Die Stars unserer Tippmannschaften "Viva Con Agua Allstars" und "Laut Gegen Nazis" bloggen für laut.de aus Kapstadt/Südafrika.
Berlin (laut) - In der Reihe 'Stars bloggen WM' berichten die Teilnehmer unserer Tipp-Teams 'Laut Gegen Nazis Allstars' und 'Viva Con Agua Allstars' mit Worten oder Bildern von ihren Erlebnissen rund um das sportliche Großereignis des Jahres.
8. Juli 2010, 13:37 Uhr
"Schnaps, Bombermann und das 0:1"
Beitrag von Louise Fuckface (The T.C.H.I.K.)
Spanien gegen Deutschland. Mit viel Hoffnung gingen wir in dieses Spiel. Wir wollten Gutes tun. Aber nur wenn das Schicksal es so will. Wir sind eine sehr abergläubige Band. Unser Bassist der Herr Echelmeyer plant seine große Karriere am Ballermann. Dafür hat er ganz fleißig schon eine wunderschöne Schlagerplatte und engsitzende Shirts produzieren lassen.
Das Projekt hieß "In 3 Monaten zum Ballermann" und erst sah alles auch ganz gut aus. Ein großer Fernsehsender war ganz begeistert von ihm und zufällig haben die für ein Auslandsformat noch son Schlagerfutzi gesucht. Die Freude war groß aber leider stellte sich raus das der Herr Echelmeyer zu alt für dieses Format sei. Sie suchten einen Säugling, was für eine Frechheit.
Nun bleiben ihm noch 20 Tage um seinen Traum zu verwirklichen und wir wollten ihm dabei helfen. Also sitzen wir mit dicken Geldbeuteln in der Sportsbar in Friedrichshain und hoffen dass Deutschland wie die letzten Male den Ball viermal reinknallt. Denn unser Spiel funktioniert so: ein Tor für Spanien, jeder drei Schnäpse auf Ex - natürlich zur Beteubung ... der Schmerz muss weg.
Ein Tor für Deutschland: jeder der Anwesenden 10 Euro in die Mallekasse. Das macht dann hoffentlich bei 9 Leuten und vier Toren 360 Euro. Damit kann der Echelmeyer und eine Person die wir später auslosen wenigstens einmal rüber fliegen und vielleicht zwei Nächte in so ner billigen Kascheme pennen.
Das Spiel geht los. Jeder ein klitzekleines Bier. Wir wollen ja das Geld nich so verschwenden. Ich bin so aufgeregt und muss erstmal ne Runde Bombermann spielen. Die stellen sich an. Das regt mich auf. Wieviele Leute haben wir in der Mannschaft und wie viele hat Spanien? Es kommt mir vor, als hätten die doppelt so viele. Ist Spanien vorne, ist da kein Deutscher. Ist Spanien hinten, ist dort auch kein Deutscher. Also bitte, wo sind die alle? Auf dem Klo?
Die erste Halbzeit ist mir einfach zu stessig und ich muss mich mit noch einer Runde Bombermann ablenken. Die zweite ist nich besser und dann, aua, das Tor für Spanien. Ok, Schnaps tut gut aber wie soll der Echelmayer denn jetzt nach Malle? Der eine Spanier sieht aus wie der Kassierer vom Edeka in der Herfurthstraße. Die Deutschen laufen als wären sie halbseitig gelähmt und dann kommt auch noch Gomez rein. Der kann vorm leeren Tor schießen und haut ihn trotzdem vorbei.
Ich hoffe seine Frau ist nicht all zu sehr frustriert. Jetzt Kroos ... Torchance ... wohooo .... aber nee, der hätte ... aber is nich .... hätte hätte Fahrradkette. Wir sind alle unglücklich und der Tintenfisch hatte recht. Da hilft auch keine Runde Bombermann mehr. Wir verlieren und der Echelmeyer? Wir haben sein Schicksal in Özils Hände gelegt und er hat uns bitterlich enttäuscht. 0 Euro in der Kasse und Echi kommt wohl höchstens auf dem Regionalexpressklo versteckt nach Frankfurt, oder?
Nun, die Dinge haben sich geändert: Deutschland ist nach diesem Spiel Favorit und Messlatte, nicht nur Zukunft, sondern schon Gegenwart des Fußballs. Respekt von allen: Italienern, Engländern, Franzosen ... ohne Vergleiche mit deutschen Panzern zu ziehen, sondern mit Hochachtung gesprochen.
