laut.de-Biographie
Kendrick Lamar
"It's time to put Compton on the map", schallte es 1988 aus den Reihen der Niggaz With Attitude. Anno 2011, Jahre bevor der Kinofilm "Straight Outta Compton" jeden und seine Mutter zum N.W.A.-Fan machte, ist dieser Schlachtruf längst verhallt. Doch Los Angeles' berüchtigtster Stadtteil hat noch Einiges zu bieten. Auftritt: Kendrick Lamar, geboren am 17. Juni 1987. Schon als Newcomer positioniert er sich selbstbewusst in einer Linie mit Tupac Shakur und Notorious B.I.G., mit Jay-Z und Eazy E.
Sein fast schon furchteinflößendes Talent lässt solche Parallelen keineswegs größenwahnsinnig, sondern ganz natürlich erscheinen. Schon nach einer Handvoll Mixtapes und einem digital veröffentlichten Album liegt auf der Hand: Mit der Westcoast ist wieder zu rechnen. Kendrick Lamar wächst in den tristen Straßen Comptons auf. In den Problemvierteln der kalifornischen Millionenmetropole Los Angeles saugt er den Vibe der großen Brüder Dr. Dre, Snoop Dogg, Kurupt, DJ Quik und Eazy E auf.
Die Hip Hop-Szene Comptons lebt im neuen Jahrtausend von der Reputation, die sich die Helden des Viertels über Jahre aufgebaut haben. Nach wie vor leidet die Gegend unter der Gang-Gewalt und den Nachwehen der Crack-Epidemie der Achtziger Jahre. Rap bietet, so scheint es, eine der wenigen Möglichkeiten, aus dem Teufelskreis von Armut und Gewalt auszubrechen. Kendrick will diese Chance nutzen. Er nennt sich K. Dot und ruft sich schon im zarten Alter von 16 Jahren mit seinem Debüt-Mixtape zum "Youngest Head Nigga In Charge" aus.
Zu der Zeit besucht Kendrick noch die Centennial High School in Compton, wo er als Überflieger gilt und auch seine spätere Verlobte Whitney Alford kennenlernt. Mit seinen Kollegen Jay Rock, Schoolboy Q und Ab-Soul bildet er nach ersten lokalen Erfolgen eine Crew. Als Kollektiv Black Hippy treten sie auf den Bühnen von Los Angeles auf. Erste Blogs werden aufmerksam und verbreiten die Kunde.
Noch mehr als der Spaß an der Musik bedeutet dem Zugpferd der Formation Ehrlichkeit. Deswegen legt er das Pseudonym K. Dot bald wieder zu den Akten und firmiert fortan unter seinem Geburtsnamen. Kendrick Lamar. Real name, no gimmicks. Die Stadtgrenzen dämmen das gebündelte Talent bald nicht mehr ein. Tech N9ne pickt Kendrick Lamar und Jay Rock 2010 als Support-Acts für seine Tour und nimmt sie mit, quer durch die USA. Kendricks Mixtape "O(verly) D(edicated)" kommt da gerade zum rechten Zeitpunkt.
Bei Jay Rocks Top Dawg Entertainment unterschreibt Lamar seinen ersten Plattenvertrag. Das Label hat einen guten Fang gemacht: Der Neuzugang zeigt sich nicht nur hochmotiviert, er vereint zudem die Stimme von Q-Tip, die Aura des frühen Jay-Z und den Geist von Tupac Shakur in sich.
Das erkennen auch die Großen der Szene. Lil Wayne übermittelt seinen Respekt, Snoop Dogg zeigt sich von seinem Enkel angetan, sogar Dr. Dre lässt verlauten, er halte große Stücke auf den Neuen aus seiner alten Nachbarschaft. Dass sich andere Newcomer, darunter Wiz Khalifa, J. Cole und Drake, um Kollaborationen mit Kendrick schlagen: nur ein weiteres Indiz dafür, dass dieses "Good Kid In A Bad City", so der angekündigte Titel seines Debüts, seinen Weg machen wird.
Der Ritterschlag geht gleich doppelt auf den Rapper nieder. Einerseits verkündet Dr. Dre, er habe sich mit Kendrick höchstselbst in sein Studio eingeschlossen. Nur kurze Zeit später übergeben Snoop Dogg, Kurupt, The Game und ein Haufen anderer Westcoast-Legenden Kendrick Lamar (den Tränen nahe) bei einem Konzert in L.A. höchst offiziell die Fackel.
Mit seinem lediglich digital über die Independent-Klitsche Top Dawg veröffentlichten Album "Section.80" beweist Kendrick im Juli 2011, dass die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren. Das Album erhält weltweit beste Kritiken und manövriert den gerade 24-jährigen Rapper an die Spitze einer neuen Rap-Generation.
Den nächsten Grundstein für seine Karriere legt Kendrick Lamar mit seinem ersten regulären Werk: Das Konzeptalbum "Good Kid, M.a.a.D City" erscheint im Herbst 2012 und animiert Fans wie Kritiker rund um den Globus zu wahren Begeisterungsstürmen. An Kendrick Lamar führt in Hip Hop-Kontexten kein Weg mehr vorbei. Dabei steht der begnadete Lyricist eigentlich noch immer am Beginn seiner Karriere.
