laut.de-Biographie
Motion Trio
"Unser Ziel ist es, Noten aus dem Akkordeon zu ziehen, die vorher noch nie gehört worden sind." Ohne Hilfsmittel in unerforschte Klanggalaxien vorzudringen, gelingt heutzutage nur noch selten. Trotzdem scheint dieses Vorhaben für die polnischen Musiker eine leichte Übung zu sein.
Von Rock bis Jazz, von Balkan-Chanson bis Minimal Music, von einfach bis kompliziert, von ausgelassen fröhlich bis melancholisch verträumt reicht die Songpalette ihres Debütalbums. "Wenn das Akkordeon noch durch täuschend echte Imitation einen stimmbrüchigen Dudelsack adelt, haben die Krakauer endgültig überzeugt" bilanziert mein Blue Rhythm-Kollege Stefan Franzen über "Pictures From The Street".
Janusz Wojtarowicz gründet das Motion Trio 1996 und ist bis heute der musikalische Leiter. 1971 geboren, beginnt Wojtarowicz mit sieben Jahren Klavier und Akkordeon zu spielen, was ihn schließlich an das 'National Music College' und die 'Music Academy' in Krakau führt. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Studien arbeitet er als Komponist und Musiker u.a. für das Theater.
Seine Motion Trio-Gefährten sind Marcin Galazyn und Pawel Baranek. Marcin Galazyn, 1975 geboren, langt ebenfalls ab seinem siebtem Lebensjahr in die Tasten. Auch er absolviert die Krakauer Musikakademie mit Erfolg. Dort tummelt sich auch der 1978 geborene Pawel Baranek. Er beginnt in Alter von neuen Jahren Akkordeon und Orgel zu spielen. Nach dem Music College in Tarnow verschlägt es ihn ebenfalls an die Krakauer Musikschmiede.
Ihre Inspiration beziehen die drei Musiker aus "zeitgenössischer Musik, Klassik, Barock, Jazz, Rock, Metal, Techno, House und Disco". Die eigenwillige Verarbeitung dieser Quellen und ihr Anspruch auf "nie gehörte Töne" beschert dem Motion Trio bald einige Aufmerksamkeit. Der Stimmakrobat Bobby McFerrin und der polnische Jazztrompeter Tomasz Stanko arbeiten mit ihnen. 2000 gewinnen sie den internationalen Krzysztof Penderecki-Wettbewerb für zeitgenössische Musik. Im selben Jahr erhalten sie von der polnischen Musikpresse die Auszeichnung 'Debüt des Jahres', von der Musikindustire wird "Pictures From The Street" zur CD des Jahres gewählt.
2004 erscheint "Pictures From The Street", das vom jungen Label Asphalt Tango veröffentlicht wird, endlich in Resteuropa und erobert auch hier schnell die Ohren und Herzen der Menschen. "Man staunt über die Vielfalt der Klänge und Rhythmen und gleichzeitig über die Schönheit der Melodien" lautet das einhellige Urteil von Presse und Publikum.
Die folgende Tour absolvieren die drei Polen vor ausverkauften Häusern und restlos begeistertem Publikum. Zur Belohnung schafft ihre einzigartige Musik den Sprung über den großen Deich. Das amerikanische Musikmagazin Global Rhythm ehrt die CD in der Ausgabe vom März 2005 als "Top Ten World Music Title". Auch die Vokal-Ikone Bobby McFerrin wird auf die Akkordeonisten aufmerksam. Am 2. Juli 2005 lädt er das Trio zu einem gemeinsamen Auftritt auf die Bühne des renommierten Jazzfestivals in Montreal.
Im selben Jahr erscheint ihr zweiter Silberling "Play-Station". Die Kompositionen darauf beschäftigen sich nicht mehr mit der slawischen Wehmut, die auf "Pictures From The Street" noch jederzeit präsent war. Dem Anspruch, in unerforschte Klanggalaxien vorzudringen, werden sie mit dem Verzicht auf ihre folkloristischen Wurzeln umso mehr gerecht. Auf "Play-Station" transportieren sie ihre ausgefallenen Ideen in einen urbanen Kunstmusik-Kontext, der eher den Kopf als die Seele berührt.
Mit längst vergessenen "Game Over"-Melodien aus den Anfängen der Computerspiel-Ära, der Metal-Adaption "Tilt" und "Fly", das sich als Ode an das fliegende Insekt gestaltet, beeindrucken die Ziehharmonika-Derwische. Titel wie "UFO", "Tranceaccordion" und "Chinatown" generieren Bilder im Kopf, deren musikalische Umsetzung die Vorstellungen bei weitem übertrifft. Unbeirrbar gehen die Krakauer ihren Weg voller experimenteller Hingabe weiter.
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