Die Frage ist nun: wie geht die deutsche Mannschaft psychisch damit um, dass sie diese WM eigentlich bereits gewonnen hat? Und kann die deutsche Nation damit umgehen? Eine neue, junge, unbeschwerte Generation scheint es zu können, kennt scheinbar instinktiv den feinen Unterschied zwischen Nationalismus und fairem Patriotismus.
Gleichwohl sehe ich am Horizont der menschlichen, individuellen Seite dieser Generation auch diesen unglaublichen "Eventfanatismus", ja gar eine "Eventhörigkeit". Für eine VIP Karte nicht im Stadion in Südafrika, nein, sondern auf der Berliner Fanmeile zahlen sie für gewisse Tickets 50,- bis 500,- Euro. Das Leben der Menschen definiert sich zunehmend über den nächsten Event, sei er noch so irrelevant ...
Ich schreibe hier in einem Musikmagazin, deshalb erkläre ich kurz, warum ich Euch in der Euphorie kurz die Laune verderben muss: Es erreichte mich die Nachricht, dass eine meiner absoluten Lieblingsbands, PIL, die deutsche Tour im August absagen musste - wegen Desinteresse. Ihr, wer auch immer, Ihr nämlich, verweigert einem der letzten freien Päpste des Lebens, John Lydon (aka Johnny Rotten/Sex Pistols, PIL), Eure Unterstützung.
John Lydon ist die Antithese der Eventhörigkeit; John Lydon sagt, was er will und das ist sowohl politisch links oder rechts stets inkorrekt; stets und mit Überzeugung. John Lydon scheißt etwas auf Eure oberflächliche, bisweilen gespielte Feier-Scheiße, die Euer täglich-braves Staatsgebuckele übertüncht. Ihr habt ihn abgestraft in diesem Sommer. Holt Euch lieber noch ein VIP Ticket für die WM Meile, aber lasst ihn bloß in Ruhe. (laut.de hätte die PIL-Tour im Übrigen präsentiert - nochmal Glück gehabt, Anm. d. Red.)
So, das musste mal gesagt werden, und jetzt freu ich mich trotzdem auf ein paar Bier und ein paar Menschen, mit denen ich Deutschland gewinnen sehen möchte!
So let it be written, so let it be done!
P.B.
Portugal gegen Spanien. Dunkle, behaarte Männer gegen noch mehr behaarte Männer. Ein Traum. Auf soviel Erotik muss man sich natürlich vorbereiten ... mit SANGRIAAAAA. Zu blöd, dass unsere Vorbereitung schon um 16 Uhr anfängt und Kristeenager und ich pünktlich zum Anpfiff tonnenvoll sind.
So richtig können wir das Spiel daher nicht mehr verfolgen. Für wen waren wir? Wer sind die Roten? Und wo ist Ronaldo? Ohne tausend Weiber im Arm und seine Riesenbrillies erkenn ich den gar nich. Is eh alles so verschwommen.
War dasn Tor? Alla ... für wen, hä ... krass, heyyyy, Spanien ... öhöhlöhagöahfglaödhga. Die Kombination aus schwitzenden Südländern und Sangria macht sich bemerkbar und mein Hormonspiegel versetzt mir Hitzewallungen. Oder waren das doch nur die 30 Grad?
Wir leiden aber irgendwie mit den Portugiesen und wünschen uns inständig, Ronaldo würde seinen Job machen und das Runde ins Eckige bringen. Tut er aber nicht! Powertrauer! Bei den Spaniern geht dann auch nicht mehr und ich ertappe mich dabei, dass ich der Debatte über ein mögliches Abseitstor (!) folgen kann!
Sind wir wieder nüchtern? Noch mehr SANGRIAAAA muss her, damit man sich auch Oliver Kahn und diese stocksteifspießige Brünette im ZDF schön trinken kann. Keine Ahnung, was die da immer faselt. Und dann versucht sie einem zwischendurch noch irgendwelche Afrika-Reportagen unterzujubeln. Wo sind denn da die strammen Waden?
Wir neigen dazu umzuschalten, da sowohl Spielergebnis als auch Spiel selber trotz der auf dem Rasen angetretenen Fleischkuchen Wünsche offen lassen. Nun ist Spielpause, unsere schmutzigen Fußballerphantasien können sich abkühlen oder wir nutzen die spielfreien Tage für noch mehr Vorbereitung.
Zum Beispiel für Niederlande gegen Brasilien. Da ist der Erotikfaktor zwar absolut ungerecht einseitig vergeben aber wir freuen uns sehr auf kämpfende Männer mit wehenden Haaren, deren Strähnen schweißverklebt an der Stirn hängen, während sie hochkonzentriert zum Freistoß anlaufen.
