laut.de-Kritik

Willkommen an der Nicht Fisch und Nicht Fleisch-Theke!

Review von

Was wird hier eigentlich gespielt? Rap-Image Wechsel Dich, oder wie? Auf ihrem Debüt-Album "School Was My Hustle" präsentierten sich die Kidz In The Hall noch als Vorzeige-Nachwuchs-Backpacker, kokettierten mit der Elite-Schulbildung und erfreuten durch Souls Of Mischief-Referenzen. Nur ein Jahr später teasern sie ihren, auf Duck Down Records erscheinenden Nachfolger "The In Crowd" mit einer unverschämt simplen Down South-Nummer.

Auch wenn "Drivin' Down The Block" Unterleibsbass-geschwängert die Untergrund-Legende Masta Ace samplet, ergibt sich weder Sinn noch Zweck der (kuzweiligen) musikalischen Neuorientierung. Zumal das Instrumental von Produzent Double O mit klassischen Derrty Derrty-Produktionen eines DJ Toomps oder Mr. Colliparks kaum mithalten kann (Gut daran ist eigentlich nur der herrlich düstere El-P-Remix.).

Mit einem schlechten Gefühl im Magen an eine Platte heranzugehen, ist bekanntermaßen nicht die beste Ausgangslage. Insbesondere weil auch der Fakt, dass hier lediglich drei von 13 Nummern ohne Features auskommen, die Stimmung nicht spürbar besser macht. Durchatmen also. Und irgendwie verstehen, wieso denn nun sowohl Blogosphäre als auch etliche Künstlerkollegen die Kidz In The Hall als das nächste große Ding handeln. Ja, wieso eigentlich?

Wir haben hier also eine klassische Prodzenten/Rapper-Konstellation, die sich offensichtlich das Prädikat der Vielseitigkeit ans edle College-Jäckchen heften will. Auf angesprochene Dirty South-Nummer folgt also Gute Laune-High School-Rap mit Gym Class Hero Travis McCoy. Nach Pop-Rap-Schunkelei mit dem bezaubernden UK-Girl Estelle darf Untergrund-Sprössling Skyzoo auf ein überhaupt nicht nach Untergrund klingendes Wir-haben-uns-alle-lieb-Instrumental spucken.

Und eine namhafte Duck Down-Representer-Runde (einmal mehr Sean Price mit herrlicher Scheiß Drauf-Attitüde!) leitet eine drucklose Selbstzweifler-Hymne ein. Herzlich willkommen an der Nicht-Fisch-und-Nicht-Fleisch-Theke!

Wer hat diesen zwei talentierten jungen Menschen bitte den Floh ins Ohr gesetzt, dass man sich unter keinen Umständen weder thematisch noch musikalisch festlegen darf? Ist doch vollkommen legitim, wenn man als Elite Uni-Absolvent nicht vom alltäglichen Straßenhustle erzählt. Das Debüt (wir erinnern uns, mit dem Titel "School Was My Hustle"!) hat doch eigentlich recht schön bewiesen, dass Qualität, Szene-Anerkennung und Rucksack-Rap auch nebeneinander existieren können.

Der ziellose Schubladen-Rundumschlag von "The In Crowd" hätte man eher einem Newcomer-Debüt zugetraut, als einem ohne Frage talentierten Duo, das bei Duck Down unter Vertrag steht.

Das klingt jetzt alles natürlich ganz schön negativ. Eigentlich zu Unrecht, weil der Kidz In The Hall-Sound ja alles in allem recht nett ist. Aber nett ist und bleibt in engem Verwandtschaftsverhältnis mit scheiße und bei der unaufhaltsamen Erderwärmung (Word to Al Gore!) bleibt einfach keine Zeit für nettes Mittelmaß.

Trackliste

  1. 1. Black Out
  2. 2. Paper Trail
  3. 3. Drivin' Down The Block (Low End Theory)
  4. 4. Lucifers Joyride
  5. 5. Snob Hop
  6. 6. Mr. Alladatsh*T
  7. 7. Love Hangover
  8. 8. Let Your Hair Down
  9. 9. Middle Of The Map, Pt. 1
  10. 10. Middle Of The Map, Pt. 2
  11. 11. In Crowd
  12. 12. Pledge
  13. 13. Inner Me

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