laut.de-Biographie
Limp Bizkit
Als Korn 1995 durch die USA touren, machen sie Zwischenstation in Jacksonville, Florida. Das ist zufällig auch die Heimat von Tätowierer und Frontmann Fred Durst und seinem Bass spielenden Freund Sam Rivers. Die hatten im Vorjahr die Rapcore-Band Limp Bizkit gegründet - mit Drummer Sam Otto und Gitarrist Rob Waters, nach kurzer Zeit durch Wes Borland ersetzt.
Korn-Basser Fieldy möchte sich die Haut von Durst verzieren lassen, der Rest gilt heute als New-Metal-Geschichte: Die beiden freunden sich an, nachdem Durst seinem Kunden ein Demotape aufs Auge gedrückt hat. Besagtes Demo landet auf dem Schreibtisch von Korn-Produzent Ross Robinson (auch Fear Factory, Deftones, Slipknot) - die Initialzündung für den Start der vielleicht größten Genrekarriere mit über 50 Millionen verkauften CDs.
Auf gemeinsamer Tour mit den Deftones und House Of Pain werben Limp Bizkit, die zunächst bei Interscope unterschreiben, deren Member DJ Lethal für den obligatorischen Plattendreher-Job ab. Via Ozzfest- und Family Values-Tourneen landet das noch im eher rauen Gitarren-Gehege angesiedelte Debüt "Three Dollar Bill Y'All" in den US-Top 25. Der Nachfolger "Significant Other" erobert dank eifrigen Airplays in Rap- wie Rockradios gar die Billboard-Pole. Features mit Method Man und Scott Weiland (Stone Temple Pilots) tun ihr Übriges.
Binnen nicht einmal zweier Jahre etablieren sich Redcap Durst, der stets in weißem Makeup auftretene Borland und Co. auch abseits des rein musikalischen Geschehens. Wie Korn etwa fungieren auch die Bizkits als Werbeschilder für führende Skate- und Sportswear-Marken.
Durst versteht sich darüber hinaus als hyperaktiver Tausendsassa: Er selbst dreht die Videoclips, versucht sich auch als Regisseur und Schauspieler, besitzt mit Flawless Records ein eigenes Plattenlabel und genießt überhaupt die Aufmerksamkeit, die ihm die großen Musiksender sukzessive schenken.
Auf Tour mit Kid Rock lässt sich der medienaffine Shouter/Sänger (ab "Siginifcant Other" dann andersherum) zu herablassenden Statements gegenüber vorproduzierten Popstars ab und gibt überhaupt bei jeder Gelegenheit den dissidenten Antihelden. So übernimmt er live das Bühnendesign. Das resultiert dann mitunter in einer riesigen Toilette onstage, auf der der Ex-Navy ganz den Outsider ("I am a piece of shit, and my band is a piece of shit") mimen kann. Passend dazu vergnügt sich auch das dritte Album "Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water" mit anzüglichen Anspielungen auf Körperöffnungen und -flüssigkeiten.
Besonders an Christina Aguilera und Britney Spears reibt sich Durst medial ausgiebig ab, wenn er sich nicht gerade mit Creed-Fronter Scott Stapp prügelt oder sich sonstwie im Diss-Biz übt. Mit Spears, dies behauptet Durst bis heute, habe er außerdem Intimitäten ausgetauscht.
Ein Sextape, das Durst beim Act mit einer unbekannten Blondine zeigt, untermauert sein Bemühen um großtmögliche Pimpness nachhaltig. Nichtsdestrotrotz oder gerade drum: LP3 bricht sämtliche Rockrekorde, als es in der ersten Veröffentlichungswoche die sagenhafte Zahl von einer Million Platten verkauft.
Im Oktober 2001 nimmt Hauptsongwriter Wes Borland auf dem Höhepunkt des Erfolgs nach Egostreitigkeiten erstmals seinen Hut. Sein Heil sucht er in der Formation Black Light Burns, wo auch Danny Lohner von Nine Inch Nails und Drummer Josh Freese von A Perfect Circle spielen. Fred Durst beginnt sogleich, einen adäquaten Ersatz zu suchen, was aufgrund Borlands Eigenschaften und Charisma allerdings ein schweres Unterfangen darstellt. Er findet ihn erst zwei Jahre später nach zahlreichen publicity-wirksamen Fan-Castings im Profilager: Ex-Snot-Gitarrist Mike Smith.