Oh Mann ... schaue das Spiel auf Malta, wo ausschließlich England-Fans zugegen sind. Mit meinem Jubel halte ich mich also eher zurück, da ich ja auch ein heimlicher England-Fan bin. Mein einziger Mitstreiter ist ein maltesischer Bayern-Fan. Mich wundert, dass die englische Mannschaft nicht wirklich gegen das offensichtliche zweite Tor protestiert ...
Nach dem 4:1 für Deutschland kehrt sich die Stimmung der englischen Fans um: Wenig Selbstmitleid, nein, mehr eine zynische Art der Selbstzerstörung, Selbstaufgabe.
Gegen Ende des Spieles erkennt fast jeder an, dass die deutsche Mannschaft schönen, eleganten, fast argentinischen Fußball spielen kann. Hiermit hebe ich auch meine Vorurteile gegen Bundestrainer Löw auf und habe nun verstanden, was er will. Einen Blue Label auf die deutsche Mannschaft! P.B.
Wahnsinn, was ein Abend - Ghana vs Deutschland und beide sind wir weiter! Es war tatsächlich mitreißender als erwartet - und in den letzten Tagen hatte ich mich mit mir sonst so fremden Dingen wie Ergbnis-Konstellationen auseinandergesetzt und alle Möglichkeiten durchgespielt, wie mein erhofftes Traumergebnis wohl zustande kommen könnte.
Wie oft bin ich in den letzten Tagen gefragt worden: "Frank - für wen biste denn nu, entscheid Dich mal". Von vornherein war mir klar, dass ich dieses Schlüsselspiel eigentlich gar nicht verlieren - und somit auch diese ständige Frage nicht so einfach beantworten konnte. Auch während des Spiels erwischte ich mich, wie ich die Chancen beider Teams abfeierte und fragende Blicke meiner ghanaischen Sitznachbarn erntete. Was war das für ein Gefühl, als sich beide Nationen in den Armen lagen. Wie bei Mama und Papa.
24. Juni 2010, 14:00 Uhr
Deutschland-Ghana, Miniröcke und Schnaps!
Beitrag von Louise Fuckface (The T.C.H.I.K.)
Oh oh, heute die Entscheidung. Deutschland. Müssen wir schon nach Hause fahren? Laut meiner Bibel promiflash.de sind die Rückflüge der Deutschen Mannschaft schon gebucht. Ich hoffe, das war eine unverschämte Lüge und mache mich mal auf den Weg in unsere Stammkneipe Red Rooster, um die Boys mental zu unterstützen.
Ein Glückstrikot hab ich leider nicht. Daniel Schuhmacher schon. Neid. Vorm Rooster treff ich die Görlz Kristeenager, Doreen, Stehfanje, Lynn und Netja. Alle nüchtern. Das gibts selten. Unser Liebingsbarkeeper Jonas gibt sich heute leider nich die Ehre und so müssen wir unsere Drinks selbst bezahlen.
Die Leinwand ist nicht besonders groß, also setzen wir uns nach ganz vorn. Ziemlich dumm von uns. Die Leute rücken nämlich so eng auf, dass man klettern muss, wenn man mal auf Toilette will. Wir tragen alle Miniröcke, also wird sich bis zur Halbzeit niemand aufs Klo traun. Ich sehs schon kommen.
Die Mannschaft läuft ein. Wie aufregend. Die Ghanaer, Ghanesen ... (wie sagt man?) sehn auf jeden Fall sehr hungrig aus. Die warten nur drauf, unsere Jungs zu vernichten. Jogi und Flicki tragen heute natürlich wieder das gleiche. Obwohl Jogi es ein bisschen verkackt mit seinem Schal. Da war wohl nur noch einer über und Flicki muss alleine frieren.
Anpfiff. Ui. Ohhhh. Ha. Und schon gehts zur Sache. Die Ghanaer legen ganz schön einen vor. Die haben bestimmt doppelt so dicke Nacken wie die Deutschen. Das ist ja der Hammer im direkten Vergleich. Es passiert eine ganze Zeit nichts. Wir sind alle beunruhigt. Junge Männer in der letzten Reihe fangen vor Aufregung an zu kokeln. Es stinkt.
Uhhh Khedira ... ein schönes Pferd, dieser Khedira. Wie der den Ball mit den Füßen aus der Luft pflückt. Die nassen Haare klatschen ihm ins Gesicht, perfekt für eine Shampoowerbung. Halbzeit. Kein Tor. Tränen stehen vielen in den Augen. Ich bin glücklich. Denn ... ich kann aufs Klo gehn.
