Nachdem sogar Fritz-Kola angefeindet wurde, ziehen Frei.Wild zurück. 'Kiez-König' Schwensen fordert mehr Toleranz vom Reeperbahn Festival.

Hamburg (nie) - Frei.Wild haben ihren Gig in der Hamburger Bar Platzhirsch, der parallel zum renommierten Reeperbahn Festival stattfinden sollte, abgesagt. Vorausgegangen waren eine Unterlassungsklage, Hasstiraden auf Facebook, die Verunglimpfung eines Kola-Herstellers und ein Rundumschlag des 'Kiez-Königs' Kalle Schwensen.

Anfang der Woche hatten die Südtiroler dreist den Eindruck erweckt, sie würden auf dem Reeperbahn Festival auftreten. Davon distanzierte sich der Veranstalter umgehend und reagierte mit einer Unterlassungsklage.

Dennoch ließen Facebook-Nutzer in der spontan gegründeten Facebook-Gruppe 'Kein Frei.Wild auf St. Pauli' ihrem Hass gegenüber der als rechtsorientiert geltenden Band und dem Besitzer des Platzhirsch freien Lauf: "Mal gucken ob euer Laden danach noch steht, bzw. irgendein Frei.Wild Fan überhaupt in die Nähe eures Drecksladens gelassen wird", hieß es da unter anderem.

Der Zorn einiger Leute richtete sich auch gegen den Hersteller des Kultgetränks Fritz-Kola. Dieser ist Namensgeber und Sponsor der an den Platzhirsch angrenzenden Fritz-Bar. Die Betreiber der FB-Gruppe fassten das als klare Provokation auf und drängten das Unternehmen zu einer Stellungsnahme. Die kam umgehend vom Konzern, war den Betreibern der Seite aber nicht konkret genug; ein Shitstorm gegen den Limonadenhersteller war die Folge.

Mirco Wiegert, Miterfinder des Hamburger Unternehmens, versuchte den Schaden zu begrenzen. "Wir wussten bis letzte Nacht NICHTS von dem Konzert. Fritz-Kola ist Namensgeber der Fritz-Bar, die sich im Vordergebäude des Platzhirsch befindet. Ansonsten haben wir NICHTS mit der Bar zu tun. Wir unterstützen sie auch NICHT mit Getränken bei den aktuellen Veranstaltungen, wir sind kein Sponsor. Ihr habt unser Wort: Wir sind an der Sache dran und wir werden die Situation mit dem Betreiber klären, um uns vom Gedankengut und Auftreten der Band Frei.Wild zu distanzieren."

"Danke für die kostenlose Promo!"

Nun hat die Band wie schon bei früheren umstrittenen Auftritten reagiert und das Konzert im Platzhirsch abgesagt bzw. in einen anderen noch nicht genannten Club verlegt. In einem längern Posting distanzieren sich die Südtiroler zunächst von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sowie von Gruppen wie Pegida oder AfD, in denen "Idioten" und "gescheiterte Existenzen" ihren Hass ausleben.

In einem zweiten, ironisch formulierten Text kündigen sie die Verlegung des Konzerts an und freuen sie sich über die kostenlose Promo: "Gewisse Location- Betreiber und Musik- Bosse schossen unsere geplante Veranstaltung so dermaßen durch die Kanäle des www, dass uns hier und heute nichts mehr anderes übrig bleibt, als DANKE zu sagen."

Viel Lärm um nichts?

Haben nun doch vor allem Frei.Wild von dem Hin und Her profitiert, oder dürfen sich Reeperbahn Festival und Frei.Wild-Gegner als Gewinner fühlen? Laut Hamburgs 'Kiez-König' Kalle Schwensen hat sich in dieser Angelegenheit keiner mit Ruhm bekleckert:

"Auf der Reeperbahn wurde Musikgeschichte geschrieben, im "Top Ten Club", "Star Club" und anderen Clubs traten die für ihre Zeit revolutionären Musiker auf und wurden gefeiert. Beatles, Jimi Hendrix, Jerry Lee Lewis, Chuck Berry, Little Richard, Ray Charles und viele andere. Damals wollten die Fans und die Veranstalter nur deren Musik hören, sie kümmerten sich nicht darum, dass diese Musiker von der älteren Generation abgelehnt wurden, obszöne und anstößige Texte sangen, nahezu ausnahmslos gegen die vorherrschende Engstirnigkeit und meistens auch gegen die damals geltenden Gesetze verstießen."

"Diese Musiker waren, Heroin- und Rauschgiftsüchtig, praktizierten Sex mit Minderjährigen, waren Homosexuell (damals in Deutschland ein Straftatbestand), hatten 13 jährige Kinder geheiratet, waren wegen bewaffneten Raubüberfall im Knast, etc. - den Fans und Veranstaltern ging es nur um deren Musik!", schreibt Schwensen auf Facebook.

