laut.de-Kritik
Lethargie meets Elektro-Pop.
Review von Simon ConradsMan wird als Metronomy-Fan derzeit ziemlich verwöhnt. Das letzte Studio-Album ist erst zweieinhalb Jahre alt und im letzten Jahr feierte die Band das zehnte Jubiläum ihrer Großtat "The English Riviera" mit unveröffentlichten Songs und brachten zusätzlich die "Posse EP Volume 1 in die Welt. Im Oktober begann dann auch schon wieder die Promo-Phase für die siebte Platte mit der Single "It's Good To Be Back". Auch wenn die Briten nicht wirklich weg waren, kann man der Single guten Gewissens zustimmen: Es ist immer ein Grund zur Freude, wenn sich Metronomy mit neuer Musik melden. Nur leider gelingt es Bandkopf Joseph Mount diesmal nicht komplett, verschiedene Stimmungen und Vibes etwas Kohärentem zu bündeln. Auch tanzbar ist es diesmal deutlich seltener als gewohnt.
Das Thema ist Rückbesinnung auf Mounts Jugend, auf die Natur und auf die Familie. Das deutet schon das Cover an. Das Foto hat Mounts Mutter in den 90er Jahren in der Nähe ihres Heimatortes Totes geschossen, die Cover-Gestaltung hat sein Vater übernommen. Die Stücke durchzieht auch eine melancholisch-nostalgische Stimmung, die dem Ganzen eine gewisse Schwere aufdrückt. Schon der Opener "Life And Death" fußt auf einem wehmütigen Klavier-Motiv, das über große Teile nur von einem repetitiven E-Drum-Beat unterstützt wird, während Mount unkonkret über Vergänglichkeit sinniert.
Auf dem eingängigen "Things Will Be Fine" klingt der Sänger etwas unsicher, als wäre er von der Titelgebenden Plattitüde selbst nicht so ganz überzeugt, was dem Stück wiederum eine spannende Tragik verleiht. Gelungen ist auch das verträumte "Love Factory", das tatsächlich mal ehrlichen Optimismus versprüht. Das Stück erinnert an den Retro-Pop von Dr. Dog. Auch "Hold Me Tonight" mit Unterstützung von Porridge Radio macht Laune. Das zentrale Chorus-beladene Gitarrenspiel ergänzt sich fantastisch mit Mounts sanftem Gesang.
Besonders viel Platz nehmen diesmal Akustik-Gitarren ein, die meist kreativ mit Synths und E-Drums verwoben werden. Im bereits erwähnten "It's Good To Be Back" läuft eine hektische Synth-Melodie in eine rhythmisch gestrummte Gitarre. Was eigentlich nicht so recht zusammen passen sollte, funktioniert hier wunderbar. An anderer Stelle gerät dieser Fokus und der für Metronomy-typische Minimalismus bei der Instrumentierung allerdings eher fordernd. "Loneliness On The Run" hätte mehr Variation bei den Drums und mehr Dynamik insgesamt gut getan. Über weite Strecken bleibt der Song zu reduziert und gerät so recht sperrig.
Auch bei "I Lost My Mind" steht die Akustische ganz im Fokus. Durch den starken Delay auf dem Gesang bekommt der Track einen psychedelischen Anschlag. Er passt aber nicht so recht in den Fluss und nimmt mit seinen fünf Minuten Spielzeit zusätzlich noch zu viel Raum ein. Die Platte wird am Ende vom schlurfenden "I Have Seen Enough" recht betrübt und unaufgeregt beschlossen. Man wird das Gefühl nicht los, dass Mount tatsächlich gerade ein wenig gelangweilt von der Welt ist - unter den Pandemie-Umständen nicht weiter verwunderlich.
Am Ende bleibt so leider ein recht kurzes, leicht unausgewogenes Album, das sich zwischen Trübsal und Optimismus nicht so recht entscheiden kann und trotz vieler starker Songs und wunderbarer Momente keine runde Hörerfahrung bietet. Das ist umso bedauerlicher, weil die "Posse EP Volume 1" im letzten Jahr unter Beweis gestellt hat, zu was für eingängigem und kreativem Elektro-Pop Mount noch immer in der Lage ist.
1 Kommentar
Vier von fünf würde ich schon geben, die Platte braucht ein paar Durchläufe.