Mit Bier und Wurst gehe ich in die zweite Halbzeit. Wenn jetzt nix passiert, raste ich aus. Ich hab ja gleich noch meine Radiosendung. Wie soll ich das denn machen, wenn wir verlieren? Ich hab doch gar keine ghanesische Musike dabei. Und wieder gehts los: Die deutschen Boys werden ungeduldig und kloppen den Ball jetzt ganz schön übers Feld. Und dann ... jaaaaaaaaa, Özil, Özil, die zarte Hühnerbrust schießt das Erleichterungstor.
Menschen liegen sich in den Armen. Wir könnens nicht fassen. Kristeenager neben mir rastet komplett aus. Es hört sich ungefähr so an: "Hm öh uh hm". Sie ist sehr leidenschaftlich. Ab jetzt raff ich nix mehr vom Spiel. Meine Augen tun so weh von dem vielen grün und von den schnellen Bewegungnen, so dass ich mich lieber auf mein Bier konzentriere und mich einfach nur freue. Und tatsächlich: Deutschland ist weiter.
Jetzt muss erstmal ein Mexikaner rein. In uns. Özil erzählt auf ZDF von seinem Tor. Er wusste, dass er eins machen würde. Und überhaupt ist er sehr weise: "Wir müssen nur noch jedes Spiel gewinnen, dann haben wirs geschafft."
Ja, wenn das mal nicht eine Vorhersage ist. Ich vertraue ihm und trink noch einen Schnaps auf Özil. Achso, trägt Günter Netzer eigentlich immer Labello mit Perlmutteffekt?
Tausend Küsse, eure Crackhuren.
12:11 Zugegeben recht spät, aber dafür: Ein Frühstück für Champions!
Wahrscheinlich streichen sich Mesut und Herr Schweinsteiger das auch gerade auf die Stullen ...
12:13 Hoffentlich ist das nicht unsere Abwehrreihe heute Abend ...
13:55 In Vorbereitung auf das große Spiel hat der Trainer lockeres Lauftraining verordnet ...
13:59 Chino, the Marathon-Man!!!
16:04 Die Meet-and-greet Gewinner warten schon ganz artig. wir erscheinen nur leicht verspätet, dafür aber frisch geduscht ...
16:15 John hat Spaß bei der allgemeinen Fragestunde.
16:27 Ein Gruppenfoto zum Abschied, in Gedanken sind wir natürlich schon bei Ghana vs Schland!
16:34 Auch die Kids sind schon im Schlandfieber ...
18:44 Erst die Arbeit, dann das Vergnügen ...
Erfurt hat gerockt! Im Bild übrigens der offizielle "AFRIKA RISE"-WM-Ball. Damit unterstützen wir Afrika Rise und Viva con Agua, um Bildung und sauberes Trinkwasser nach Afrika zu bringen. Den Ball bitte hier shoppen!
20:12 Gerade noch rechtzeitig kommen wir bei unserem WM-Schauplatz an ...
20:14 Die Vuvuzeelas sind zwar griffbereit kommen aber vorerst nicht zum Einsatz.
20:24 Chino waves da flag and spreads the stimmung!
20:30 Anstoß!
21:46 Özil erlöst das deutsche Team und kloppt den Ball kompromisslos ins Tor. Große Freude!
4Lyn parlieren über ihre bisherigen ganz persönlichen WM-Erlebnisse:
22. Juni 2010, 13:00 Uhr
Südafrika muss von der WM lernen
Beitrag von Brendan Adams
Zwar habe ich bislang nicht jedes Spiel gesehen, aber die, die ich sah, haben Spaß gemacht. Außer Italien gegen Paraguay. Was für ein langweiliges Spiel! Ich meine, andere Teams spielen auch mal schlecht, aber selbst solche Spiele haben dann einen gewissen Spirit.
Die Atmosphäre in Südafrika muss spektakulär sein. Jeder fragt mich derzeit, warum ich nicht dort bin. Ob ich verrückt sei. Ich sage dann, dass ich die Spiele ohnehin am Fernseher sehen würde. Also warum meine Zeit verschwenden und dorthin fliegen, wenn ich auch einen tollen Sommer in Europa erleben kann?
Mein Interesse liegt ohnehin eher in der Frage, wie die Menschen in Südafrika von der WM profitieren werden. Derzeit sieht die Zukunft ja eher düster aus. Ich bin froh, wenn die Gegner die Möglichkeit wahrnehmen, um auf die soziale Ungerechtigkeit und die brutale Realität, die für die Mehrheit der Menschen dort unten herrscht, aufmerksam zu machen, weil sie diejenigen sind, die am wenigstens von der WM profitieren.
