M.I.A. und Kanye sind noch bei Sinnen. Indierock-Bands debütieren dutzendweise. Madonna verteidigt den Dancefloor. Musikalisch: ein Wahnsinnsjahr.
Konstanz (laut) - Ganz im Zeichen von Kultur und Wissenschaft stand es, das Jahr 2005. Anlässlich des 100. Geburtstags der Einsteinschen Relativitätstheorie wurde es zum Internationalen Jahr der Physik ausgerufen. Yay! Darüber hinaus gedachte das Land der Schriftsteller Hans Christian Andersen (200 Jahre zuvor geboren) und Gotthold Ephraim Lessing (200 Jahre zuvor gestorben). Tokio Hotel legten mit "Schrei" ihr Debüt-Album vor, und Angela Merkel trat ihr Amt als Bundeskanzlerin an, wenige Monate, nachdem die Bild-Zeitung über den frisch neu besetzten Heiligen Stuhl frohlockt hatte: "Wir sind Papst." Jesses. Wir brauchen dringend ein bisschen Musik:
In den später im Jahr noch heftig vom Hurricane Katrina gebeutelten USA wurde anno 2005 George W. Bush zum zweiten Mal als Präsident vereidigt. Rückblickend immerhin ein bisschen lustig, dass wir damals noch dachten, einen politischen Tiefpunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten erreicht zu haben. So kann man sich täuschen.
I Can't Relax In Deutschland
Doch auch hierzulande sah nicht alles rosig aus: "I Can't Relax In Deutschland", befand angesichts der zunehmenden Nationalisierung der Popkultur ein Zusammenschluss von Künstler*innen. Der Initiative gehörten unter anderem die Sterne, Toco- und Egotronic, Bernadette La Hengst, die Goldenen Zitronen, Mouse On Mars, Stella und Von Spar an.
Es war aber auch nicht alles schlecht: Immerhin lösten sich die Böhsen Onkelz offiziell auf, und auch die Guano Apes strichen die Segel. Dass beide Formationen zurückkehren würden, ließ sich anno 2005 noch nicht absehen. Endgültig verloren dagegen hat die Welt Hanne Haller und Harald Juhnke, Luther Vandross und Laurel Aitken. Schnüff.
Live 8: Make Poverty History?
Um nicht auf dieser traurigen Note zu enden, erinnern wir an dieser Stelle noch schnell an den 2. Juli 2005. Bob Geldof und Bono innitiierten damals eine Art Neuauflage der Live Aid-Konzerte von 1985. Statt um eine groß angelegte Spendensammlung sollte es diesmal darum gehen, Druck auf die politischen Verantwortlichen auszuüben, um Entwicklungshilfe und teilweise Schuldenerlasse für afrikanische Staaten zu erreichen.
Dem Motto "Make Poverty History" wurde das Spektakel nicht gerecht, natürlich nicht. Auch hagelte es einiges an Kritik, Geldof habe bei der Wahl der auftretenden Acts zu wenige afrikanische Acts berücksichtigt, obwohl es doch angeblich um Afrika gehe. Dennoch war die weltweit beachtete Aktion nicht vergebens: "Ich glaube, dass Ereignisse wie diese wirklich dazu beitragen können, die Welt zu verändern", lobte etwa UN-Generalsekretär Kofi Annan. In Südafrika nutzte der ehemalige Präsident Nelson Mandela die Gelegenheit, um die Industrienationen zu mahnen: "Sie haben die historische Gelegenheit, das Tor zur Hoffnung aufzustoßen", und was der Hoffnung dient, kann keine ganz schlechte Sache gewesen sein.
So klingt 2005
Ebenfalls keine schlechte Sache war 2005, unter rein musikalischen Gesichtspunkten betrachtet. Auch diesmal hatten wir wieder erhebliche Mühe, die Auswahl der zu bejubelnden Alben auf 20 herunterzubrechen. Wer seine Lieblingsplatte vermisst, höre gerne bei laut.fm/bestof2005 rein: Dort läuft noch jede Menge mehr, das heuer zwanzigjähriges Jubiläum feiert.
7 Kommentare mit 4 Antworten, davon 5 auf Unterseiten
Am erschütterndsten ist, dass alles schon 20 Jahre her sein soll. "Galvanize", "Demon Days" etc. - das war doch erst eben...
"Nein, uns wird das ganz sicher nicht passieren! WIR werden EWIG ROCKEN!
...und EWIG!
...und ewig..."
20 Jahre, 20 andere Alben:
(zugegeben - Goldfrapp und Chemical Brothers hätte ich auch drin gehabt, wenn nicht ihr zuerst. Und zu AF hatte ich während der Funeral einfach noch keinen Draht)
Oceansize - Everyone into Position (+ Music for Nurses EP vorher im selben Jahr)
Harmful - Sis masis
The Fall of Troy - Doppelgaenger
Morcheeba - The Antidote
Tori Amos - The Beekeeper
65daysofstatic - One Time For All Time
Cursive - The Difference between houses & homes
Minus the Bear - Menos el oso
Scout Niblett - Kidnapped by Neptune
Horse the Band - The Mechanical Hand
The Cat Empire - Two Shoes
Team Sleep - std.
Meshuggah - Catch Thirty-Three
The Mars Volta - Frances the mute
Riverside - Second Life Syndrome
OM - Variations on a theme
Elysian Fields - Bum Raps & Love Taps
Boards of canada - The Campfire
Red Sparowes - At the soundless dawn
...and you will know us by the trail of dead - Worlds apart
...und als Bonus latürnich: Nickelback - All the right reasons, einfach nur weil ich's kann.

Elysian Fields ♥ bestes
Alien von Strapping Young Lad möchte ich noch erwähnt haben, Hammeralbumng
Nutze den Beitrag mal, um mein Frances-the-Mute-Stantum auszuleben... ♥
Sehr schöne Liste! Vieles deckt sich mit dem, was ich zu der Zeit auch am Rotieren hatte!