laut.de-Kritik
Mit hartem Funkrock groovt es sich verdammt gut.
Review von Eberhard DoblerIhr kennt Wanda, Bilderbuch oder auch 5/8erl In Ehr'n? Bravo. Aber Österreich, genauer Tirol, hält auch für Freunde der härteren Klinge etwas parat. Mother's Cake spielen mittlerweile Festivals in der Größenordnung des Rockavaria, wenn auch zu verhältnismäßig früher Stunde.
Rein handwerklich betrachtet, hat das Trio noch Luft nach oben. Derzeit arbeiten sie am berühmt-berüchtigten dritten Album. Bis dahin legten Mother's Cake ihren Zweitling "Love The Filth", der erstmals im Juni vergangenen Jahres erschien, noch einmal neu auf: optimiert für 5.1 und ergänzt um eine DVD mit dem rund 50-minütigen Livefilm "Off The Beaten Track" im aufwändigen Gatefold.
Den Weg des Debüts beschreitet das Trio hier mit festem Tritt fort: Mother's Cake rotzen, von einigen Verschnaufpausen ("Solar Wind") abgesehen, nach vorne los. Die Parameter des Sounds: Prog, Stoner-Bezüge, Alternativerock und 70er-Rock, Protagonisten wie The Mars Volta ("Void") oder auch Jimi ("Ecstasy") kommen in den Sinn. Man habe den Stil diesmal zudem in Richtung Psychedelic und Noise verschoben, so das Trio.
Yves Krismer (Gitarre, Vocals), Jan Haußels (Drums) und Benedikt Trenkwalder am Bass klingen dabei bei aller offensichtlichen Fähigkeit am Instrument schon erstaunlich abgezockt. Touren mit Anathema, Limp Bizkit oder der Omar Rodriguez Lopez Group kommen nicht von ungefähr.
Die Arrangements sind auf den Punkt, taugen für Jamparts genauso wie für die ein oder andere eingängige Vocalhook (im Titeltrack "Love The Filth"). Gleichwohl bleibt die Stärke der Band im instrumentalen Bereich. Kompromisslose, von viel Dynamik gekennzeichnete Songs wie "Void" oder "Gojira" sollten das Publikum im verschwitzten Club im Sturm nehmen.
"Ecstasy" versetzt es danach in einen fiebrig rasenden Rausch. Der ausufernd, in Wellen anlandende Abschlusstrack "Insanity" macht seinem Namen ebenfalls alle Ehre. Bei Mother's Cake stimmen am Ende einfach die Zutaten und das Gesamtbild: Der Sound weist so über reinen Eklektizismus hinaus.
Von den stilistischen Bezugspunkten wurde ein entscheidender noch gar nicht erwähnt. Der Treibstoff dieses Sounds könnte die kräftige Prise harten Funkrocks sein, mit dem Bands wie RATM oder die Chili Peppers einst die Alternativerock-Welt eroberten. Mother's Cake grooven im Detail schon verdammt gut.
Der dem Re-Release beigelegte Konzertfilm, den die Band 2014 via Crowdfunding realisierte, stellt eine sinnvolle Ergänzung fürs Gesamtbild dar. Hier sieht man, weshalb die Österreicher für Festivals gebucht werden: Die Jungs müssen auf die Bühne!
4 Kommentare mit 3 Antworten
Die heißen Mother's Cake und machen Funk Rock? Ist das ne Tribute Band oder sowas in der Art?
Wie kann man noch nichts von Mother's Cake gehört haben?
Absolute Empfehlung. Vor allem live.
Muss man wirklich gesehen haben. "Off the Beaten Track" ist aber ihr bestes "Release" bisher.
Hab sie in Bochum gesehen, zusammen mit ca zwei Dutzend anderen Menschen. Sie haben trotzdem geliefert wie DHL.
Mon-Robbe hingegen peinlich wie immer.
Weisst du noch, wann das war? Kann sein, dass ich einer von den zwölf gewesen bin.
Genau deshalb bewahre ich Tickets auf. War der 24.10. im Rockpalast.
Oh yes, wo hab ich die denn mal als Support gesehen? Ich erinnere mich nicht. Ich hab bei dem Namen jedenfalls mit absolutem Thrash Mock gerechnet und genau das ist der Trick; sie begeistern dich dann gnadenlos und ohne Gegenwehr!