Ich wurde nicht beeinflusst von dieser verfälschten Propaganda. Versteht mich nicht falsch, ich war nie betroffen von all diesen öffentlich fokussierten Warnungen an Touristen, weil ich euch als Südafrikaner sagen kann, dass all diese Verbrechen überall auf der Welt passieren und wenn Touristen in heftigeren Ärger verwickelt werden, als nur wegen einer gestohlenen Brieftasche, dann haben sie diesen Ärger gesucht.
Denn die wirkliche Gefahr lauert nur in den Gegenden, in denen sich Touristen nicht aufhalten sollten. Südafrika ist eine wundervolle Erfahrung, aber genau so extrem wie seine Schönheit ist auch seine Hässlichkeit. Die Menschen sollten aufhören, sich von eindimensionalen Medien hypnotisieren zu lassen, nur weil wir zu faul geworden sind, selbst zu denken.
Ich sage das, weil es generell mehr zu sehen und zu verstehen gibt, als einem gemeinhin gezeigt wird. Jedenfalls hoffe ich, dass mein Land genauso von der Weltmeisterschaft lernt wie ich auch.
21. Juni 2010, 17:00 Uhr
Without the bitter there is no sweet!
Public Viewing-Fotos von Culcha Candela
21. Juni 2010, 15:20 Uhr
Drei Punkte für Portugal, einer für nordkorea
Beitrag von Rainer Steffen
Gute 30 Minuten dauerte es, bis die Abwehr Nordkoreas zum ersten Mal bezwungen war und als der Unparteiische zum Pausentee pfiff, saß Kim Jong Il vermutlich noch voller Hoffnung auf dem heimischen Sofa. Was sich aber in Halbzeit zwei im Green Point Stadion in Kapstadt abspielte, dürfte für den "geliebten Führer" nur mit dem einen oder anderen Glas Reiswein erträglich gewesen sein.
Denn wenige Minuten nach Wiederanpfiff sorgte Portugal mit einem gnadenlosen Sturmlauf für die erste richtig dicke Packung dieser WM. Für das 7:0 erhält der Tipper "nordkorea" aber immerhin einen Punkt für die richtige Tendenz – und belegt mit 32 Punkten Platz 4 unseres Tippspiels. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
20. Juni 2010, 18:00 Uhr
Mädchen und Fußball - eine Sache für sich!
Beitrag von Louise Fuckface (The T.C.H.I.K.)
Mädchen und Fußball. Das is schon ne Sache für sich. Ich schließ mich da komplett nicht aus. Ich bin auch immer für die, die am besten aussehen: Sieht ein Spieler süß aus, bin ich Fan. Frankreich find ich an sich nich so toll, aber Gourcuff, sorry, das ist schon ne Sahneschnitte. Also werd ich auch für Frankreich jubeln. Aber tatsächlich, umso öfter und intensiver ich Fußball gucke, desto mehr kriegt es mich, dieses Fußball.
Ich würde nich sagen, dass ich mich auskenne, aber ein paar Sachen weiß ich schon. Nich so meine Freundin Nathalie. Die ist absoluter Fußballneuling, versucht sich aber als Profi auszugeben. Funktioniert leider nicht so gut. Zum Beispiel wenn sie mich in der zweiten Halbzeit fragt: "Sag mal Luise, haben die jetzt die Seiten getauscht oder wie?" Sag ich: "Nein liebe Nati, die haben nur die Kamera auf die andere Seite gestellt".
Aber ehrlich, hätte ich was zu bestimmen, würde ich das mit der Kamera so machen. Ich bin eher immer so der faule Typ. Als Fußballer würde ich in der Halbzeitspause auch nicht extra in die Umkleide laufen, sondern mich erstmal schön auf die Wiese setzen und mein Stullendöschen rausholen. Obwohl, da ist ja grade Winter. Hab ich auch nicht dran gedacht dass es in Afrika Winter gibt. Das klingt irgendwie verrückt: in Afrika Winter. Utopisch. Und kalt. Also würde ich nicht auf der Wiese sitzen. Oder vielleicht nur in eine Rettungsdecke verpackt.
