laut.de-Biographie
No Means No
"Nein heißt nein". Aufbauend auf diesem Slogan, revolutionieren zwei Kanadier den Hardcore, eine Spielform des Punk.
Die kanadische Hardcore-Legende No Means No besteht im Kern vor allem aus dem Krachmacher-Duo Rob und John Wright. Der Name Wright verpflichtet zu Höherem. Wie die Gebrüder Wright zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Pionieren der Luftfahrt avancieren, verhelfen John und Rob einem Genre zu Höhenflügen, das als Hardcore Musikgeschichte schreibt. Eigentlich spielen die Beiden die Post-Variante bevor das Original wirklich Fuß fasst.
Die Einflüsse des älteren Bruders Rob lauten Fusion Jazz, Blues, Prog Rock oder die Beatles, bevor der erste Kontakt mit den Ramones die Ohren auf Krawall bürstet. Das elterliche Zuhause funktioniert er mit seinem jüngeren Bruder John zu einem Proberaum um. Anhand dessen Handhaltung beim Drumming ist deutlich der jazzige Einfluss zu erkennen. Der Erstkontakt mit D.O.A. kommt für die Brüder einem Erweckungs-Erlebnis gleich wie die Bibel, nur in echt. Die Saat ist gelegt.
Das Duo orientiert sich an John Lydons (Ex-Sex Pistols) PiL. Aus Mangel an geeigneten Gitarristen zocken sie fortan als Rhythmus-Sektion, wobei sowohl Drums als auch Bass sehr musikalisch agieren, im ersten Falle mit ungewöhnlichen Rhythmen und im zweiten Falle mit einer starken Gewichtung der Melodien.
Der Bandname geht auf einen Anti-Vergewaltigungs-Slogan zurück, den die beiden aufgrund ihrer ähnlich gearteten Einstellung direkt adaptieren. Über ein weiteres Projekt namens The Infamous Scientists hält Gitarrist Andy Kerr Einzug in den Dunstkreis des Ensembles. Die ersten EPs erscheinen in niedriger Stückzahl und fahren noch einen Sound, der eher an New Wave als am eklektischen Avantgarde-Geschepper späterer Tage orientiert ist.
Die Abkehr von der Pop-Basis folgt mit dem ersten Album "Mama". Rock und Punk haben Rob und John zwar im Blut und setzen dies auch gekonnt um, doch ohne Gitarre klingt alles ein wenig limitiert. So greifen die Brüder die Connection mit Andy Kerr wieder auf. 1985 erscheint die EP "You Kill Me". Kerrs Debüt bringt eine weitere Anekdote mit sich, da er in den Folgejahren nur unter sinnigen Pseudonymen wie "Buttercup" oder "None-Of-Your-Fucking-Business" in die Saiten greift. Dabei ist er in bester Gesellschaft mit den beiden Brüdern, die gerne als Mr. Wrong und Mr. Right auftreten. Der Gitarrist zeichnet vor allem verantwortlich für die deutliche Hardcore-Kante im Sound. "Sex Mad" (1986) und "The Day Everything Became Nothing" (EP, 1988) sowie "Small Parts Isolated and Destroyed" (1988) zementieren den Ruf der Truppe, der ihnen auf ihrer ersten Europa-Tour vorauseilt. Die Stimmbandprobleme von Rob veranlassen Kerr dazu, die Vocals zwischenzeitlich zu übernehmen. 1989 ist die Malaise passé und Robs Röhre wieder fit für das größte Ausrufezeichen im Backkatalog der Kanadier.
"Wrong" schlägt ein wie eine Bombe und stellt die Punk-Subkultur auf den Kopf, ereilt jedoch das Schicksal der zu früh gekommenen bzw. ist schlicht und ergreifend seiner Zeit voraus. Bis heute, wie viele Fans anerkennen. Ihren Stil kann man als Mischung aus Punk, Mathrock, Jazz und Slapstick beschreiben. Nach dem Release von "0+2=1" (1991) zieht sich Andy Kerr aus familiären Gründen zurück. Als Duo und hauptverantwortlich für alle Instrumente veröffentlichen Rob und John "Why Do They Call Me Mr. Happy" (1993). Tom Holliston übernimmt den verwaisten Posten an der Gitarre und behält diese Stellung bis zum Ende der Band. Der eigentlich Klassikern wie den Stones und den Beatles zugetane Gitarrist liegt mit den Wrights auf einer Wellenlänge. Bis 2000 erscheinen regelmäßig Platten im Zweijahres-Takt, die sich mit Touren in Europa und Amerika abwechseln.
Im Anschluss liegt die Band - was neues Material angeht - auf Eis. Das direkte und Punk-basierte quasi-Comeback 2006 trägt den kultigen Titel "All Roads Lead To Ausfahrt". Die Hommage richtet sich an die deutsche Fanbase und geht auf die Endlos-Fahrerei auf deutschen Autobahnen zurück. Das Schild Ausfahrt regt zu dem Witz an, dass es irgendwo eine Stadt mit gleichem Namen geben müsse, zu der alle Straßen führen. 2008 schließt sich eine lange Phase an, in der Band nur noch sporadisch auf ausgesuchten Festivals gastiert, bevor Rob 2016 endgültig die Auflösung bekannt gibt.
No Means No stehen für einen abgefahren Musikstil, der die Attitüde des Punk mit technisch hochwertigen Instrumental-Passagen verbindet und darüber hinaus viele Stile wie Rock, Metal, Punk, Jazz und New Wave integriert. Das Label Jazzcore ist somit nur einer von vielen Versuchen, die Musik zu erfassen. Rob und John sorgten auch als Sideprojekt unter dem Banner The Hanson Brothers in der Hardcore-Punk-Szene für Furore.
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