laut.de-Kritik

Einen Schlag vom Herzstillstand entfernt.

Review von

Eins muss man Luxuslärm lassen: Sie beweisen Durchhaltevermögen. Zehn Jahre Bandgeschichte haben sie bereits vorzuweisen, wenn auch nur noch Sängerin Janine 'Jini' Meyer und Jan Zimmer von der Originalbesetzung übrig geblieben sind. Eigentlich ganz geschickt: Geht man davon aus, dass sich die neuen Musiker vor ihrem Einstieg in die Band die alten Alben nicht angehört haben (anders ist es nicht zu erklären, dass die da freiwillig mitmachen), können 'Jini' und der Drummer ihnen vorgaukeln, es handle sich um neue Songs, die sie für ihr Album geschrieben haben.

Weit gefehlt. Was Luxuslärm da wieder fabriziert haben, gab es schon tausend Mal und wurde schon genau so oft kritisiert, gelobt, verrissen. Sicher, nicht jedes Album kann oder muss das das Genre neu erfinden, wir sprechen ja immerhin von Populärmusik. Aber was es auf "Fallen Und Fliegen" zu hören gibt, könnte ausgelutschter nicht klingen.

Die Texte lesen sich wie eine wahllose Aneinanderreihung von Phrasen: "Ich lass' es schneien in der Wüste" oder "Liebe fragt nicht, wo du herkommst" (beides aus "Solange Liebe In Mir Wohnt"). Ich stelle mir das so vor: 'Jini' kommt zu ihren Jungs: "Wir brauchen bis morgen zwölf Texte. Hier, 'ne Flasche Feigling, 100 Schlagertexte, Schere, Papier und Klebstoff. Erst ein paar Kurze, dann ein bisschen schnüffeln. Texte auseinander schneiden, durchmischen und neu zusammenkleben. Ich komme dann in drei Stunden wieder und singe den Quatsch ein." Läuft.

Sogar für den Vorentscheid des Eurovision Song Contest war das nicht genug. Platz sechs für "Solange Die Liebe In Mir Wohnt". Der seichte Synthie-Pop inklusive Helene Fischer-Gesang und E-Drums überzeugt nicht. Oder, wie es die ARD recht treffend auf den Punkt bringt: "Einen Auftritt in Stockholm können sie sich nun höchstens selbst organisieren."

Das Intro des vermeintlich provozierenden "Wie Liebende Es Tun" lässt kurz aufschrecken. Hat sich da ein Feature mit Blümchen eingeschlichen? Die astreine Eurodance-Melodie hätte Ace Of Base oder Snap! vor Neid erblassen lassen. Doch dann: treibende Bass-Drum, Akustik-Gitarre, Streicher. Man kommt ins Träumen. Luxuslärm nehmen einen einfach mit auf eine Reise. "Halt mich, Küss mich / So wie Liebende es tun." Lieber nicht.

Insgesamt nehmen die fünf jegliche Spannung aus den Songs, die sie, vermutlich aus Versehen, hier und da aufgebaut haben. Bei "Heute Nacht Im Universum" groovt das Schlagzeug ganz kurz, aber nur, damit sich der Drummer nach weniger als fünf Sekunden wie in einem dieser "Drummer At The Wrong Gig"-Videos fühlen muss. Das Klavier und die gezupfte Gitarre rauben der Nummer problemlos sämtlichen Elan. Chapeau.

Für "Nur Ein Herzschlag Entfernt" greifen Luxuslärm ganz tief in die Trickkiste. Ein Herzschlag gibt den Rhythmus für den einsetzenden Beat vor. Streicher legen sich darüber und 'Jini' fängt an zu ... ähm ... rappen? Soll ja für jeden was dabei sein."Wir sind nur ein Herzschlag entfernt, dübdidü / Ich fühle, wie das Eis taut, blabla." Ich bin nur noch einen Schlag vom Herzstillstand entfernt.

Mit "Kein Geld Der Welt" liefern Luxuslärm noch die perfekte Line für alle, die noch auf der Suche nach dem nächsten Spruch für ihr Wandtattoo sind: "Was kein Geld der Welt kaufen kann / Fängt mit 'nem Lachen an." Nachdenkliche Gitarren treffen auf fein dosierte Rasseln, gefolgt vom unvermeidlichen faden Refrain.

Der Titel vom Feature mit Max Mutzke bringt die Intention des Albums auf den Punkt: "Bis Es Weh Tut". Tut es schon seit der ersten Sekunde. Ein Album, so überflüssig wie vegane Hackschnitzel.

Trackliste

  1. 1. Nichts Zu Verlieren
  2. 2. Solange Die Liebe In Mir Wohnt
  3. 3. Wir Laufen Zusammen
  4. 4. Himmel Aus Gold
  5. 5. Nur Ein Herzschlag Entfernt
  6. 6. Heute Nacht Im Universum
  7. 7. Federleicht
  8. 8. Bitte Rette Mich Nicht
  9. 9. Bis Es Weh Tut
  10. 10. Kein Geld Der Welt
  11. 11. Alles Ist Perfekt
  12. 12. Wie Liebende Es Tun

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10 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Für mich ist die Rezension ziemlich inkompetent verfasst. Musik Geschmäcker sind verschieden, was auch gut ist. Kritik und Anmerkung auch Okay, aber das hier ist ziemlich nievaulos und unwissend geschrieben. Derjenige scheint ein persönliches Problem mit der Band zu haben, weil mit Musik und Text Beurteilung hat das meiner Meinung nichts mehr zutun. Der einzige der wohl ein paar "kurze" zu viel hatte war wohl der Verfasser dieses Berichtes... :-)

    • Vor 8 Jahren

      Es ist vollkommen legitim, ein persönliches Problem mit dieser Band zu haben, symbolisiert sie doch alles, was an der deutschsprachigen Populärmusik verachtenswert ist. Und vor allem sorgen Bands wie Luxuslärm dafür, dass andere, weitaus filigraner agierende Künstler, die auf Deutsch singen, vorschnell in die Schlagerecke gedrängt werden.

      Ich höre das Album gerade und leide. Im Gegensatz zu Helene Fischer ist der Schrott nicht mal catchy. Gehört 1/5.

  • Vor 8 Jahren

    Glückwunsch! Mit diesem Album ist man nun endlich in dieselbe Schiene gerutscht wie Silbermond und Konsorten. Waren zu Anfangszeiten durchaus gute Ansätze wie sogar ein paar gute Nummern dabei, verliert sich nun alles im gefälligen "Einheitsbrei". Und den Bandnamen interpretiere ich mittlerweile so: Das man sich den Luxus leistet, möglichst keinen Lärm zu verursachen. Ein gutes haben solche Alben irgendwann, sie geraten in Vergessenheit.

  • Vor 8 Jahren

    So sieht's aus wenn man keine Ahnung von Musik hat...