Ich machte mir in Basel mit meinem besten Freund einen gemütlichen Nachmittag vor dem Fernseher, wir haben zu zweit etwas gekocht und viel Bier und Zigaretten konsumiert. Ich dachte, das Spiel der Schweiz gegen Spanien wird im Desaster enden und wir würden hochhaus verlieren, 5:0 oder so. Und dann sassen wir ganze 95 Minuten mit offenen Mündern vor dem Fernseher. Wir konnten es kaum glauben! Wir schrien uns die Seele aus dem Leib, als Gelson Fernandes in der 52. Minute das 1:0 schoss! Wir rannten durchs ganze Haus und sind komplett durchgedreht! Ich glaube, die Nachbarn haben sich zu Tode geärgert. Das war die volle Packung Emotion! Magic!
Dann war da noch Spaniens Lattenschuss und Derdiyoks Schuss an den Pfosten. Wir waren echt krass drauf und mussten irgendwie wieder runterkommen. Das Spiel Südafrika-Uruguay kam da gerade recht, das war eine echte Schlafpille!
In Basel, ja der ganzen Schweiz, war nach dem Spiel die Hölle los. Hupen, Tumulte, Polizei. Ich glaube, in Zürich an der Langstrasse mussten sie sogar Tränengas einsetzen!
Ich bin einer von nur zehn Leuten, die beim Tippspiel auf einen Sieg der Schweiz getippt haben. Das zeigt doch, dass niemand einen Sieg der Schweiz erwartet hatte! Ich meine, dass man immer an seine Lieblingsmannschaft glauben muss, auch wenn das unrealistisch erscheint.
Jetzt plötzlich ist die Schweiz total in WM-Euphorie. Vorher war irgendwie nicht viel davon zu spüren. Mein Song "Bring En Hei" (offizielle EM-Hymne 2008, d. Red.) zum Beispiel war letzte Woche auf Platz zwanzig der iTunes-Charts, seit gestern ist er wieder in den Top Ten! Ich glaube, das ist typisch Schweiz.
Plötzlich sehen viele die Schweiz in der Favoritenrolle oder sprechen gar von einem WM-Sieg. An der Pressekonferenz unserer "Nati" relativierte Goalie Benaglio solche Fragen aber total cool, das war echtes Understatement! Wenn wir jetzt noch gegen Chile gewinnen, dann sind wir voll dabei.
Props an losepi55. Er schreibt auf Youtube:
"habe gestern diesen song von Marteria bei laut.de for free entdeckt und meine lieblingstore dazu gepackt...schnappt euch nen ball und geht ne runde kicken!!!"
Word!
14. Juni 2010, 12:13 Uhr
"Live dabei beim Vierzunull!!"
Beitrag von Louis Klamroth
Wooowwww!!!
War das ein Hammer! Viernull!!
Gestern Mittag steige ich mit vier Filmdelegationsmitgliedern in den Flieger nach Durban. Der ist vollgestopft mit australischenn Fans. Uff. Beim Anflug auf Durban - erst einmal Erleichterung: Das Wetter ist gut und nicht so schweinekalt wie in Cape Town. Wir landen um 16:00 und machen uns gleich auf den Weg ins Team-Hotel der Deutschen Mannschaft um dort die vom DFB hinterlegten Karten abzuholen. Alles ist abgesperrt und die zahlreichen Fans hoffen, einen Blick auf die Spieler zu erhaschen, wenn sie in den Bus steigen. Mit dem simplen Satz: "Ich muss Tickets abholen" werde ich sofort durchgelassen und gehe ins Hotel hinein. Auf einmal sehe ich die Mannschaft, die sich gerade noch stärkt. In voller Euphorie rufe ich in den Essenssaal hinein: "Jungs das macht ihr heute schon!", etwas besseres fiel mir in dem Moment nicht ein. Einige drehen sich um, ich sehe sogar ein Lächeln auf Manuel Neuers Gesicht - und dann knallt auch schon die Tür vor meiner Nase zu. Nun gut, die Tickets habe ich in der Hand. Das zählt.
Los geht es ins Stadion.
Schon von weitem kann man es erkennen und wenn man direkt davor steht ist man unglaublich beeindruckt! Alles ist sehr großzügig gebaut und überall sind grelle Lichter, die das ganze Stadion weiß erscheinen lassen. Die Ernüchterung kommt allerdings, als wir die Schlange vor dem Eingang entdecken. Ewig lang. Ärgern nützt ja nichts und so drängeln wir uns durch und sind nach einer guten halben Stunde im Stadion. Da wir noch ein wenig Zeit haben, schlendern wir im Stadion herum, kaufen uns einen eklig labbrigen HotDog und eine Vuvuzela.
