laut.de-Kritik

Verwässerter Flow beim Flirt mit dem Pop.

Review von

Eigentlich wollte ich mich darüber aufregen, wie blöd ein Label eigentlich im digitalen Zeitalter sein kann, ganze drei Monate zwischen dem VÖ-Termin in Übersee und dem in Europa verstreichen zu lassen. Aber letztendlich bin ich der einzige Nutznießer dieses Theaters: Ich hatte genügend Zeit, mir das zweite Werk des viel gerühmten Wunderkindes aus Chicago ausreichend zu Gemüte zu führen.

Das Fazit ist eher enttäuschend. Lupes Schmalz-Hooks, die er gerne zwischen seine teils verdammt herausragenden Raps packt, versprechen lediglich kurzfristige Befriedigung. Der Flirt mit dem Pop, mit dem Geschmack des Mainstreams, geht aus künstlerisch-qualitativer Sicht nach hinten los.

Chris Martin-Klon Matthew Santos Refrain für die erste Single "Superstar" gibt dafür das beste Beispiel und führt textlich die ganze Geschichte im gleichen Atemzug ad absurdum: "If you are what you say you are - a Superstar. Then have no fear. The camera's here and the microphones and they wanna know." Als Superstar kann man eben nicht machen, was man will. Denn das Pop-Metier verlangt nach eingängigen Hooks und verwässerter musikalischer Untermalung für den Geschmack der größtmöglichen Zielgruppe.

Und davon bietet "The Cool" ein ganzes Spektrum: das angesprochene "Superstar", das so pathetisch wie uninteressante "Hip-Hop Saved My Life", die stockend-swingende letzte Nummer "Go Baby" oder die poppig-aufgebauschte Snoop Dogg-Kollaboration "Hi-Definition". Wer hier keine Anbiederung erkennt, verschließt die Ohren. Oder kontert sogleich mit dem Argument, dass die lyrische Tiefe von Lupes Raps den Tracks den Pop-Appeal nimmt. Mag sein, aber viel besser macht es die Songs auch nicht.

Ohne Frage gehört der junge Mann aus Chicago zu den talentierten Textern des Faches, seine Texte haben mehr Aussage und Klasse als die gesammelten Reimbücher der Down South-Bagage. Passen muss es aber. Und wer auf dem großartigen "Dumb It Down" sinngemäß behauptet, er will sich textlich nicht dümmer geben als er ist, darf auch musikalisch nicht so vorgehen. Das verwässert nämlich sogar den passend betitelten "Go Go Gadget Flow", der auf den beiden locker boombapenden "Paris, Tokyo" und "Gold Watch" großartig zum Tragen kommt.

Verwirrend auch das völlig unnötige Konzept der drei unterschiedlichen Charaktere, die Lupe im "The Cool"-Drehbuch auftauchen lässt. Ausreichend verständlich ist das Trio aus Michael Young History, The Game und The Streets nämlich erst nach der eingehenden Lektüre einschlägiger Blogs. Im Album-Kontext selbst beschäftigt sich lediglich der Song "The Coolest" mit dem erfundenen Trio; hier aber auch so kryptisch, dass der Frust über das Nichtverständnis den eigentlich starken Song versaut.

Dass Lupe das Zeug dazu hat, den Rap-Zirkus ein wenig aufzumischen, beweist seine Chuzpe, sich rappend auf einem vertrackten Bombast-Instrumental von UNKLE zu versuchen ("Hello/Goodbye"). Hier funktioniert sein bewusstes 'Aus dem Fenster lehnen' - ganz im Gegensatz zum Gesamtprodukt "The Cool".

Trackliste

  1. 1. Baba Says Cool For Thought
  2. 2. Free Chilly (feat. Sarah Green And GemStones)
  3. 3. Go Go Gadget Flow
  4. 4. The Coolest
  5. 5. Superstar (featuring Matthew Santos)
  6. 6. Paris, Tokyo
  7. 7. Hi-Definitions (feat. Snoop Dogg And Pooh Bear)
  8. 8. Gold Watch
  9. 9. Hip-Hop Saved My Life (feat. Nikki Jean)
  10. 10. Intruder Alert (feat. Sarah Green)
  11. 11. Streets On Fire
  12. 12. Little Weapon (feat. Bishop G And Nikki Jean)
  13. 13. Gotta Eat
  14. 14. Dumb It Down (feat. GemStones And Graham Burris)
  15. 15. Hello/Goodbye (feat. Unkle)
  16. 16. The Die (feat. GemStones)
  17. 17. Put You On Game
  18. 18. Fighters (feat. Matthew Santos)
  19. 19. Go Baby (feat GemStones)

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LAUT.DE-PORTRÄT Lupe Fiasco

Nein, er ist kein herkömmlicher Rapper. Er hat früher Hip Hop gehasst, weil das Genre Frauen erniedrigt. Er ist Muslim, trinkt keinen Alkohol, raucht …

96 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 17 Jahren

    Der Hiphop-Newcomer des letzten Jahres ist zurück! Das eigentlich für letzten Sommer angekündigte zweite Album, erscheint erst am nächsten Freitag in Deutschland, zumindest wenn man amazon glauben darf und damit noch vor dem offiziellen US-Release.
    Die reichlich minimalistisch gehaltene Single "Dumb it Down" ist eine bitterböse Abrechnung mit dem Hiphop-Biz, man darf gespannt sein.

    Tracklist:

    1. Baba Says Cool for Thought
    2. Free Chilly (ft. Sarah Green and Gemstones)
    3. Go Go Gadget Flow
    4. The Coolest
    5. Superstar (ft. Matthew Santos)
    6. Paris, Tokyo
    7. Hi-Definition (ft. Snoop Dogg and Pooh Bear)
    8. Gold Watch
    9. Hip-Hop Saved My Life (ft. Nikki Jean)
    10. Intruder Alert (ft. Sarah Green)
    11. Streets on Fire
    12. Little Weapon (ft. Bishop G and Nikki Jean)
    13. Gotta Eat
    14. Dumb It Down (ft. Gemstones and Graham Burris)
    15. Hello/Goodbye (Uncool) (ft. UNKLE)
    16. The Die (ft. Gemstones)
    17. Put You on Game
    18. Fighters (ft. Matthew Santos)
    19. Go Baby (ft. Gemstones)

    Die Kollabos sagen mir nicht viel, außer natürlich Snoop und Unkle (!)

    Realease: Fr., 14. Dezember (amazon.de)

  • Vor 17 Jahren

    mal ganz ehrlich, das erste album war schon nicht besonders, was soll jetzt an der scheibe besser sein :???:

  • Vor 17 Jahren

    @Rower (« mal ganz ehrlich, das erste album war schon nicht besonders »):

    au weia :rayed: