laut.de-Kritik
Weltmusik im allerbesten Wortsinne.
Review von Dani FrommAus aller Herren Länder stammen die Vokalisten, die Teka und Manar für ihr gemeinsames Projekt Koalas Desperados im Studio zusammen getrommelt haben. Das Resultat, eine bunte Melange aus langjähriger Produzentenerfahrung, Rap, Toasting und Gesang, geht mühelos als Paradebeweis für die Behauptung durch, Musik eigne sich als universelle, Grenzen überschreitende Sprache.
Fallen derart hochtrabende Floskeln, ist in aller Regel Vorsicht angezeigt. Viel zu häufig kranken Vorhaben dieses Kalibers an Gutmenschelei und Blutarmut. Nicht jedoch, wenn sich zwei Veteranen im Reglerschieber-Geschäft gesucht und (wieder-)gefunden haben, bei denen "gut gemeint" zur Abwechslung einmal nicht zum "Gegenteil von gut" abschmiert.
Nee, nee. Was diese Herren gemeinsam mit ihrer bunten Sängerschar kredenzen, verdient in jeder Hinsicht das Prädikat "besonders wertvoll", handelt es sich doch um Weltmusik im allerbesten Wortsinne. Von Reggae und Dub über Reggaeton zum Hip Hop führt die Reise, bei der lateinamerikanische Rhythmen den Ton angeben.
Babylon war gestern, das herrschende Sprachgewirr erscheint unter kundiger Anleitung der produzierenden Hände eher verbindend als trennend. Was genau gesagt wird - entsprechend, ob sich auf Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Deutsch oder in welcher Sprache auch immer artikuliert wird - bleibt zweitrangig. Weit schwerer wiegen dicke Beats, Groove und Gefühl.
Eine Spoken Word-Einlage zum Auftakt, schon legieren die Vocals von Argentiniens Rude Bwoy Paco Mendoza, Akua Nabu und dem kratzigen portugiesischen Reibeisen Bezegol in "Vengo" Dancehall- und Latin-Elemente zu einer bratzenden Einheit, als sei es nie anders vorgesehen gewesen.
"All Night Long" tickt ein Ska-geschwängerter Takt über blubbernden Effekten, ehe "Ele Fanan" via Percussion einen deutlich afrikanischeren Wind wehen lässt. Erstmals erklingt hier Korbos dunkler, leicht kehliger, Gänsehaut am laufenden Meter generierender Gesang. Er und Jaqee mit ihrer zarten, brüchigen Stimme, die stets leicht quer zu liegen scheint, setzen zahlreiche Highlights.
Schifferklavierklänge illustrieren das Fernweh, in der Maxim in "Willst Du Dabei Sein" jede einzelne Zeile tränkt. Den klagenden "Fado Chopao" begleiten melodisch angeschlagene Akustikgitarre und dezentes Schlagwerk, die klassische Instrumentierung dessen, das als portugiesischer Blues gilt.
Größtenteils gehen die Koalas Desperados jedoch weniger nachdenklich, dafür schweißtreibend und druckvoll zur Sache. Stellenweise regiert der Eindruck, als habe das Reggae-Fieber die Delinquent Habits am Wickel. Wenn der Vorhang fällt und das Allstars-Ensemble zur letzten Verbeugung antritt, haben Teka und Manar mehr als einen musikalischen Beweis geliefert, dass Feingefühl auch bedeuten kann, zur rechten Zeit kräftig hinzulangen.
3 Kommentare
schönes Review, lag hier in der Radioredaktion auch schon eine Zeit herum und hat mir das beschissene Wetter der letzten Woche versüßt.
Keep Marching und Lo Que Tienen sind großartig, das ganze Album unaufgeregt vielfältig.
Die Vier gehen absolut i.O.
Großes Kino
Habs mir bestellt, nachdem mich der myspace-player extrem in Verzückung geraten hat lassen.
Allein schon für ein Intro des Legalize Eucalyptus heißt ohne blödsinnige Musik zu machen gehört ihnen schon ein Preis.
Evtl Sommeralbum 09 bei mir, wir werden sehn!
Danke für den wertvollen Tipp ...