Ja, ich bin inzwischen vollkommen genervt von den Dingern und auch immer noch der Überzeugung, sie waren Schuld an der schlechten Stimmung beim Frankreich-Spiel. Aber meine Theorie war, dass wenn ich selbst eine Vuvuzela blase, mir die anderen nicht mehr auf den Kecks gehen, haha. Ich sollte Recht behalten! Nach ein wenig Übung (das ist gar nicht so einfach!) bekam auch ich Töne aus der "Uweseeler", wie die besoffenen Deutschen im Fanshop sagen.
Im Stadion haben wir klasse Plätze. Fast mittig und sehr nah am Spielfeld. Neben uns sitzen ungefähr hundert eingeflogene Fans, die den Trip bei bild.de gewonnen haben. Na toll. "Ich bin auf laut.de", entgegne ich. Als Antwort bekomme ich einen unsicheren Blick und - immerhin! - ein Bier.
Endlich fängt das Spiel an und die Bild-Gewinner machen, das muss man ihnen lassen, richtig Stimmung. Nach meiner Anfänglichen Verärgerung - der lässt doch nicht im Ernst Klose spielen?! - genieße ich einfach nur noch die tolle Stimmung. Es ist eine ganz andere Welt als beim Frankreich-Spiel. Ich schreie mir 90 Minuten lang die Stimme weg. Den Rest könnt ihr auf jeder Sportseite der Welt nachlesen. Völlig erschöpft und überglücklich machen wir uns mit dem Fanstrom auf den Weg nach Downtown Durban und feiern da zwangsläufig bis um 5 Uhr früh, als unser Flieger zurück nach Cape Town geht.
Sieg!
12. Juni 2010, 09:56 Uhr
"So emotional wie nie"
Beitrag von Louis Klamroth
Wow, die letzten zwei Tage waren so vollgepackt mit Terminen, dass ich erst jetzt wieder zum Bloggen komme!
Einen Tag vor der WM-Eröffnung trafen wir von Morgens bis Abends hiesige Politiker und führten Gespräche über die Zukunft Südafrikas, bis wir endlich zum Fanfest in Kapstadt durften. R. Kelly und viele einheimische Künstler performten, und sogar Musiker aus unserer Bayern-Delegation kamen erstaunlich gut beim südafrikanischen Publikum an. Die Erföffnung des Fifa-Fanfestes steigerte die Vorfreude ins Unermessliche! Vuvuzelas wurden überall geblasen und ich tanzte mich mit zehntausenden Menschen in Extase! Alle Menschen waren vollkommen trunken vor Freude und trotz der Eiseskälte wurde es eine lange Nacht ...
Am nächsten Morgen ging es früh raus. Ich fuhr mit meiner Filmdelegation in ein Township, um dort eine Filmproduktionsfirma zu besuchen. Schnell klinkte ich mich aus, denn gute zweihundert Meter weiter spielten ein paar Jungs Fußball. Alle waren mindestens fünf Jahre jünger, aber um Längen besser als ich. Egal, sie ließen mich mitspielen und brachten mir ihre Siegesjubel-Choreografie bei. Bei jedem Kind leuchteten sofort die Augen wenn man "Bafana Bafana" (unsere Jungs) erwähnte. Ich hatte das Gefühl, das ganze Land steckt all seine Hoffnungen in diese Mannschaft.
Völlig erschöpft vom Fußballspiel ging es dann zügig zurück in die Stadt zum Fanfest. Mein naivere Gedanke, zwei Stunden vor Anpfiff noch kurz zu Feiern, verflog sogleich als ich merkte wie voll die Straßen sind. Nicht mal auf 200 Meter kam man ans Stadion heran. Egal. Überall waren Bildschirme aufgestellt, ganz Cape Town war auf den Straßen. Alle waren Gelb geschminkt, trugen Trikots und Fahnen mit sich herum. Wer kein Fanshirt hatte, dem wurde sofort eins übergezogen und die obligatorische Vuvuzela in die Hand gedrückt. Die ganze Stadt schien eine einzige Vuvuzela zu sein.
Die erste Halbzeit war gespielt und als ich schon dachte, das Spiel endet in einem Desaster, wird Südafrika erlöst. Von überall her wurde ich umarmt und der Lärmpegel stieg auf ein unglaubliches Level an. Überall flossen Freudestränen und man konnte gar nicht anders als sich mit der Stadt und dem ganzen Land zu freuen. Dass Mexico noch den Ausgleich schoss trübte die Stimmung nicht besonders feierte noch lange weiter.
So ein emotionales Fußballerlebniss hatte ich noch nie. Selbst die vereinzelten Mexiko-Fans lagen sich mit Südafrikanern in den Armen und feierten gemeinsam den Start zur WM in Afrika!