"Diese neu zugereisten Kiez-Musik-Veranstalter ..."

Gegen diese Tradition der Toleranz hätten die Veranstalter des Reeperbahn Festivals verstoßen, meint Schwensen: "Heute rümpfen die Veranstalter des renommierten "Reeperbahn-Festivals" die Nase und "distanzieren" sich davon, dass eine andere Band zur gleichen Zeit auf dem Kiez spielt, die von bigotten und voreingenommenen "Gutmenschen" in die rechte Ecke gestellt wird, nur weil sie sich in ihren Liedern und Texten zu ihrer Tiroler Heimat bekennen (...)"

"Man muss die Musik und Texte von "Frei Wild" nicht mögen und man braucht ihre Konzerte ja auch nicht besuchen. Aber es ist von Musikmachern schlicht intolerant sie deshalb zu stigmatisieren."

"Aber die größte Schande ist, dass ausgerechnet Veranstalter des "Reeperbahn Festivals" sich auf ein solch tiefes Level begeben und Musiker wegen ihrer Lieder und Texte diskriminieren. Diese neu zugereisten Kiez-Musik-Veranstalter sollten sich in Toleranz üben, und nicht so tun, als ob sie die Norm der Reeperbahn sind. Ich war schon auf der Reeperbahn, als der heute 48-jährige Veranstalter des "Reeperbahn-Festivals" noch nicht mal Haare am Sack hatte, geschweige denn wusste, was Kiez bedeutet."

Fotos

Frei.Wild

Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

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13 Kommentare mit 42 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    "Mal gucken ob euer Laden danach noch steht, bzw. irgendein Frei.Wild Fan überhaupt in die Nähe eures Drecksladens gelassen wird"
    Ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr Menschen alle Hemmungen fallen lassen wenn sie sich auf der "guten Seite" wähnen.

  • Vor 9 Jahren

    Herrlich und immer wieder "mit mutig, festem Schritt"! Die Gewaltmenschen von heute sind die Gewaltmenschen von damals. In ihren dumpfen Ideologieköpfen wird nach wie vor nichts als das brutale Mitläufer- und Duckmäußertum kultiviert. Wie der Kalle schon schreibt: Dieses niederträchtige in der Reihe stehen und draufhauen auf alles Unbequeme hatte der Rock'n'Roll für kurze Zeit als anti-Bewegung zu verachten gewusst, aber jetzt herrscht wieder Zucht und Ordnung und die unfreiwillig ironischen "antifaschistischen" Menschenfeinde haben wieder die Oberhand.

  • Vor 9 Jahren

    "In einem längern Posting distanzieren sich die Südtiroler zunächst von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sowie von Gruppen wie Pegida oder AfD, in denen "Idioten" und "gescheiterte Existenzen" ihren Hass ausleben."

    Idioten und gescheiterte Existenzen sind doch das Stammklientel von Frei.Wild.

  • Vor 9 Jahren

    Kurz gesagt die Band ist kein Problem sie wird zu einem gemacht und verdient sich damit ne goldene Nase.

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    Und endlich Chancengleichheit schaffen, sollte man bspw. den massiven Männerüberschuss durch gezielte Einwanderung junger Frauen beendet.

    Auch die Frauenfinanzierung von Männern muss aufhören - Männer zahlen heute über 70% der ganzen Steuern und Abgaben, während Frauen zu denjenigen gehören die mehr in der Summe vom Staat bekommen als sie einzahlen.
    Da kann man dann leicht sagen: "Ich brauche keine Männer!" und sich ganz "unabhängig" fühlen- wenn der Staat über das Sozialsystem alles finanziert und Männer (speziell Betas) indirekt das bezahlen müssen.

    Ein Frauenförderprogramm (Professorinnen-Programm, Frauenförderung, Gleichstellung, "Frauen werden bevorzugt eingestellt" usw. usf.) nach dem anderen wird aufgelegt und ich weiß bald nicht mehr wie ich diese steigenden Steuern und Abgaben stemmen soll. Aber wenn ich ein Problem habe, dann ist niemand zuständig und ich bin "selber schuld".

    • Vor 9 Jahren

      Yo Merzi,

      naiser Vorschlag mit der gezielten Einwanderung junger Frauen - das ist unbedingt unterstützenswert, auch wenn das heisst, dass ich ein Integrationsbecken im Garten anbauen muss!

      Ansonsten bin ich mir sicher, dass du hier viel Zuspruch kriegen wirst. Das hier ist eine Community von Ehrenmännern.

      Und komm sonntags auch gern mal im Chat vorbei, hm? Dann können wir direkt live darüber reden, wieso diese Frauenförderungsprogramme abgeschafft gehören, da die B*tches ja eh schon zu wenig Steuern zahlen!

