laut.de-Kritik
Die japanischen Fans gehen ab wie Nakamotos Katze.
Review von Alexander CordasDas elektrische Auge blinzelt durch den altehrwürdigen Budokan Tokios und betrachtet die ausflippenden Japaner. Im Angesicht der Rückkehr des klassischen Line Ups gehen die nämlich ab wie Nakamotos Katze und fordern lauthals die Hohepriester des Metal. Die latschen denn auch zu den Klängen von "The Hellion" auf die Bühne.
Anschließend ertönen die ersten Takte von "Electric Eye", und zwar vom Band, was man nicht wirklich verstehen muss. Ex-Ex-Sänger Halford klammert sich für die Dauer des Songs mit beiden Händen am Mikrofon fest, als könne er von dem erhöhten Podest, auf dem er steht, runterfallen. Er bleibt jedoch standhaft und befreit sich beim fulminanten Stampfer "Metal Gods" sogar ein wenig aus seiner selbst gewählten Stasis. Routiniert, als wären Halford und Priest nie getrennt gewesen, kloppt sich die komplette Band durch ein Best Of-Programm der exquisiten Sorte. "Rising In The East" dokumentiert als erste DVD einen Priest-Auftritt mit dem Mann mit der Fleischmütze.
An diesen Fakt knüpft auch gleich der größte Kritikpunkt an. Andere Bands packen so ein Ereignis liebend gerne beim Schopfe und statten das Paket mit allerlei Firlefanz aus. Extras im Falle Priest: Fehlanzeige. Was hätte man daraus alles machen können. Aber so: Keine Interviews, keine Making Ofs, nix, null, niente, nada, ništa.
Wenigstens darf man das Konzert in einem kräftigen und schiebenden DTS-Sound genießen. In punkto Klang kommt die Aufzeichnung der Perfektion nahe, was wieder einmal Spekulationen Tür und Tor öffnet, wie viel von dem, was da in Tokio von der Bühne ballert, wirklich live eingespielt war. Mit Schaudern denkt manch einer an das Overdub-Festival von "Priest ... Live!".
Was die Performance der Band betrifft, gibt es nichts zu meckern. Die siamesischen Klampfenzwillinge Tipton/Downing liefern soliden Riffsport, Scott Travis und Ian Hill sind auch noch da. Lediglich Halford macht den Eindruck, als habe er entweder überall auf der Bühne Kugelschreiber verloren oder als plagten ihn schmerzhafte Stiche im Rückgrat, weshalb er sich ständig mit starrem Blick auf den Boden nach vorne beugt. Der Verdacht, dass der Gute die Texte vom Teleprompter abliest, entbehrt natürlich jeglicher Grundlage ...
"Rising In The East" bietet über knapp zwei Stunden klassische Metal-Unterhaltung ohne nennenswerte Höhepunkte, jedoch auch ohne Ausreißer nach unten.
1 Kommentar
Ich verstehe nicht, wie Rob Halfords Stimme innerhalb von 3 Jahren so zermürbt wurde. Aber schöne Tracklist. Deal With The Devil, Hellrider und Exciter schaffen es live auch trotz schlechtem Gesang gut zu knallen.