Im Interview tadelt Schwartz das in X umbenannte Netzwerk und seinen Eigentümer Elon Musk.

Berlin (dol) - Nach der Übernahme durch Elon Musk vor zwei Jahren glaubte er noch an eine Zukunft Twitters. Der Mikroblogging-Dienst habe "unschlagbare USPs", schrieb er damals. Zu den Kurztexten "mit der intuitivsten Bedienbarkeit, die man sich vorstellen" könne, gebe es schlicht "keine Alternative". Im aktuellen laut.de-Interview zeigt sich Schwartz nun weniger zuversichtlich, was die inzwischen in X umbenannte Plattform betrifft. "Twitter ist nicht mehr benutzbar. Die verschiedenen Bubbles, in denen ich unterwegs war, gibt es nicht mehr", rügt er den destruktiven Einfluss des aktuellen Eigentümers.

"Elon Musk hat öfter am Algorithmus herumgepfuscht und dadurch diese Bubbles komplett zerfetzt. Jetzt bekomme ich abgefilmte TikToks und Enthauptungsvideos aus Syrien, rassistische Hot Takes und Fake News. Es ist nichts mehr von dem übrig geblieben, was es einmal war", führt der Rapper wehmütig weiter aus. "Er hat es in einem Jahr echt geschafft, die gesamte Plattform, eine gesamte Gesprächskultur, die nicht immer gut war, aber unser Denken geprägt hat, komplett dem Erdboden gleichzumachen."

Elon Musk habe stets auf die Bedeutung der Meinungsfreiheit gepocht. "Und was ist daraus geworden? Nur noch Rage Baits, beknackte rassistische Aufreger performen", beanstandet er, "Es ist ein einziges Herunterrauschen von Hardcore-Meinungen, die sich alle als gleichberechtigt empfinden." Mit seiner Kritik steht er nicht alleine da. Neue Plattformen bemühen sich seit der Twitter-Übernahme durch den Tesla-CEO darum, den abwandernden Nutzern eine digitale Heimat zu bieten. Insbesondere Threads von Mark Zuckerbergs Meta Platforms erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

Schwartz zeigt sich von der Mikroblogging-Alternative jedoch unbeeindruckt. "Es ist genauso, wie man sich Twitter für Instagram-User vorstellt", moniert der Autor, "Das sind von Grund auf jüngere Menschen, die sich nicht allzu viele Gedanken darüber machen, was sie von sich geben." Aus Nutzer-Perspektive lasse sich das Treiben trotz allem genießen: "Anfangs war ich davon angenervt, aber mittlerweile ist es ein bisschen so, als gucke man 'Mitten im Leben'. Das macht Spaß. Wenn man sich auf das Niveau runtergeguckt hat, kann man damit echt gut leben."

Generell beschäftigt den Hirntot-Rapper die Rolle milliardenschwerer Digitalunternehmer. "Ich bekomme es bis heute nicht in den Kopf, dass Jeff Bezos 3.600 Dollar pro Sekunde verdient. Oder dass Elon Musk von seiner Mars-Kolonisierung fantasiert, sich aber buchstäblich weigert, Steuern zu bezahlen. Das wird einfach so hingenommen", kritisiert Schwartz, "Statt andauernd der AfD hinterherzurennen, sollte sich die SPD auf das Thema Verteilungsfragen stürzen." Das vollständige Interview zum Album "Nachtmensch" und seinem Buch "Gewalt und Poesie" lest ihr demnächst auf laut.de.

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laut.de-Porträt Schwartz

Schwartz ist Rapper und Produzent und veröffentlicht auf dem Berliner Label Hirntot Records. Genauso wie sämtliche Signings dieser Plattenfirma, hat …

4 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 2 Tagen

    Dieser Kommentar wurde vor 2 Tagen durch den Autor entfernt.

  • Vor 2 Tagen

    Hör halt auf es zu benutzen, wenn es dich nervt, und meld dich ab wie es jeder vernünftige Mensch schon vor Monaten gemacht hat.

    Auch mit Gemecker erzeugst du immer noch traffic und clicks für Elon, du Held.

  • Vor 2 Tagen

    Twitter ist und war schon immer der Gedankenmülleimer für Menschen die viel bedeutsames sagen aber absolut nichts tun. Bringt ja nichts, wenn der Herzchirurg seine wichtige, geile und einzig richtige Meinung zum Thema invasive Kardiologie Twittert aber dann keine Zeit mehr hat zu operieren. Und dann kommt der nächste Chirurg und twittert zurück und dann noch ein Friseur und ein Ohrenarzt. Am Ende unterhält sich die ganze Gesellschaft im Internet und furzt ihre Meinung in den Äther aber niemand tut mehr etwas. X ehemals Twitter ist nur destruktiv und höchstens als datingplattform für Nazis oder IS-Kämpfer tauglich und ob man denen einen Ort zum connecten verschaffen muss, mmmh weiß ich nicht Digga.

    • Vor einem Tag

      Der erste Satz ist aber schon harsch. Nicht weil er nicht stimmte, sondern weil ich dass Gefühl habe, dass er dem laut.de-Kommentarbereich seine Daseinsberechtigung entzieht. :/

    • Vor einem Tag

      Schlimm

      Zu Schwartz: guter Typ, der sich schon immer vom instabilen HT-Sumpf abgegrenzt hat und dadurch die Sonderstellung inne hat, die sich so mancher Sidekick oder Labelkollege wünschte. Manchmal zahlt sich das intellektuelle Pfund eben aus, auch wenn das Thema twitter/x nicht die beste Werbung ist

  • Vor einem Tag

    Find Elon echt auch richtig kacke, aber warum bekommt der Vollassi Schwartz auf laut.de eine Plattform um seine Meinung kundzutun? Der ist ja nicht Mal Musiker. Da würden mir vorher 1000 andere Sachen einfallen, bevor ich nur dessen Name erwähne, aber gut....