laut.de-Kritik
Konsens-Rock-Phrasen jenseits der Kitschgrenze.
Review von Kai KoppEin tausend Mal gehörtes Klavierintro eröffnet "Aquarelle". Sekunden später setzt auf einem hinlänglich strapazierten Rock-Fundament eine nicht minder oft gehörte Gesangslinie ein: Prêt-à-Porter allerorten, inklusive Refrain. Was sich beim Opener "After The Flood" als böse Vorahnung vermuten lässt, bestätigt sich in den restlichen 76 Minuten Spielzeit vollumfänglich: Leslie Mandokis Soulmates machen Konsensrock für Jung und Alt.
Mannomann! Ich wollte schon die letzte Rezension der Soulmates kopieren und nur die Songtitel austauschen. Denn was Klaus Hardt 2002 über Leslie Mandoki schrieb, gilt auch für "Aquarelle" - und zwar bis ins Detail. Zur Erinnerung: "Das Ergebnis ist eine Mischung aus Fusion und Rock, die die Grenze zum Kitsch immer wieder überschreitet!"
Irgendwo zwischen Pur'schem Mainstream-Expertentum und den 80er Art-Rock-Ambitionen von Supertramp bewegen sich die zehn Aquarelle, die Mandoki und seine prominent besetzte Band malen. Handelt es sich beim Farbe gewordenen Aquarell um "ein mit wasserlöslichen, mit nicht deckenden Farben angefertigtes Bild", hausieren die Soulmates mit wasserlöslichem Rock.
Dem können die Protagonisten aus dem improvisierten Lager zwar einige handfeste Jazz-Bestandteile abtrotzen. Doch der kompositorische Rahmen, den Leslie Mandoki in überdeutlicher 80er-Jazzrock-Nostalgie bereit stellt, lässt ihnen nicht genügend Freiraum, sich auszutoben und wirklich einzubringen. Dabei ist es gemeinhin schön, Leuten wie Till Brönner, Bill Evans, Randy Brecker, Eric Burdon, Victor Bailey, Ian Anderson, Steve Lukather, Al Di Meola und Mike Stern bei der Arbeit zuzuhören.
Auf "Aquarelle" kommt jedoch zusammen, was nicht zusammen gehört. Das bezieht sich in erster Linie darauf, dass all diese furiosen Namen nutzlos sind, wenn die Musik sich in Allgemeinplätzen, Phrasen und Standards verliert. In Memoriam "Soulmates" (2002) möchte man vernichtend bilanzieren: Texte, Musik und Gesangsmelodien finden ihre Zielgruppe bei Käufern von Kuschelrock-Compilations!
Die Texte gehören mit Zeilen wie "Like an aquarelle in the rain / Young years are burning in vain" nach wie vor verboten. Und auch der Hardt'sche Grat "zwischen Rock und Kitsch" ist 2009 endgültig überschritten.
2 Kommentare
hier soll die gute leistung eines bzw. mehrer musiker mal wieder runtergemacht werden, nur weil es nicht irgendwelche "eckenmusik" ist, sonder hörbare musik, die viele hörer anspricht.
mein beileid zu ihrer einstellung!
william.buchannon@arcor.de
Das Album is WIRKLICH scheisse!