laut.de-Kritik
Es riecht nach Kamillentee und Latte Macchiato.
Review von Markus BrandstetterHe wasn't expecting that. Weil Ed Sheeran so beeindruckt von Jamie Lawsons sanftem, unaufgeregt-unspektakulärem Singer/Songwriter-Pop - genauer gesagt seinem Song "Wasn't Expecting That" - war, nahm Sheeran ihn gleich als ersten Act für sein Label Gingerbread Man Records unter Vertrag. Den Song - bereits 2011 auf dem gleichnamigen Album erschienen - packte Lawson gleich als Anfangs-Statement auf den neuen, selbstbetitelten Longplayer. Den berühmten Labelchef wird's gefreut haben. "It was only a smile / But my heard, it went wild / Just a delicate kiss anyone could have missed", singt Lawson dort und gibt gleich die Marschrichtung für den gesamten Longplayer vor, musikalisch wie textlich.
Lawsons Debüt-Album ist von Anfang bis Ende ein souverän durchgezogenes und von Grund auf langweiliges Akustikgitarren-Popalbum mit Herzschmerz- und Aufbaulyrik. Exhibit a: "Oh my friends and lovers, there's something like to say / If you feel like you've lost a little faith along the way / If you ever wonder how you came to be here / I need to tell you that you've got nothing to fear", säuselt Lawson in "Something For Everyone", und setzt fort: "There are reason for the way that this world works / There are reasons and sometimes it still works / Don't worry, don't worry / If you can't find love in this hurry". Selbsthilfe-Lyrik für Kalender bei Barnes And Noble - sogar der Dawson's-Creek-Soundtrack hatte da weitaus mehr Ecken und Kanten.
"Cold In Ohio" ist eine zeitlose 'Wir nennen jetzt mal ein paar Stadtnamen'-Schmonzette: überall kalt, nur neben dir ist es warm. Der besungenen Person wird es gefallen haben. Ed Sheeran bestimmt auch. Gelegentlich gesellen sich zur sanft-freundlichen Unterlegung mit Akustikgitarre, Bass und ein bisschen Schlagzeug auch ein paar Streicher, hier und da auch eine Orgel. Bei "Still Yours" zum Beispiel - hier geht es thematisch um Lawsons Herz und um Soulmates. Es riecht nach Heizdecke und Kamillentee, wenn es ganz wild kommt auch mal nach Latte Macchiato.
Die Arrangements sind auf den Punkt, es passiert nicht zu viel und zu wenig - an Lawsons Stimme gibt es auch nichts auszusetzen. Man nennt das in dem Fall Konfektionsware. Jamie Lawsons Debüt ist ein Singer/Songwriter-Album im langweiligsten Sinn des Wortes, mit Wohfühl-Stammbuchpoesie und ganz viel Kuschelbedürfnis. Dass Ed Sheeran von dieser Platte tiefbewegt ist, ist angesichts seiner eigenen Musik nur wenig verwunderlich. Bewegend ist an Jamie Lawsons selbstbetiteltem Album aber in Wahrheit nichts. Als unauffällige Soundtrack-Hinterlegung für Hochglanz-Romanzen und Hintergrundmusik für Kuschelrock-Fans in Zeiten von milderem Herzschmerz geht es aber sicher durch - in jedem anderem Kontext bereitet Jamie Lawsons Musik aber in erster Linie ein großes Gähnen.
1 Kommentar
Dem stimme ich zu