Durst avanciert unterdessen zum Senior Vice President bei Interscope und signt die Neogrunger Puddle Of Mudd. Jedoch geht mit Ausscheiden von Borland ein Riss durch Kritiker wie Fanscharen. Das Schisma zwischen Megalomanie und guter Popmusik wird immer tiefer, was sich auch daran zeigt, dass außer Remixen alter eigener Songs "New Old Songs", dem faden Best Of "Greatest Hitz" und dem balladenträchtigen Semiflop "Results May Vary" (2004) musikalisch nicht viel passiert. Letzteres ein Album, von dem der Frontmann höchstselbst sagt, dass es nicht unbedingt ins Regal jedes Anhängers gehöre.
Für das nur vermeintlich rauere "The Unquestionable Truth (Part 1)" - ein zweiter Teil dieser EP sollte niemals folgen - einen Borland und Limp Bizkit 2005 wieder Kräfte, kurze Zeit später ist aber schon wieder Schluss. Auf Tour mit Metallica buhen die Zuschauer Limp Bizkit aus, woraufhin Durst den Gig nach sechs Songs beleidigt abbricht. Bis Ende 2008 nimmt sich die Band eine inoffizielle Auszeit und sucht weiter ihren Platz im neuen Jahrtausend.
Davon zeugt auch eine weitere Veränderung im Line-Up der Band. Wegen Drogenproblemen liefert sich Drummer John Otto zwischenzeitlich selbst in eine Reha-Klinik ein. Als Ersatz setzt sich bis zur Wiedergenesung Sammy Siegler hinters Limp-Kit, der bisher vor allem in Hardcore-Formationen von sich reden machte. Siegler spielte gemeinsam mit Walter Schreifels bei den New Yorker Straight-Edge-Helden Gorilla Biscuits und bei dessen Rival Schools. Später nahm er für Youth Of Today und Glassjaw hinter dem Drumset Platz.
Und wie das eben so ist bei Limp Bizkit: So ganz ohne kann (man zumindest als Bandmitglied) auch nicht. Anfang 2009 bestätigen Fred Durst und Wes Borland, zusammen mit dem alten Stamm Otto/Rivers/Lethal erneut an neuen Songs zu arbeiten. Unter einer Welttournee rühren die gereiften Herren natürlich keinen Finger mehr.
Die Originalbesetzung startet umgehend mit den Arbeiten am fünften Studioalbum, lässt die Fans jedoch lange zappeln. Erst im Juni 2011 erscheint "Gold Cobra", die lang erwartete Comeback-Platte über Interscope. Trotz der hohen Erwartungen landen Limp in der ersten Verkaufswoche in den USA nur auf Platz 16 der Billboard-Charts, in Deutschland reicht es hingegen für die Poleposition.
Als Konsequenz der geringen Verkaufszahlen löst das Universal-Sublabel kurzerhand den Plattenvertrag Ende 2011 mit sofortiger Wirkung, was Durst jedoch recht gelassen hinnimmt. "Bei 'Gold Cobra' war es für uns ein wesentlicher Punkt, ein Album für uns selbst und für die Hardcore-Fans zu machen", erklärt er in der US-Radioshow Poolside. Die Band sei froh, endlich unabhängig zu sein.
Der Rauswurf zeigt, dass Limp Bizkit ihren Zenit ähnlich wie P.O.D., Korn und andere Nu Metal-Bands überschritten haben. Die mauen Verkaufszahlen der Platte stehen jedoch nicht unbedingt stellvertredend für die Gesamtkarriere der fünfköpfigen Truppe. Schließlich verbuchen die alternden Rocker mit ihren weltweiten Festival- und Hallenshows live nach wie vor große Erfolge.
