laut.de-Kritik
Slawische Wehmut entlädt sich in Walzertakten ...
Review von Kai KoppAsphalt Tango Records ist ein junges Label, das sich der musikalischen Vielfalt Osteuropas verschrieben hat. Im Sommer 2002 gegründet, präsentiert es mit "Pictures From The Street" nun seine fünfte Veröffentlichung. Und was für eine!
Das Krakauer Motion-Trio hat sich ganz und gar dem Akkordeon verschrieben. Keine Drums, keine Bläser und auch sonst nichts, was dem reinen Ziehharmonika-Klang Konkurrenz machen könnte. Das Schönste daran: man vermisst rein gar nichts! An der Musik des polnischen Trios stimmt einfach alles.
Ihre slawische Wehmut entlädt sich in energiegeladenen Walzertakten, anmutigen Tangometren und französisch anmutendem Chanson-Charme ebenso wie in rockig gelaunten Stücken, die in trauter Eintracht neben Minimal Music-inspirierten Repetitionen und (nicht ganz) ernstzunehmenden Dudelsack-Imitationen existieren.
"Andere Instrumente wie Geige, Gitarre oder Klavier wurden auf ihre Art bereits ausgereizt, da kann nicht mehr wirklich viel Neues entstehen. Ganz anders beim Akkordeon. Das wird jetzt erst so nach und nach entdeckt und experimentell gespielt. Die Akkordeon-Traditionalisten sind erschöpft und unser Ziel ist es, dem Instrument nie gehörte Töne zu entlocken, vollkommen neue Sounds und Formen zu entwickeln und diese umzusetzen."
Am Erreichen ihres hoch gesteckten Ziels besteht nach dem Genuss von "Pictures From The Street" kein Zweifel. Neben dem finnischen Akkordeon-Derwisch Kimmo Pohjonen definiert das Motion Trio die musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten ihres Instruments neu. Ihre Songpalette deckt dabei so ziemlich alles ab, was man von einem Akkordeontrio nicht erwartet.
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