laut.de-Kritik

Auf einer Stufe mit DJ Hell und Laurent Garnier.

Review von

Es geht doch: mit dem Thüringer Mathias Kaden legt ein Techno-Produzent sein Debütalbum vor, das diesen Namen auch verdient. Bislang verwöhnten die Produzenten elektronischer Musik ja nicht gerade mit konzeptionell angelegten Longplayern, wenn man von den beiden Altstars Hell und Garnier einmal absieht. Umso wohltuender ist der Eindruck, den Mathias Kaden mit "Studio 10" hinterlässt: frisch, durchdacht, interessant, abwechslungsreich und vor allen Dingen charmant sind die zwölf Stücke, die er auf seinem ersten Artistalbum versammelt hat.

Der Longplayer markiert einen Qualitätssprung, wie er so nicht zu erwarten war. Zwar hat Kaden in den vergangenen sechs Jahren bereits einige starke Releases auf dem Berliner Minimallabel Vakant und im Team mit Marek Heemann beim Jenaer Imprint Freude am Tanzen gehabt. "Studio 10" stellt allerdings seinen gesamten bisherigen Backkatalog mühelos in den Schatten, weil Kaden mit seiner neuesten Veröffentlichung die Möglichkeiten und Freiheiten des Albums-Formats ganz bewusst für sich nutzt. Die Tracks präsentieren eine Vielfalt an Stimmungen, Grooves und Ideen. Vom typischen Techno-Track-Allerlei ist das Meilenweit entfernt.

Die Klammer bilden die Stücke "State Of Statis" und "1981". Ihren Reiz beziehen die beiden deepen House-Nummern aus den dunkel-markanten Vocals von Gjaezon. Auch in der Folge stellt Kaden seinen Stücken immer wieder Sänger an die Seite. Voll ins Schwarze trifft er mit dieser Arbeitsweise bei "Kawaba", einer von zartem Hall durchwehten Dub-Techno-Nummer, der die japanischen Vocals von Sängerin Tomomi Ukumori eine mysteriös-verträumte Tiefe geben. Eine weich gefederte Bass-Drum treibt den Track dennoch nach vorne: die perfekte Synthese aus Entspannung und Anspannung.

Florian Schirmacher ist auf "Studio 10" ebenfalls zu hören, an der Orgel auf dem Track "Lowrey". Schirmacher ist in der Vergangenheit mit seinen Projekten Glowing Glisses, Federleicht und Wareika schon mehrmals extrem positiv in Erscheinung getreten ist. Man denke nur an den Federleicht-Song "On The Streets", der im vergangenen Jahr auf der Connaisseur "Grand Cru 2008"-Compilation erschienen ist und Anfang dieses Jahres im Kollektiv Turmstrasse-Remix ganz neue Qualitäten entfaltet hat.

Stärker an seine früheren Releases angelehnt ist "Chazz", der vielleicht clubtauglichste Track. Mit der deutlichen Betonung auf der Rhythmussektion offenbart er Kadens Begeisterung für Tribal-Arrangements. Gleichzeitig konnte er hier einmal nach Herzenslust in seinem Archiv mit Field Recordings stöbern und diese als Sound-Fragmente unterbringen. Ähnlich Dancefloor-orientiert geht es allenfalls noch bei "Ikenga" zu, dem der Acid-Schweiß sofort anzuhören ist. Aber keine Angst, die Landung danach ist bestens vorbereitet. "1981" fängt einen mit viel smoothen Vocals, housigen Chords und deepem Drive auf.

Trackliste

  1. 1. Intro Ducing
  2. 2. State Of Stasis (feat. Gjaezon)
  3. 3. Lowrey (feat. Florian Schirmacher)
  4. 4. Panic Stricken (feat. Ian Simmonds)
  5. 5. Chazz
  6. 6. Defender
  7. 7. Mascleta
  8. 8. Kawaba (feat. Tomomi Ukumori)
  9. 9. Roots
  10. 10. Ikenga
  11. 11. Re Menor
  12. 12. 1981 (feat. Gjaezon)

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LAUT.DE-PORTRÄT Mathias Kaden

Als DJ und Produzent ist Mathias Kaden fest in der thüringischen House- und Technoszene verwurzelt. Er gehört zum Umfeld des in Jena ansässigen Labels …

1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    Wahrlich herrliche Scheibe zwischen Spannung und Entspannung. Sehr organisch, vor allem weil auch echte Instrumente und teilweise recht jazzige Arrangements verwendet werden, die sich vom Deephouse- Genre wohltuend abheben. Klasse.