In Schweden performt sich ein Gebärden-Dolmetscher in den Vordergrund, in Russland und Australien stehen die Beiträge fest.

Konstanz (jha) - Seit Samstag wissen auch die Schweden, wer sie beim ESC vertreten wird. Mit überwältigender Mehrheit wählte das Publikum Måns Zelmerlöw beim diesjährigen Melodifestivalen mit dem Disco-Hit "Heroes". In einer spektakulären Performance interagiert der Pop-Sänger mit projizierten Licht-Effekten. Zweimal war der 28-Jährige bereits gescheitert und hatte das Live-Event 2010 sogar selbst moderiert.

Zum Publikumsliebling mutiert hingegen ein Anderer. Als Gebärdensprachdolmetscher ist Tommy Kragh beim öffentlich rechtlichen TV-Sender SVT dafür zuständig, die Beiträge für die gehörlosen Zuschauer zu übersetzen. Dabei legt er phasenweise mehr Performance-Kunst an den Tag als die Künstler selbst. Wild fuchtelnd oder lasziv posierend, vertieft er sich so enthusiastisch in das Schauspiel, dass einem schon beim Zusehen der Schweiß über die Stirn perlt. Wer sein Handwerk mit so viel Leidenschaft ausübt, berauscht natürlich die Massen. Auf Youtube wurde der Mitschnitt des Senders seit Samstag bereits 1,3 Millionen Mal angeschaut.

Inzwischen hat sich auch Australiens Kandidat Guy Sebastian für einen ESC-Song entschieden. "Tonight Again" heißt der Titel. Der Radio-Pop-Song lässt sich am Ende ganz gut an. Ein Hauch von karibischer Exotik steht dem alljährlichen Musikantenstadl gut zu Gesicht.

Dagegen hat der russische Beitrag schon im Vorfeld mit vernichtender Kritik zu kämpfen. "Russland als Weltverbesserer? Zum Kotzen", urteilte der Stern in seiner Überschrift zu Polina Gagarinas Pop-Hymne "A Million Voices". Im dazugehörigen Artikel heißt es, Präsident Putin setze die Sängerin als ansehnlich getarntes Propaganda-Werkzeug in Wien ein. Fröhliche Kindergesichter, die blonde Unschuld passend zum weißen Hintergrund und dazu ziemlich platte Lyrics, die zur großen Harmonie aufrufen, sind für das Magazin unverkennbare Indizien. Zugegeben, mit reichlich Autotune gepuncht, empfiehlt sich die Friedenstaube als Celine Dion-Abklatsch, aber Verschwörungstheorien hat die Allerwelts-Ballade dann doch nicht verdient.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Måns Zelmerlöw

"We are the heroes of our time." Mit dieser Aussage ersingt sich Måns Zelmerlöw am 24. Mai 2015 den Sieg beim Eurovision Song Contest. Zum Helden seiner …

3 Kommentare mit 2 Antworten