laut.de-Kritik

Deutschlands Soulbrother Nummer Eins startet durch.

Review von

Auch wenn es vielleicht nicht mehr brandneu klingt, so muss auch ich Max Herre als Deutschlands Soul-Brother Nummer Eins ankündigen. Nach zahlreichen Erfolgen, die der Stuttgarter mit seinem Freundeskreis seit dem Anfang der Neunziger gefeiert hat, ist er jetzt mit seinem Solo-Werk zurück. Seine geäußerten Bedenken, dass die Leute da draußen die Solo-Bemühungen nicht annehmen könnten, kann er getrost über Bord werfen. Das selbstbetitelte Werk steht der Qualität von Freundeskreis in nichts nach.

Davon konnte man sich schon durch die beiden Single-Auskopplungen überzeugen. Einerseits "Zu Elektrisch", diese gitarrenlastige Nummer, die trotzdem mehr Hip Hop ist als vieles, das sich überzeugt in diesem Genre tummelt. Andererseits "1ste Liebe", die zurückhaltende Liebeshymne an die Stadt, die ihn zu dem Musiker (!) gemacht hat, der er, mittlerweile in Berlin lebend, heute ist. Außerdem begab sich Max die letzten Monate auf große Festival-Tour, um den potentiellen Käufern seine neue Platte vorzustellen. Wer seinen Gig auf dem Stuttgarter Hip Hop Open erleben durfte, weiß, dass er es nicht besser hätte machen können.

Der Longplayer folgt dem persönlichen, musikalischen Horizont des selbsternannten Weltbürgers Max Herre. Die Reggae-Hymne "Jerusalem" ist ein astreiner Roots Reggae-Track, bei dem sich Max vom Silly Walks Movement unterstützen lässt. "Du Weisst (Bye Bye Baby)" hingegen ist poppiger Blues, den Max' Stimme veredelt. "Alter Weg" belegt schließlich, dass man nicht mehr als eine Gitarre und den Gesang eines Rappers braucht, um ein herrliches Stück Musik zu genießen. Der Track "King Vom Prenzlauer Berg", inspiriert von alten Ost Rock-Scheiben, ist zwar wegen der schrägen Hook der schlechteste Auftritt des Albums, trotzdem eine so treffende Beschreibung eines Berliner Trend-Opfers, dass jedes schlechte Wort über die Nummer unpassend klingt.

Seine Klasse als Songwriter zementiert Max schließlich bei "Anna '04", dem Nachfolger der über 250.000 Mal verkauften Single "Anna" von 1997. Max trifft seine Regenbekanntschaft wieder und beschreibt, wie sich Menschen im Laufe der Zeit verändern, obwohl deren Sehnsüchte oftmals gleich bleiben. Ein Song, der auf jeden Fall nicht nur zurückliegende Erinnerungen weckt, sondern auch für sich alleine vollends betört.

Außerdem erwartet den CD-Käufer dickes Promomaterial in DVD-Form sowie ein Song mit dem amerikanischen Neo Soul-Star Bilal. Eine Kollaboration, die sich spielend auf genau derselben Qualitätsstufe bewegt, wie das gesamte Soloalbum.

Trackliste

  1. 1. Mein Song
  2. 2. 1ste Liebe (mit Joy Denalane)
  3. 3. King Vom Prenzlauer Berg
  4. 4. Playground Stories
  5. 5. Jerusalem
  6. 6. Sei Tu
  7. 7. Wie Du Bist
  8. 8. Zu Elektrisch
  9. 9. Epilog / Prolog
  10. 10. Du Weisst (Bye Bye Baby)
  11. 11. Alter Weg
  12. 12. Anna '04
  13. 13. So Easy

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