Trotzdem wirft er jetzt schon einen Blick zurück: "Ich wollte rappen wie Jay-Z", erinnert er sich - und liefert auch gleich den Beleg dafür, indem er ein altes Mixtape zur Veröffentlichung freigibt, während er an seinem nächsten richtigen Album schraubt.
Spätestens auf "To Pimp A Butterfly" klingt Kendrick Lamar dann auch nicht mehr wie Jay-Z oder sonst irgendwer, sondern nur noch wie Kendrick Lamar. Endlich, freut er sich, habe er genau das Album aufgenommen, das er eigentlich schon als Debüt hatte aufnehmen wollen.
Manchen Fan überfordern die Jazz- und Funk-Einflüsse. Dafür erschließt sich Kendrick Lamar mit seinem Zweitwerk Hörerschaften auch abseits der Hip Hop-Kreise. Satte elf Grammy-Nominierungen sprechen Anfang 2016 eine überdeutliche Sprache. Fünf der Trophäen, darunter die für das Rap-Album des Jahres, gehen im Lauf der Veranstaltung nach Compton.
"Untitled Unmastered" dreht er 2016 eine "Butterfly"-Ehrenrunde, bevor "Damn." im Folgejahr US-Präsident Trump und den rassistischen Teil der amerikanischen Gesellschaft ins Visier nimmt. Anschließend darf sich der Rapper 2018 sogar um den Soundtrack der Geschichte eines schwarzen Superhelds kümmern: Marvel baut für den Soundtrack von "Black Panther" auf Kendricks unbestrittene Kenntnisse.
Dass Kendrick Lamar die Grammy-Verleihung eröffnet, erscheint nur konsequent: "Damn." ist als bestes Rap-Album nominiert, die Single "Humble" gewinnt in den Kategorien "Best Rap Performance", "Best Rapsong" und "Best Music Video", für "Loyalty" gibts noch eine weitere Trophäe.
All diese Lorbeeren verblassen ein wenig gegen die nächste Auszeichnung, die Lamar seiner Kollektion hinzufügen darf: Ebenfalls für "Damn." wird er mit einem Pulitzer-Preis bedacht. Die Urteilsbegründung feiert "eine virtuose Liedersammlung, die ihre authentische Umgangssprache und rhythmische Dynamik vereint und ergreifende Vignetten bietet, die die Komplexität des modernen afroamerikanischen Lebens einfangen".
Auf der Erfolgswelle surfend, tourt Kendrick zusammen mit etlichen TDE-Acts und kollaboriert mit Kolleg*innen von Anderson .Paak über Nipsey Hussle bis hin zu Lil Wayne. Für sein Debüt als Fernsehschauspieler in der Serie "Power" heimst er prompt auch gleich einen Award für seine herausragende Gast-Performance ein: Der Mann kann, so scheint es, einfach alles. 2019 wird er zudem das erste Mal Vater.
Kendrick Lamars ausufernden Touren macht, wie quasi allen seiner Kolleg*innen, die Covid19-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Eine für 2020 geplante Tournee fällt ersatzlos aus.
Die Single "Family Ties" macht 2021 ihrem Titel alle Ehre: Kendrick Lamar gastiert darin auf einem Song seines Cousins Baby Keem. Auf dessen Album "The Melodic Blue" ist er gleich doppelt vertreten.
In eigener Sache nimmt Kendrick Lamar 2022 neuen Schwung, und das gleich auf einer der größten Bühnen der Welt: Seite an Seite an Seite mit Dr. Dre, Snoop Dogg, Eminem, 50 Cent und Mary J. Blige bestreitet er 2022 die Halbzeit-Show beim Superbowl: die beste denkbare Werbeplattform für sein Album "Mr. Morale & The Big Steppers", sein viertes Nummer-eins-Album in Folge. Die umjubelte Tour dazu zieht sich von Juli 2022 bis März 2024 hin.
Außer dem medienwirksamen Beef mit Drake ist danach nicht viel zu hören - bis zum September: Die Ankündigung, Kendrick Lamar werde auch beim nächsten Superbowl für die Pausen-Unterhaltung sorgen, lässt ahnen: Es dürften keineswegs seine einzigen Pläne für 2025 sein.
Zuvor erscheint jedoch Ende November völlig überraschend das neue Album "GNX". Der nichtssagende Titel (benannt nach einem schnellen Auto) und das irgendwie langweilige Cover schreien förmlich – guck mal, Kendrick macht ein normales Album! Das wäre echt das letzte, womit wir alle gerechnet haben.
"I used to wanna rap like Jay-Z - until I finally realized that Jay wasn't me." Stimmt: Der Name Kendrick Lamar steht längst für sich allein und als Synonym für qualitativ hochwertigen Hip Hop. Aus Compton.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Na bekommen da schon welche kalte fueße ach kommt laut.de. wenigstens ne news dass es schon da ist.... review natuerlich noch nicht. nach dem 3. durchgang bitte
Das haettest du am liebsten schon heute Frueh gepostet, als du es zu deiner ueblichen Pitchfork-Morgenwichserei gelesen hast, was?
halt deine fresse du misstkaefer. gibt leute die von morgens bis zum spaeten nachmittag zu tun haben. ausserdem waren andere magazine schneller als pitchi.
Überraschungsalbung: https://itunes.apple.com/us/album/untitled…
STEIFE METTE AM STISO!