laut.de-Kritik
Schönheit statt Innovation auf der Fünf.
Review von Katja ScherleAmbivalenz auf der neuen Nada Surf: Einerseits bieten die Alternative-Rocker im Jahr 2008 wirklich nichts Besonderes mehr, andererseits stehen sie nach wie vor für einfache Indie-Schönheit. So kumpelt bereits der Waschzettel mit Warnungen, man müsse der CD einige Durchläufe Zeit geben, "wie immer". Wahrlich, es dudelt einem zunächst sauber und fein produziert aus dem Player entgegen.
Zarte Gitarren, unaufdringliche Streicher, Matthew Caws jungenhafte Stimme – das Inventar der Indieriesen hat sich kaum geändert. Gerade weil so dezent, erscheint "Lucky" allerdings zunächst etwas charakterlos. Nichts zwingt zum Hinhören. Elf Songs hindurch umlullen stets ähnliche liebliche Melodien die Ohren.
Wie versprochen zeigen aber diverse Songs, nachdem sie erst einige Zeit im Hintergrund schwelten, ihr ganzes Können. Die Single "Whose Authority" etwa präsentiert einen reichhaltig instrumentierten Einstieg mit mitteldreckigen Gitarren, schlichten Drums und kräftigem Background-Gesang. Noch ein kleines Led Zeppelin-Zitat ("It's the feeling that I get when I look to the west") eingeschmissen und fertig ist richtig gut gemachter US-Collegerock.
"Beautiful Beat" mutet titelgemäß fast beatlesk an. Es begrüßt eine süße Klaviermelodie, es folgt zuckrig hingehauchter Gesang. Streicher-Pizzicati runden den Ausflug nach Damals ab - bis zum nächsten Track "Here Goes Something": Jede einzelne gezupfte Saite atmet Simon And Garfunkel. Akustische Gitarre, Tambourin und Bassdrum sind alle sowas von "Homeward Bound".
In "Ice On The Wing" erlauben sich die Herren nach schmutzigem Gitarrenintro und sauberem Gesang eine Bläsereinlage. Die allerdings ist weder spaßig Ska noch elegant Big Band. "The Fox" ergeht sich in spannenden Verzerrerspielchen. Mit einem schleppenden Drumbeat, durchaus komplexem Streichergefüge - und folglich ohne die Leichtigkeit der vorherigen Stücke - ein vermeintlich idealer vorzeitiger Rausschmeißer.
Das allerwunderbarste Stück aber haut die Band gleich zu Beginn raus: eine leichtfüßige Hymne, die alle typischen Nada-Surf-Komponenten perfektioniert. Schöner geht nicht. So steht "See These Bones" paradigmatisch für das gesamte Album. Das gängige Indie-Gitarren-Repertoire behauptet gar nicht, einmalig zu sein. Happy macht "Lucky" aber allemal.
56 Kommentare
Ich liebe die Jungs einfach. Die Musik macht einem immer gute Stimmung wenn man mal schlecht drauf ist.
ganz, ganz fantastisches album. ein labum quasi.
(gibt aber schon einen thread)
letztes Jahr die Shins, dieses Jahr Nada Surf... für gute Laune ist auch im 2008 gesorgt. Lucky wird sich bei mir noch längers drehen!
eine schnelle und präzise Antwort, so lob ich mir das! danke dir
biddescheen!
Beautiful Beat ist deeer Hammer!