laut.de-Kritik

Der Thomas Muster des Rap lehrt Berlin das Fürchten.

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"Denn ich hab kein Ziel, ich hab nur eine Vision. Ich hab kein Plan A, kein Plan B und schon gar keinen Plan C. Ich hab nur einen Plan Leben!" Trotz dieser Zeilen kann von Ziel- oder gar Planlosigkeit bei dem zweiten Album des Wiener MCs MAdoppelT keine Rede sein. Vielmehr ist "Plan Leben" nichts anderes als ehrlich. Und obwohl der Kampfbegriff "realness" bedrohlich als Damoklesschwert über jedem dahergelaufenen Mikrofonhalter schwebt, hat sich die Ehrlichkeit im Hip Hop längst aus dem aufgewirbelten Staub gemacht.

Nicht so bei Matthias Leitner aka MAdoppelT, der seine Geschichten tatsächlich aus dem eigenen Dasein generiert: "Ich weiß, ihr hättet lieber farbenfrohes Storytelling. Doch ich kann euch nur eine Story tellen. Keine von Helden, sondern nur die vom einen MAdoppelT."

In einem Interview vor zwei Jahren mit dem Wiener Kulturmagazin Falter äußerte der Rapper einmal Bedenken, in Deutschland vielleicht ausgelacht zu werden. Vor "Plan Leben" sollte sich jedoch vielmehr die Piefke-Rap-Gemeinde fürchten. Ausgerüstet mit einer außergewöhnlichen Stimme und einem nahe an der Perfektion liegenden Flow könnte MAdoppelT die Nachbarn ordentlich aufmischen. Zusätzlich hat der Floridsdorfer Rapper in dem Stiege 44-Produzenten Brenk noch einen kongenialen Partner gefunden, der mit seinen melodiös-nickenden Instrumentals das umfassende Packet zusammenschnürt.

Thematisch hält sich MAdoppelT an seine Realität. Die Realität eines 23-jährigen Wiener Rappers, der sich in erster Linie für die Musik entschieden hat. Keine bewusste Entscheidung; in den Augen des Protagonisten eigentlich auch dumm. Aber was will man tun, wenn man süchtig ist? "Junkies denken nicht vernünftig!" Die Beziehung zu Rap ist eben wie "Pech & Schwefel".

Doch Rap ist nicht alles, was der Plan Leben bereithält. Menschen kommen und gehen, werden geliebt und gehasst, um sich schließlich als Teil von MAdoppelT in seiner Musik zu verdichten. Daraus entstehen durchweg starke, oft bewegende Songs, die nicht nur durch die Straßen der "Super City" Wien ziehen sollten.

"Wollen Und Es Tun" tanzt dank melodischem Sample-Beat zu einer Traumhook mit Marvin Gaye-Anleihen von Hubert Tubbs. "Deine Lebenskraft" und "Jedes Lächeln Eine Träne" kratzen mit unpeinlicher Emotionalität auch beim härtesten Head an der Seele. "Durch Feuer" nimmt sich noch auf subtilem, leicht verzweifeltem Weg der zahlreichen Gegner an, während "Gib Auf" und "Geister Die Du Rufst" ziemlich direkt dem Rap-Gesindel den Garaus machen.

Den Nachfolger zur hoch gelobten Single "Rock Den Shit" des letzten Albums "Null Uhr" mimt "Burn", eine funkige Tanzflächen-Nummer mit dem Boogieman Joe Joe. Natürlich darf beim stolzen Wiener MAdoppelT eine Portion Lokalpatriotismus nicht fehlen. Dafür gibt es das mächtige "Fühlst Du Auch ...?", die zurückgeschraubte, nachdenkliche Wien-Ballade "So Tief" mit Total Chaos-MC Manuva und letztendlich eine Erkenntnis: "So ist es, so bleibt es, Wien ist ein klein bisschen heißer."

Zwischen Intro und Outro, die "Plan Leben" mit betörendem Orchester einläuten bzw. verabschieden, führt MAdoppelT den Zuhörer durch sein Dasein zwischen Liebe und Hass, Spaß und Enttäuschung, alles kompensiert in seinem "Plan Leben".

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Plan Leben
  3. 3. Immer Weiter
  4. 4. Pech & Schwefel
  5. 5. Wollen Und Es Tun feat. Hubert Tubbs
  6. 6. Deine Lebenskraft
  7. 7. Jedes Lächeln Eine Träne
  8. 8. Durch Feuer feat. Pierre
  9. 9. Gib Auf
  10. 10. Burn feat. Joe Joe
  11. 11. So Tief feat. Manuva & Gloria
  12. 12. Passt zu Dir feat. Martina Eory12
  13. 13. Augenblick
  14. 14. Fühlst Du Auch…?
  15. 15. Geister Die Du Rufst
  16. 16. Wie Ein Fels feat. MA21
  17. 17. Outro (Kein Traum)

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