer wieder ein paar interessante Ansätze, Metal und klassische Musik miteinander zu kreuzen. Bei einigen ging das Konzept auf, bei vielen blieb es aber bei einer etwas leblosen Co-Existenz, in der beide Stile nur nebeneinander standen, ohne sich wirklich homogen zu vermischen.

Dass es auch anders geht, zeigen Haggard schon seit ihrer legendären "Once... Upon A December's Dawn" CD, mit der mich vor knapp zehn Jahren ein Kumpel schon nervte. Damals ging mein Horizont noch nicht allzu weit über den klassischen Thrash Metal hinaus, und alles, was irgendwie mit einer Violine aufwartete, war eh schon kaum zu ertragen. Auch wenn es in der Redaktion bestimmt Widersprüche hagelt, aber sogar ich entwickle mich im Laufe der Zeit musikalisch weiter (Kollege Schuh schafft das ja noch nicht mal evolutionär). Somit kann ich mir "Eppur Si Muove" nicht nur ohne Hirnverkrümmung anhören, sondern gewinne der Mucke sogar noch was ab.

Wer in der Schule an dem Tag gerade gefehlt hat und sich fragt, wer der nette Opi mit dem Rauschebart auf dem Cover ist, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um den italienischen Philosophen und Mathematiker Galileo Galilei handelt. Selbiger hat doch tatsächlich behauptet, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht, wie von der Kirche behauptet, umgekehrt. Das fand man damals gar nicht witzig, letztendlich wurde der Mann wegen Ketzerei verurteilt. Die Legende besagt nun, dass er sich mit den Worten "Eppur Si Muove" (zu deutsch: und sie dreht sich doch) zu seiner Überzeugung bekannt hat.

Da sich Haggard schon mit ihren letzten beiden Alben der Figur des Nostradamus angenommen hatten, war ein ähnlich gelegenes Thema wohl die logische Wahl. Auch dieses Mal setzen sie die Geschichte mit teils englischen, teils deutschen und teils lateinischen Texten um. Musikalisch hingegen ist der Anteil der klassischen Elemente im Vergleich zum Vorgänger noch ein gutes Stück angestiegen, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass auch das Ensemble auf inzwischen 20 Personen angewachsen ist. Die Übergänge zwischen den Death Growls von Sänger/Gitarrist Asis Nasseris und dem Sopran von Gabi Koss sind wie immer fließend, und durch die Querflöte und andere klassische Instrumente fühlt man sich hin und wieder an Bands wie In Extremo erinnert.

Doch Haggard gehen einen Schritt weiter, bzw. sind in einer anderen Abteilung, denn mit Mittelalter-Rock hat das nur am Rande zu tun. Schließlich dienen Chöre und Violas nicht nur als modisches Beiwerk, sondern tragen maßgeblich zu Stücken wie "Per Aspera Ad Astra" oder "Herr Mannelig" bei. Somit zählen die Münchner zu den wirklich innovativen Bands, die es endlich mal verdient hätten, den Durchbruch zu schaffen.

Trackliste

  1. 1. All 'Inizio È La Morte
  2. 2. Menuetto In Fa-Minore
  3. 3. Per Aspera Ad Astra
  4. 4. Of A Might Divine
  5. 5. Gavotta In Si-Minore
  6. 6. Herr Mannelig
  7. 7. The Observer
  8. 8. Eppur Si Muove
  9. 9. Larghetto/Epilogo Adagio
  10. 10. Herr Mannelig (Short Version)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Haggard – Eppur Si Muove €12,71 €3,00 €15,71
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Haggard – Eppur Si Muove (CD+DVD) (Ltd.Edition) €15,07 €3,00 €18,07

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Haggard

Schon kurz nachdem Gitarrist und Shouter Asis Nasseri Haggard 1991 in der Münchner Umgebung zusammen mit Drummer Luz Marsen gründet, ist klar, dass …

4 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    [klugscheiß modus]

    Galileo Galilei wurde nicht zum tode verurteilt, sonder er musste seine Lehre wiederufen und wurde unter Hausarrest gestellt (auf irgendnem Landgut).

    [/klugscheiß modus]

    die cd selber hab ich noch ned gehört, aber soviel ich weiß kann man im internet unter http://www.drakkar.de/haggard/ das album anhören, was ich demnächst mal machen werde.

  • Vor 17 Jahren

    ich hörs mir in letzter zeit wieder öfter an und bin wieder genau so begeistert wie zu dem zeitpunkt als ich es zum ersten mal hörte. der satz "sie hätten endlich mal den durchbruch verdient" trifft voll und ganz zu, denn solche musik hört man einfach zu selten, obwohl sie wirklich wunderschön ist.
    das einzige was ich an diesem album nicht verstehe, ist wie "herr mannelig" in dieses album passt.. ich seh da irgendwie keinen zusammenhang zu galilei.

  • Vor 17 Jahren

    Ohja, Hammerplatte, muss ich auch mal wieder rauskramen.
    Wär ich doch damals nur ans Konzi gegangen... :\

  • Vor 17 Jahren

    ich glaube letztens war auch wieder eins, was ich aber erst vor ein paar tagen erfuhr. und das sogar noch in meiner nähe, also in münchen. ich sollte wohl doch lieber mit offenen augen rumlaufen.