Seit Februar 2012 sind die Kekse im Artistroster von Lil Waynes Label Cash Money Records gelistet. Im April heißt es plötzlich, DJ Lethal und Drummer Otto würden nicht mehr zur Band gehören - von Drogenproblemen ist die Rede. Während Ottos Rauswurf gleich wieder vom Tisch ist, kehrt Lethal nach einer Entschuldigung erst im Oktober zu Limp zurück, steigt kurz danach aber schon wieder aus. 2013 erscheint der siebte Studiooutput "Stampede Of The Disco Elephants", Ross Robinson produziert mal wieder.
"Endless Slaughter" (2014) währt unterdessen tatsächlich endlos, bis 2021 mit "Limp Bizkit Still Sucks" sogar wieder ein neues Studioalbum erscheint.
12 Kommentare mit 31 Antworten
Weltraumäffchen, steh mir bei und tröste mich.
Seh ich grad so auf Facebook, dass ein Bekannter beim Limp Bizkit Konzert ist und postet so, dass die Vorband echt kacke sei. Ich recherchiere so, bis ich auf der Website der Veranstalter lese: "Support: Mother's Cake".
Ich glaub ich fühl mich grad zum ersten mal, wie einer der Fanbois, die hier ihren Dampf ablassen, wenn man jemand was über Bon Jovi oder Marillion sagt.
MOTHERS CAKE SIND SCHEI?E UND STINKEN NACH BJ
1111elf
Die Kombination ist auch schon recht arbiträr.
Ja, kann mir das höchstens so erklären, dass der Veranstalter Limp Bizkit selbst beschissen findet und die Konzertbesucher bekehren wollte.
War ein sehr emotionaler Moment für mich, weil Shit Bizkshit wirklich die einzige Band ist, für die ich null Tolerant aufbringe und Mother's Cake zu den interessantesten und vielseitigsten Bands gehören, die ich in den letzten Jahren wahrgenommen habe.
Hab schon beim Konzert die Limp Bizkit Tourplakate gesehen, dachte mir aber: Sei ein Ehrenaffe und verschweige dem Morpho diese Schande. Na toll.
mother's cake hatten als vorband auf nem anathema-konzert in köln gespielt. hatte sie verpasst und nur vom foyer aus ihre letzten paar minuten mitgehört und mitgesehen, bevor dann anathema auftraten. sah aus der entfernung nach ner guten show aus und krachte ordentlich, aber passte halt einfach nicht zu anathema und zu meiner stimmung und erwartungshaltung. warum genau würdest du sie empfehlen und hast du anspieltipps?
Ein Anspieltipp ist dieses Video hier am Stück. Und warum ich sie empfehlen würde, erschließt sich einem dann selbst, oder eben nicht. ^^
https://www.youtube.com/watch?v=sOd154X302Y
Puh, ziemlich genrefremder Tobak.
Morpho, achte bitte wieder vermehrt auf deinen "Output", sonst muss dein Ehrenmann-Status eventuell überdacht werden!
#DrachenlordUnbesiegt
Diese Kommentarapalte ist eindeutig unterbewertet und sollte reevaluiert werden!
Seh ich ähnlich. Aber bitte ohne Craze.
Grad den Link von Dir da oben angeklickt...direkt auf meine Tastatur gebrochen.
wo bleibt der meilenstein für 3 dollar bill yall? ich kann es kaum fassen
wo soll das album denn bitte ein meilenstein sein? du bist lustig - kobold
Wir wissen, dass du es bist
wenn dann für significant other
ja seh ich auch so. Wobei das eigentlich auch nicht. Ich finde eh dass die MS auf laut mittlerweile zu leichtfertig vergeben werden
Machts gut Bizkit Heads! Bleibt so strong!!
Laut bleibt Bizkit
Da braut sich wohl erneut was zusammen, tatsächlich ...
was hier geschrieben wird ist lächerlich. Als würde sich bei LB je nochmal was zusammenbrauen. Die leben seit 30 Jahren von ihrer Legacy gefühlt. Paar deutsche Fanboys meinen dass die Jungs plötzlich wieder on top sein werden und auf den Bravo Covers landen oder was?
Dauernt krasse Vorfreude dannn Enttäuschung, ich lache euch aus