Der Gitarrist und Songwriter starb bereits am Sonntag im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit.
Berlin (mis) - Ralph Peter Steitz, bekannt unter dem Alias R.P.S. Lanrue, ist tot. Der Gitarrist der Politrockband Ton Steine Scherben erlag bereits am Sonntag im Alter von 74 Jahren einem Krebsleiden. Die zeitweilige Band-Managerin Claudia Roth, heute Kulturstaatsministerin, zeigte sich "zutiefst traurig" und schrieb auf Social Media: "Seine Songs, die mit Rio und den Scherben entstanden sind, haben den Sound einer ganzen Generation geprägt und ihren politischen Träumen eine Stimme gegeben."
R.P.S. Lanrue war neben Sänger Rio Reiser der kreative Kopf der Band. Beide hatten die Scherben im Jahr 1970 gegründet, nachdem sie gemeinsam in der Coverband Degalaxis sowie im Impro-Straßenprojekt "Hoffmanns Comic Teater" spielten. 1970 nehmen Lanrue, Reiser, Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel in Kreuzberg die Songs "Macht kaputt was Euch kaputt macht" und "Wir streiken" auf - der Startschuss für die Karriere einer der wichtigsten deutschen Bands.
Der erste Auftritt der Band findet am 6. September desselben Jahres auf dem heute legendären Love And Peace-Festival auf Fehmarn statt - direkt nach Jimi Hendrix, für den es sein letzter Auftritt sein sollte. Der Platz hinter den Drums erweist sich derweil als Schleudersitz, erst 1974 finden sie in Funky K. Götzner die Idealbesetzung.
Aufgrund der radikalen Texte findet die Band keine Plattenfirma und gründet 1971 das eigene Label "David Volksmund", wie R.P.S. Lanrue ein Pseudonym von Steitz. Auf dem Label erscheinen auch Platten von Carambolage, in der Lanrues Schwester Elfie-Esther Steitz spielt. Nur wenige Monate nach dem Debütalbum "Warum Geht Es Mir So Dreckig?" erscheint im November 1972 ihr Klassiker, der zum musikalischen Vermächtnis wird: "Keine Macht Für Niemand". Zwei Drittel der Musik stammen aus Lanrues Feder.
Ideologische Grabenkämpfe, Angriffe linker Moralwächter und die ständigen Vorwürfe, sich dem Establishment anzunähern, treibt das Quartett einige Jahre später in die vorübergehende Auflösung. Mit der Gründung der Grünen bekommt die Scherben-Karriere in den 1980er Jahren wieder Rückenwind und die spätere Bundesvorsitzende Roth managt die Band.
Nach Reisers Tod 1996 ruht die Legende. An dem von Götzner und weiteren Ex-Mitgliedern initiierten Cover-Projekt Neues Glas aus alten Scherben nimmt Lanrue nicht teil. Zudem schwelt ein jahrelanger Rechtsstreit mit den Brüdern von Reiser, den offiziellen Erben des Singer/Songwriters.
Erst 2014 spielen Lanrue, Götzner und Sichtermann mit wechselnden Sänger*innen wieder Konzerte - näher kommt man dem originalen Scherben-Spirit danach nicht mehr. Lanrue lebte neun Jahre in Portugal, bevor es ihn nach einem Hausbrand zurück nach Nordfriesland zog. Seine letzten Jahre verbrachte er in Kreuzberg, wo er am Sonntag im Kreise seiner Familie seiner Krebserkrankung erlag.
2 Kommentare
Ach scheiße. Ich mag die Musik der Scherben tatsächlich auch wegen der Kompositionen. Auch wenn Rio oft rau sang, war da immer Wärme mit dabei, die Lanrue mit seiner Gitarre mitgetragen hat.
RIP RPS Lanrue... aber warum hunzt ihr Euren Nachruf so schlampig dahin.. Denn die Scherben -und das ist wirklich eine Schande- haben sich einfach aufgelöst, weil sie eigentlich immer pleite waren. Das hat auch Claudia Roth als Managerin nicht verhindert bzw. alles nur noch viel schlimmer gemacht. Und während sie nach der endgültigen Auflösug der Scherben als Pressesprecherin der Grünen Karrier gemacht hat (wahrscheinlich bekam sie den Job nur, weil sie vorher Managerin der Scherben war) musste Rio Reiser die nächsten Jahre solo erstmal die Schulden de Scherben abbezahlen.