laut.de-Kritik
Dieses Mixtape ist das allerletzte.
Review von Max BrandlDie schlechte Nachricht gleich vorweg: Dieses Mixtape ist das allerletzte. Das allerletzte Release des Traditionshauses Optik Records. Der Rest ist dagegen frohe Kunde von positiver Natur. Ja, trotz Mixtape-Fassade liefert man Album-Substanz. Ja, trotz Labelschließung beweisen die Artists Startschuss-Motivation. Und ja, allen Unkenrufen zum Trotz verteidigt Kool Savas seine Position am Rap-Siegertreppchen.
Zustande gekommen ist die Platte in etwa so: Die gesammelte Optik Army hat sich für mehrere Wochen in Savas' Haus verbarrikadiert und die Fortsetzung der John Bello Story erdacht, produziert und eingerappt. Herausgekommen ist dabei nicht liberales Kommunen-Liedgut mit mixtapeüblichen Qualitätsschwankungen, sondern ein angenehm integer klingender Querschnitt durch eine über die Jahre zusammengewachsene Mannschaft.
Oder um es mit einem früheren Zitat vom Chef auf den Punkt zu bringen: "Rap aus einem Guss." Letzterer rollt nach wie vor über Hip Hop wie ein Bus. Sein Alter Ego "John Bello" tut Savas dabei hörbar gut: Deutlich lockerer und experimentierfreudiger geht er in dieser Rolle an die Sache heran, ohne dabei seinen kantigen Flow sowie die Druckluft-Spitkunst und Punchlinedichte zu vernachlässigen. Es beweist sich außerdem einmal mehr, dass er am meisten auftrumpft, wenn er mit anderen Künstlern zusammenarbeitet. Es gilt nach wie vor: "Halbe Lieder fallen mir schneller ein als ganze Bücher!"
Genau an dieser Einbettung scheiden sich denn auch die Geister. Was Battlerap-Puristen zu weichgespült, zu verwaschen, ja zu R'n'B daherkommt, bietet breiter aufgestellten Hip Hoppern abwechslungsreiche Unterhaltung. Die Single "Krone", in der Goldkehlchen Moe Mitchell zwischen der asphaltierten Savas-Syntax und Franky Kubricks Samt-Stimmbändern die Hook eincremt, möge hier als plakatives Beispiel dienen. Am anderen Ende der Fahnenstange beweist S-A-V zusammen mit Caput und Mitchell (aka Sizzlac) in "Belloman", dass es auch ohne Gesang geht – von der Hommage an Rihannas "Umbrella" mal abgesehen.
Seiner Verbundenheit zum Rap-Ursprungsland zollt Savas mit dem 40 Glocc-Feature "Charisma" Tribut. Der Gastgeber brilliert zusammen mit seinem Gast aus dem G-Unit-Umfeld auf dem imposantesten, weil mit Hörnern und Megadrums ausstaffierten Beat der Scheibe – U.S.-Style galore. Wummernde Synthie-Hydraulik erwartet einen in "Brainwash", wo ein leger ausgebremster Kaas einem verbal recht ausgelassenem, sprich: bellohaften Savas gegenübersteht. Das siebenminütige "Der Beweis 2" ist Gäste-Großereignis und Beat-Retrospektive in einem, tatsächlich ein "Mammut-Remix", ein würdiger Abschluss.
Das gemeinschaftliche Einschließen in die Hütte des Namenspatronen hat sich also gelohnt, der Thronfolger des meistverkauften deutschen Mixtapes "John Bello Story 1" ist der dahinscheidenden Optik-Crew gelungen. Keine fünf Punkte zwar, aber für ein so hochqualitatives Mixtape durchaus beachtliche vier davon. Ein weiteres Zitat veranschaulicht den Gesamteindruck recht gut: "Savas hat dafür gesorgt, dass deutscher Hip Hop auferlebt, gekreuzigt, getötet und gemacht, dass er wieder aufersteht." Da steckt viel Wahrheit und Liebe drin, so hunderprozentig schlüssig gerät das Ding aber dann doch nicht.
86 Kommentare
Zitat (« Es beweist sich ausserdem einmal mehr, dass er am meisten auftrumpft, wenn er mit anderen Künstlern zusammenarbeitet. Es gilt nach wie vor: "Halbe Lieder fallen mir schneller ein als ganze Bücher!" »):
wenn ich neben Moe Mitchel als Sizzlac rappen würde, würde ich auch am meisten auftrumpfen, da muss man man schon nen schweren Sprachfehler haben um da noch zu unterliegen.
Wertung ist völlig überrissen, konnte kaum einen Track durchhören, weil in fast jedem irgendein unhörebarer Part, Hook oder sonst was ähnlcih wackes verarbeitet wurde. Savas Parts sind schwer ok, wenn man sie einzeln rauscutten und nen Mixtape draus machen würde. Aber der Rest der Optik Army ist unhörbar. Mit Ausnahme von Erc und Kubrick vielleicht.
2/5 mehr nicht.
was mir besonders auffällt, ist die tatsache, das kks irgendwie nichts (mehr) zu sagen hat...immer nur der gleiche belanglose blubb blubb...
soundtechnisch ist es recht gut geworden...die problematik mit den optik homies ist ja auch nix neues...hätte 2/5 gegeben.
naja, wann hatte savas mal was zu sagen.?inhaltlich war das nie so dolle, aber es waren coole punchlines, starker flow und keine schlechten R'nB tracks.
Der beste Teil von der "John Bello" Triologie !!!
Der beste Teil der John Bello Story !!!
„Die John Bello Story II“ bedeutet in der Retrospektive in erster Linie Selbsttherapie für Savas. Nach den doch eher wenig aufregenden Releases der beiden vergangene Jahre, die sich auch für seine Verhältnisse recht schlecht verkauft haben, suchte Savas auf dieser Spielwiese seine Spielfreude und Kreativität, die ihm zwischen all den Optik-Strapazen abhandengekommen ist. Auf diesem Sampler finden sich viele kurzweilige und unterhaltsame Kollabos wieder, die auch nach vielen Jahren immer noch Spaß machen und mit denen SA tatsächlich seine selbst auferlegten Fesseln sprengen konnte. 3/5.