laut.de-Kritik

Der Popsänger ertrinkt im eigenen Pathos.

Review von

Im Interview mit laut.de sprach sich Laith Al-Deen für das Dick Brave-Konzept aus, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Derartiger Innovationsdrang schlägt sich auf das neueste Machwerk des irakisch stämmigen Sängers allerdings nicht nieder. Na gut - die proklamierte Heavy Metal-Karriere wäre sicherlich nicht so lukrativ, und man will ja auch keine Fans verschrecken. Zumal das Wachsen einer ordentlichen Metal-Mähne eh mehr Zeit in Anspruch nähme, als sich das Naidoo-Konkurrenzprodukt für das Aufnehmen eines Albums lässt.

Natürlich beherrscht sein Songschreiberteam die Spielregeln der massentauglichen Popmusik bis ins Detail. Die Melodielinien erweisen sich als ebenso simpel wie einprägsam, das Arrangement zieht die Standardinstrumentalisierung mit Gitarre, Keyboard, Piano auf Albumlänge durch, gerne auch mal mit Synthies durchsetzt. Wo beispielsweise Madonna dem Zahn der Zeit zumindest in Hinsicht auf fette Bässe Tribut zollt, hält die Al-Deen Kapelle strenge Nulldiät ein. Musik so unschuldig und pädagogisch wertvoll wie das Sandmännchen - nur leider auch ebenso einschläfernd.

Im Vergleich zur letzten Scheibe "Für Alle" ist "Die Frage Wie" erschreckend monoton ausgefallen. Natürlich gibt es einzelne Farbtupfer in dieser popmusikalischen Grauzone - "Damit Ich Wieder Schlafen Kann" wirkt mit seinen seltsamen Gesangseinlagen wie von "Life In A Northern Town" abgekupfert, glücklicherweise ohne die Brechreizgarantie. "Frag Nicht" startet zwar so flott wie ein gutes Jamiroquai-Stück aus dem letzten Jahrzehnt, doch die vielversprechenden Anfangsakkorde des Jazzpianos weichen schon nach wenigen Sekunden gähnender Langweile.

Einen weiteren Pluspunkt konnte Al-Deen in der Vergangenheit mit seiner textlichen Vielfalt sammeln. Er ließ sich nicht in das Pop-Korsett aus Liebe, Schmerz und Verlust zwängen, sondern behandelte ab und an grenzwertige Themen wie beispielsweise Kindesmissbrauch. Auch "Die Frage Wie" begräbt den Hörer nicht unter einem Teppich aus Rosen und pinken Herzchen. Al-Deen mag es, seine Hörer direkt anzusprechen. "Spürst du nicht auch...?", oder "Kannst Du...?" bzw. "Du bist allein gekommen..." oder "Du kennst mich gut..." bilden oftmals den Beginn seiner Stücke. Wenn man von 'seinen' Stücken reden kann: unter Mitarbeit des Sängers selbst entstanden lediglich drei Texte. Was nicht heißen soll, dass sich das Schema seines Kreativteams großartig von Al-Deens eigenem unterscheidet.

Und das vermag durchaus zu faszinieren. Statt klaren Aussagen gibt es einen Haufen pathostriefender Phrasen, mit dem tollen Nebeneffekt, dass sich jedermann mit ausreichend Phantasie wunderbar damit identifizieren kann und sich richtig verstanden fühlt. Variabel, anschmiegsam, beliebig. So ähnlich funktionieren Horoskope auch.

"Du kennst mich gut, und weißt an was ich denke: Wir hätten es gekonnt und haben’s nicht getan." Dass diese Zeile, so passend sie erscheint, ausgerechnet den Anfang für ein Lied namens "Warten Und Schweigen" bilden darf, ist der einzige Geniestreich der Scheibe. Obwohl beispielsweise der Titeltrack durchaus Chartpotential aufweist, geht "Die Frage Wie" als bislang schwächstes Ergebnis aus dem Schaffen des Sängers hervor.

Trackliste

  1. 1. Ruhe
  2. 2. Leb Den Tag (Radio Mix)
  3. 3. Sag Mir, Dass Du Es Bist
  4. 4. Die Frage Wie
  5. 5. Ich Bin Mir Sicher
  6. 6. Halt Mich
  7. 7. Warten Und Schweigen
  8. 8. Damit Ich Wieder Schlafen Kann
  9. 9. Tage Fallen Wie Blätter
  10. 10. Frag Nicht
  11. 11. Liebe

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2 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Kann mich der Kritik überhaupt nicht anschließen. Bei mir läuft die Scheibe zur Zeit rauf und runter, die Melodien gehen ins Ohr und es macht einfach Spaß, Laith singen zu hören. Vom starken Eröffnungstitel "Ruhe" bis hin zur textlichen Hommage an Hermann Hesse mit träumerisch-musikalischer Untermalung in "Liebe" ist das Album durchwegs gelungen und bietet einige herausragende Lieder, die meiner Meinung nach zum Besten gehören, was Laith und seine Band je geschrieben haben: "Leb den Tag", "Sag mir, dass du es bist", "Die Frage wie", "Tage fallen wie Blätter" ... Einfach tolle Stücke. Kann nur jedem empfehlen, der Platte entgegen der schlechten Kritik eine Chance zu geben. Es lohnt sich wirklich. Vielleicht muss man nur ab und an ein bisschen genauer hin hören.

  • Vor 13 Jahren

    Ich kann mich hier so mancher Kritik nicht anschließen. Hier das beste Beispiel: Die Frage Wie ist eher mit das stärkste Album von Laith, nicht das schwächste!