    • Vor 9 Jahren

      Zumindest würde deren Partnerwahl ganz anders aussehen, wenn nicht der Staat ihnen aus jeder Notlage aus der Patsch helfen würde - dann wäre wieder mehr der zuverlässige Mann gefragt und nicht der coole Disko-Draufgänger der sie dann sitzenlässt.

      Allein das würde schon den Partnermarkt völlig umkrempeln, wenn plötzlich Millionen Unterschichten-Frauen aktiv Männer suchen müsste um über die Runden zu kommen. So ist das in Ländern ohne Sozialsystem: Da suchen Frauen die gestrandet sind aktiv von sich aus alleinstehende Männer bei denen sie unterkommen könnten. Da würde dann auch mal für den chronischen Versorger-Beta hin und wieder was abfallen.

      Aber man meint ja heute, überall in natürliche System eingreifen zu müssen und alles umdrehen zu müssen, was in Jahrtausenden gewachsen ist.

    • Vor 9 Jahren

      Wie alt bist du denn? Frage nur weil Frauen ab 35 auch hierzulande für gewöhnlich genau den Typ Versorger suchen den du beschreibst. Ansonsten wirklich geniale Idee mit der Frauenquote bei Einwanderung :D.
      Aber was ist dann mit der "Frauenfinanzierung"? Wird ja noch schlimmer! Und "urdoitsch" ist das ja schon gar nicht.

    • Vor 9 Jahren

      Jeder Markt wird von "unten" aufgerollt!
      Wenn Unterschicht-Frauen wieder unter Druck stehen, dann würde sich das auch auf die anderen Schichten auswirken und Frauen könnten nicht weiter solche abgehobenen Forderungen stellen.

      Ich kenne es auch so von einer Bekannten, die Lehrerin ist: Auch intelligente Mädchen interessieren sich für die "coolen Typen", meist die Sitzenbleiber die mit auffrisiertem Mofa in die Schule kommen und in der Pause mit Drogen handeln. sind sie erst mal auf der Schiene, dann bleiben sie da meist lebenslang.

      Das ist auch ein Grund, warum die ehrlichen, netten Jungs schnell zum lebenslangen Singledasein verdammt sind.

    • Vor 9 Jahren

      Schade, dass das merzners letzter Post war :( In einer besseren Welt würde er jetzt gemeinsam mit diversen Sozialkundelehrern und Kollegen aus Sanchos Büro, drogenverkaufend, mit dem frisierten Mofa, von Schulhof zu Schulhof heizen und dabei massiv viele Unterschichtsfotzen klarmachen.
      Sancho würde sein Fachabitur mit einem bravourösen 3,2er-Schnitt bestehen, weil er wirklich viel gelernt hat, und anschließend die gerade der Minderjährigkeit entwachsene Jana bockt, auf einer Doppelhochzeit mit dem dem Zyniker und Steffi the blade, ehelichen und betamännchenhaft versorgen.
      Die Diskussionskultur auf laut.de wäre erbaulich und vital, da sich ausnahmslos alle User auf den von Sanchos Lehrern diktierten Konsens einigen würden.
      Depressive Personen könnten sich einfach zusammenreißen und weniger Schwäche zeigen und alle Curbs dieser Welt wären vom Wachs befreit.
      Ich hätte mir vor sechs Jahren einen weniger beknackten Nicknamen ausgesucht und Baude würde mir regelmäßig was von seinem Tramadol abdrücken. Hach.

    • Vor 9 Jahren

      Steffi the blade. :D Klassiker. Gibts die Threads noch irgendwo?

    • Vor 9 Jahren

      http://www.laut.de/News/Haftbefehl-CSU-Pol…

      http://www.laut.de/News/Haftbefehl-CSU-Pol…

      Die beiden fand' ich jetzt persönlich am besten, weil sich Sancho mal wieder so schön zum Hundesohn gemacht hat. Janas Behinderungsgrad scheint auch ziemlich präsent, argumentativ vom lautuser dominiert :D

    • Vor 9 Jahren

      Ich hatte völlig verdrängt wie dumm diese Steffi war :D

    • Vor 9 Jahren

      Hat sich eigentlich nicht kürzlich Sanchogate gejährt? #neverforget

    • Vor 9 Jahren

      http://www.laut.de/News/Metalsplitter-Ex-B…
      Und hier noch einer, in dem der Vogel damit prahlt realen Kontakt zu "Allrounder" gehabt zu haben :D
      Ich weiß, es ging eigentlich um Steffi, aber im Endeffekt überschattet Sanchos grenzenlos debiles Opfertum in den Threads alle Verfehlungen anderer User auf eine sehr penetrante Art und Weise.