laut.de-Kritik
Der richtige Track zur richtigen Zeit kann Leben retten.
Review von Dani FrommSeinen Traum leben zu dürfen - das wünscht sich im Grunde doch jeder. Nur einige agieren aber konsequent genug, um dem erstrebenswerten Zustand, als Professional Dreamer ein Auskommen zu finden, wirklich näher zu kommen. Von den wenigen, die es geschafft haben, machen sich noch weniger tatsächlich bewusst, welch rares Glück sie genießen.
In den Looptroop Rockers bekommt man es mit seltenen Exemplaren zu tun. Sie wissen, dass es eine Gnade bedeutet, seine Liebhaberei zum Beruf ausbauen zu dürfen - und feiern dieses Geschenk in vollen Zügen. "My work is a dream, my work is to dream, so call me a dreamer, call me dream weaver, naive believer, I'm still an achiever, professional dreamer."
Herzblut steckt in jeder Note, die Produzent Embee seinen Reglern entlockt. Seine vielschichtigen, alleweil ein wenig melancholischen Beats leben von scharfen Kontrasten und der Liebe zum Detail. Allein im instrumentalen Opener steckt mehr Einfallsreichtum, als ihn manch anderer Kollege für ein ganzes Album auffährt.
Der wattige, weiche, einlullende Sound kreiert eine unwirkliche Atmosphäre. Instrumente und Melodien schleichen sich ein, verschwinden aber bereits wieder im träumerischen Nebel, ehe man sie richtig zu fassen bekommt. Leise klackert ein Tischtennisball vorbei ...
Schier unmerklich verdichtet sich die Substanz und wird kompakter. Upps, wir sind ja schon mitten im Titeltrack. Die drei Rapper haben leichtes Spiel: "Embee already knows what the album 'pose to sound like", schallt es aus "Magic". "So all I gotta do is focus on laying my rhymes tight." Als wäre das weiter nichts, demonstrieren Promoe und Supreme, wie wenig sich Biss und gelassene, routinierte Smoothness gegenseitig ausschließen. "The music woke me up, now I'm back in this right here, and I'm a team player, I need these guys", meldet sich der zwischenzeitlich abtrünnige Cosmic zurück an Bord. "Thanks for holding the seat."
Wieder zu dritt, brennen sie ein Feuerwerk dessen ab, womit Looptroop schon rockten, lange ehe sie explizit die Rockers im Namen führten: knackige Reime mit Tiefgang. Das einzige, das sich diesem Album vorwerfen lässt: Die Ästhetik bleibt immer dieselbe. Obwohl die verschiedensten Stile einfließen, schwingt "Professional Dreamers" durchgehend auf einer Frequenz.
Thematisch wechseln die MCs immer wieder vom Privaten ins Öffentliche. Die Verknüpfung mit am eigenen Leib Erlebten verleiht politischen Forderungen zusätzlichen Nachdruck. So nimmt beispielsweise "On Repeat" die immer wiederkehrende unheilige Allianz aus Dummheit, Ignoranz und Frendenhass aufs Korn.
Die beiden zusammenhängenden Nummern "Sweep Me Away" und "Blow Me Away" dagegen beleuchten Beziehungen in all ihren Stadien. Embee untermalt das Erzählte mit zunehmend in den Vordergrund tretenden Dancehall- und Dub-Elementen. Der Gefahr, sich bei allzu persönlichen Texten in für Außenstehende uninteressanten Familienangelegenheiten zu verzetteln, begegnen Promoe und Kollegen fast überall ziemlich gekonnt, indem sie ihren Nummern größere, auf anderer Leute Situationen übertragbare Botschaften mit auf den Weg geben.
So handelt "Joseph" eben nicht ausschließlich von den drei skizzierten Schicksalen, sondern birgt eine Erkenntnis, die wohl jedem Musik-Fanatiker schon irgendwann einmal wie ein Kronleuchter aufging: Der richtige Track zur richtigen Zeit kann Leben retten - oder ein verfahrenes Leben zumindest in eine neue Richtung treten.
Oldschool-Hip Hop-Heads kommen unter anderem im höllisch treibenden "Do" oder in "El Classico" auf ihre Kosten. Kindliche Lalala-Gesänge treffen in "Any Day" auf Synthies und Scratches. "This Music Sounds Better At Night" behaupten Looptroop über einen leicht R'n'B-lastigen Titel. Die Nummer funktioniert dennoch auch in gleißendem Sonnenlicht prächtig.
Den Writern dieser Welt schreiben die Schweden mit "Darkness" eine weitere Hymne auf die kapuzenpullivermummten Leiber. Ehre, wem Ehre gebührt: "The words of the prophets are written on the subway walls and tenement halls", das wussten schließlich sogar schon Simon & Garfunkel.
4 Kommentare
Schön mal wieder Hiphop-Uptemobeats zu hören, die nicht Peinlich sind. Kann man sich gut anhörn, denn auch die ruhigeren Tracks gehen gut ins Ohr. Wird wahrscheinlich zusammen mit DJ Vadim der Sommersoundtrack für 2011 sein.
Irgendwie eine recht schwache Scheibe, hätte mir mehr Pep von den Jungs gewünscht.
sehr mainstreamig und anorganisch, aber 10 mal besser als die letzte popscheibe der jungs. natürlich kein neues ford europa, aber hat ja auch keiner mehr ernsthaft erwartet. 3/5
Nachdem ich die Review gelesen und das Album überraschenderweise bei unserem Media Markt entdeckt habe, hab ich mir die Platte geholt. Anfangs war ich ehrlich gesagt etwas überrascht. Da ich zuvor noch nichts von den Looptroop Rockers gehört habe, hätte ich mir auf Grund der Review etwas ganz anderes vorgestellt
Nach mehrmaligen Durchhören hat mich die CD aber definitiv überzeugt und wird auch noch öfter gespielt werden: 3,5/5