Inspektor Gatoah ermittelt in einem neuen Fall, und wieder setzt das Video auf Fan-Art. Mehr "wie früher" gibts nächstes Jahr beim Jubiläumskonzert in der Berliner Wuhlheide.
Berlin (dani) - Einige, die mit seinem Ausflug in Metal-Gefilde gar nichts anfangen konnten, dürfte es freuen: Alligatoah rappt wieder. Nicht nur das: Für seine Rückkehr in den hiesigen Hip Hop gräbt er nicht nur eine bewährte Idee aus, sondern auch eine Figur, die man bereits kennen könnte: Inspektor Gatoah ermittelt wieder. Vier Jahre lang habe er das Projekt "Der gestichelte Kater" bereits am Köcheln, steht im Forum auf Alligatoahs Webseite zu lesen, und "in ruhigen Momenten immer wieder Zeilen aufgeschrieben". Was genau daraus entstanden ist, darüber scheint sich Alligatoah selbet nicht ganz klar zu sein. Er nennt es "ein 5-teiliges Rap-Hörspiel-Irgendwas". "Der Gestichelte Kater" ginge aber locker auch als gerapptes Hörspiel, Musical oder, in Kombination mit dem aus Fan-Art-Einsendungen zusammengebastelten Video, als Kurzfilm durch:
Dem war vor einigen Monaten dieser Aufruf vorausgegangen:
Aus Hunderten daraufhin eingesandten Zeichnungen habe er für seine Bewegtbildproduktion ausgewählt, "mit drei weinenden Augen", schreibt Alligatoh. Alle Kunstwerke, die es nicht in den Clip geschafft haben, stellt er in der Galerie auf seiner Homepage trotzdem aus. Die Collage illustiert die Story wirklich ausgesprochen liebevoll und tröstet über den schon ein bisschen platten Plot locker hinweg. Alligatoahs bekannten Hang zum Overacting kompensieren seine wirklich beeindruckend verschachtelten Reimketten und die reichlich eingestreuten Selbstzitate.
"Kombiniere, Kombiniere": "Der Gestichelte Kater" ist demnach in jeder Hinsicht ein würdiger Nachfolger für "Die Grüne Regenrinne", erschienen 2019 auf "Schlaftabletten, Rotwein 5". Schon damals hatte Inspektoah Gator suffinduzierte Wissenslücken zu schließen. Ging es seinerzeit um die Herkunft eines Stücks Ablaufrohr, versucht der Protagonist diesmal, den Ursprung seines juckenden Ausschlags am Gemächt zu ergründen. Ja, das ist schon arg genitalzentriert und entsprechend pimmelhumorig, aber, hey! Es ist super geschrieben und wirklich gut gerappt.
Ließ sich der Fall der "Grünen Regenrinne" noch in drei Teilen und acht Minuten lösen, braucht Inspektoah Gator diesmal fünf Kapitel und ganze 15 Minuten, um den (respektive die) Übeltäter dingfest zu machen ... gnihihi, Ding-fest ... (Sorry. Seht, was 15 Minuten Dödel-Gedöns anrichten.) Egal, das Stück (... say no more!) dauert insgesamt jedenfalls eine Viertelstunde. Ein bisschen Abwechslung in der Vortragsweise hätte es durchaus vertragen, und vor allem den einen oder anderen Beatwechsel mehr. Immerhin kommt man so nicht umhin, sich auf die Story zu konzentrieren.
Bewährtes Konzept
Der Star ist aber ohnehin das Video: Illustriert von Fans für Fans, und mit Wertschätzung in Szene gesetzt. Auch das hat Alligatoah bereits bei "Die Grüne Regenrinne" so gemacht:
Es hat damals perfekt funktioniert, und funktioniert heute auch wieder. Den "Gestichelten Kater" als EP mit sechs Songs aufzumachen, fünf "Kapitel" und eine vorausgeschickte "Inhaltsangabe", funktioniert dagegen gar nicht, das dagegen hätte man sich sparen können. Diese "EP" ist ein zusammenhängender Song, eine Geschichte, sie erschließt sich nur am Stück. Fans des Alligatoahs "von früher" kommen also voll auf ihre Kosten, auch wenn er sie Livehow-mäßig etwas auf dem Trockenen sitzen lassen wird.