Nach dem Spiel fand ich irgendwie meinen Weg zurück zur Delegation und wir machten uns gemeinsam auf den Weg ins Stadion um Frankreich-Uruguay zu sehen. Wir hatten traumhafte Sitzplätze und waren warm eingepackt. Ich war gespannt auf die Stimmung und wurde ein wenig enttäuscht: Es mag am schlechten Spiel gelegen haben, aber es kam nie wirklich Stimmung auf. Der durchgehende Vuvu-Sound ging mir nicht auf die Nerven, verhinderte aber Fangesänge und Stimmung im Stadion. Da war das einzig Spannende die kurze LaOla-Welle in der ersten Halbzeit.
Genervt vom schlechten Spiel machte ich mich auf den Heimweg, als plötzlich mein Handy klingelt und sich meine Laune schlagartig verbessert. Ja, ich habe Karten für das Deutschland-Spiel!! Flüge sind mittlerweile auch gebucht und so werde ich dann morgen nach Durban fliegen! Hoffentlich sehe ich dort ein besseres Spiel!
11. Juni 2010, 11:13 Uhr
"Mit Jens Jeremies im Flieger nach Südafrika!"
Beitrag von Louis Klamroth
Erst als ich Jens "meine Frau kleidet mich ein" Jeremies im Ed Hardy-Shirt ein paar Meter von mir weg im Flieger sitzen sehe, glaube ich es: Ja, ich bin wirklich auf dem Weg nach Südafrika! Welch ein Glück, so kurzfristig doch noch zur WM reisen zu dürfen. Ich fahre mit der Film-Delegationsreise unter Leitung von Staatsminister Siegfried Schneider für eine Woche nach Cape Town und eröffne dort unter anderem die Deutsche Filmwoche mit dem "Wunder von Bern".
Mit Jeremies bin ich erstmal auf dem Weg von Hamburg nach München, von dort geht es weiter nach Johannesburg und dann nach Cape Town. In München laufe ich durch die Business Class, wo sich das gesamte Sky Team rund um Marcel Reif, Mehmet Scholl und weiteren Fußballexperten breit gemacht hat. Ein Platz ist zum Glück noch frei und als ich mich gerade innerlich auf acht Stunden Fachdiskussionen über Fußball freue, sehe ich auf meinem Ticket, dass ich natürlich gar nicht in der Business Class fliege.
Stattdessen finde ich meinen Platz zwischen zwanzig in typisch bayrischen Trachten gekleideten Männern, die alle schon vor dem Start ein Bier in der Hand haben. Egal, denke ich mir und mache mich mental schon mal auf eine Nacht ohne Schlaf bereit. Trotz der Durchsage "Meine sehr verehrten Herren, auch wir freuen uns unglaublich auf die WM, möchten Sie aber trotzdem bitten, sich mit dem Alkoholkonsum während des Fluges zurück zu halten", werde ich genötigt, ein bis zwei Bier mitzutrinken.
Nachdem mir glaubhaft versichert wird, dass Deutschland Weltmeister wird, stecke ich mir Oropax ein, ziehe mir eine Schlafbrille über und wache erst auf, als der Kapitän hörbar stolz verkündet: "Herzlich Willkommen in Südafrika, dem schönsten Land in Afrika".
Kaum raus aus dem Flieger, hört man schon überall Sprechgesänge. Alles dreht sich nur noch um Fußball. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen, als ich überall aufgeregte Fußballfans sehe und man sofort zwangsläufig mit der Vorfreude angesteckt wird, die hier jeder hat, vom Steward bis hin zum Kofferträger.
"Du bist Deutscher?", ruft mir der Steward noch zu und als ich bejahe guckt er fast mitleidig und meint: "Naja, ohne Ballack wirds schwer, aber ich drücke euch beide Daumen! Viel Spaß in Südafrika!" Wirklich jeder scheint hier nichts anderes mehr im Kopf zu haben. Das ist wunderbar schön. Mittlerweile bin ich in Cape Town im Hotel angekommen und kann es noch gar nicht
erwarten, die Stadt zu erleben. Dazu die Tage mehr!
5 Kommentare
Yeah! Jens Jeremies.
Harr! Der Jeremies-Spruch ist gut.
Sind die Vuvuzelas wirklich so laut wie die Medien sagen?
Son ding noch nicht von nahem gehört?
ich glaub rein lautstärkemäßig können es die dinger locker mit ner trompete aufnehmen
oh, der herr boa trinkt blue label. wie elitär
Der Vorbericht von Blumentopf zum Spiel Deutschland gegen Argentinien ist da.
http://blog.hiphop.de/Kopfmusik/72980/