Zeitreise zum Zwanzigjährigen
Nach nun bald zwei Jahrzehnten auf der Bühne fühle er sich "alt genug, um mal ein ganzes Jahr lang keine Tour und keine Festivals zu machen, sondern nur eine einzige, große, epische Jubiläumsshow. Eine Jubiläumsshow, nach der ich künstlich beatmet werden muss, weil es Musik aus über zehn Alben zu spielen gibt. Nächstes Jahr, wenn ich endlich 20 werde, wird am 31.07.2026 die Parkbühne Wuhlheide in Berlin zu meinem Kinderzimmer, in dem ich Counterstrike, Deutschrap und eine verstimmte Gitarre entdeckt habe (...) Ich freu' mich brutal auf diesen Glitch im Raum-Zeit-Kontinuum." Mitfreuen darf sich allerdings nur, wer bereits Tickets hat: Die Show ist bereits ausverkauft.






































6 Kommentare mit 2 Antworten
Leute können über ihn sagen, was sie wollen - er steckt schon viel Mühe, Arbeit und (ja, das glaube ich wirklich) Herzblut in solche Sachen
Sehe ich auch so. Er versucht halt das beste daraus zu machen. Ernsthafte deutsche Musik, die nullkommanull peinlich, widersprüchlich aber dennoch unterhaltsam ist: schwierig. Lustige, geistreiche deutsche Musik, die nicht zu sehr albern, oder wie Sido sagen würde: Klamauk, ist: fast noch schwieriger. Die dritte Alternative wäre: einfach Pop-Dance-Müll. Er versucht halt genau auf diesem Seil dazwischen zu tanzen. Kann mir vorstellen, dass das anstrengend ist, auch was das eigene Dahinterstehen anbelangt. Mir tut er tatsächlich manchmal etwas leid.
(Seil) Tanz passt auch schon zum Elternhaus, keine Frage! Ich sehe: Du hast mal wieder tief gegraben
In künstlerischer Hinsicht eine schöne, runde Sache. Vielleicht benötigt der kriselnde Deutschrap solche Impuls mehr denn je, Exoten, die weit weg vom übersättigten Sishabar-Blues ihre eigenen Experimente köcheln, facettenreich und anders. Die nudelige Jazzuntermalung startet stark, lässt in der Folge jedoch an Zugkraft vermissen, hier hätte etwas mehr Varianz im Soundbild gut getan. Dazu fühlt und hört es sich für mich mehr wie eine inszinierte Vorlesung an, denn performanten Rap.
Auch wenn das ganze Projekt in Thema, Performance und Stil überhaupt nicht mein Ding ist, applaudiere ich für den Einsatz und Aufwand, der tatsächlich aus dem üblichen Wust aus Repetition, Ghostwritern und Faulheit heraussticht und einem etwas Resthoffung für das Genre vermittelt. Ferner konnte ich über manche Lines schmunzeln, gar aufgrund des Textes lachen und nicht wie so oft über den Text/Künstler lachen
Fler hat recht. Deutschland zu Sesamstraße.
Künstlerisch kann ich das definitiv respektieren, aber Almans werden von Femcees aus den Staaten komplett gestomped. Mit echter Rap Energie hat das nichts zu tun. Eher R.A. the Rugged Man, aber auf Geschichtenerzähler.
Tut mir leid, aber das ist einfach das perfekte deutsche Beispiel für co-worker music. Respekt an die Arbeit dahinter.
Da steckt eine gewisse Genialität dahinter.
Wer sagt Dani jetzt, dass der Mann auch auf seiner Metalplatte mehr gerappt hat als es gut gewesen wäre?