laut.de-Biographie
Oomph!
Was sich anhört wie ein Schlag in die Weichteile, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als die erste richtig erfolgreiche Industrial-Combo aus deutschen Landen. Tatsächlich handelt es sich bei "Oomph!" aber auch um einen feststehenden englischen Ausdruck. Der bedeutet im Deutschen soviel wie "Sexappeal" oder "Pep".
Oomph! gründen sich 1989 dort, wo normalerweise Golfs und Polos das Licht der Welt erblicken: in Wolfsburg. Zu einer Zeit, da EBM und Industrial groß angesagt sind, schicken sich Dero (Gesang, Schlagzeug), Flux (Gitarre, Sampling) und Crap (Gitarre, Keyboard) an, ihre eigenen Vorstellungen davon zu verschmelzen. Heraus kommt ein Mischmasch, der es vielen schwer macht, die Band einzuordnen. Weder ganz im Metal, noch in Gothic oder Industrial beheimatet, wandern Oomph! seit ihren Gründungstagen zwischen den düsteren Stilwelten hin und her.
Mit dem selbstbetitelten Debüt von 1992 und den Club-Hits "Der Neue Gott" und "Mein Herz" heimsen die Wolfsburger den Titel "Newcomer des Jahres" beim Gruft-Magazin "Zillo" ein, und sogar in den USA setzen sie eine erste Duftmarke. Dort steigt die Scheibe bis auf Platz drei der College Radio Charts, wo Sounds wie Kraftwerk oder Einstürzende Neubauten angesagt sind. Damit bereiten Oomph! den Weg für andere deutsche Bands, nicht zuletzt für Rammstein, die diesen Einfluss in Interviews auch freimütig einräumen.
Skandälchen gehören nicht nur bei Till Lindemann und Co. zum Pflichtprogramm: MTV boykottiert das Video zu "Sex!", da darin zwei vögelnde Rentner zu bestaunen sind. Auf den Werbeplakaten zu jener Single darf man einen erigierten Penis begutachten. Pfui, wie verwerflich, meint der deutsche Werberat.
Davon lässt sich das Trio aber nicht beeindrucken, sondern liefert 1995 "Defekt" ab. Genau wie Die Krupps lassen sich Oomph! nicht kategorisieren und setzen auf harte Gitarren, elektronische Töne und teils deutsche, teils englische Texte.
Harte Arbeit zahlt sich aus. Gemäß diesem Motto ziehen Oomph! permanent durch deutsche Lande. Live treten sie mit Drummer und Bassist an, da sich Dero auf den Gesang konzentriert. 1996 wagen sie sich mit dem Konzeptalbum "Wunschkind" an ein sehr sensibles Thema: Kindesmissbrauch. Doch Dero, der sich schon immer als geschickter Textschreiber präsentiert, zeigt auch hier sein Können.
Inzwischen regt sich auch bei den Major-Labels Interesse. Virgin greift schließlich zu und veröffentlicht 1998 "Unrein", das sich ebenfalls mit Kindesmissbrauch, aber auch mit dem Thema Religion beschäftigt. Dero gilt vielen inzwischen als ein erstklassiger Sänger, und auch der Sound der Band klingt deutlich breiter.
Der Publikumszuspruch steigt weiter. 1999 landet das Trio mit "Plastik" den großen Wurf. Da die Jungs nie vor Grenzen zurückschrecken, holen sie sich Nina Hagen ins Studio, die zu dem Song "Fieber" einen Gesangspart beisteuert. Mit dem siebten Studiowerk "Ego" entern Oomph! 2001 die Top 20 und gehen mit den Goth-Poppern HIM auf Europa-Tournee. Allerdings hat es ein wenig den Anschein, als haben sie ihren Biss verloren. Die aggressiven Elemente fehlen fast vollständig, was den Sound noch massenkompatibler macht.
Auf diesem Erfolg wollen Oomph! 2004 mit neuer Plattenfirma im Rücken aufbauen: Die Single "Augen Auf!" birgt enormes Hitpotenzial. Das achte Album der Wolfsburger, "Wahrheit Oder Pflicht", erscheint Mitte Februar 2004 über GUN/Sony. Auf der regulären Version finden sich erstmals nur deutschsprachige Songs. Allein auf der Special-Edition gibt es noch drei zusätzliche Tracks in englischer Sprache. Zwei Jahre später legen sie das Englische vorerst ganz ad acta.
"GlaubeLiebeTod" nennt sich 2006 das Album, "Gott Ist Ein Popstar" die Single. Die deutschen Mainstream-Medien wollen sich aber mit dem Text nicht eingehender befassen. Die Single wird geächtet und soll weder im Radio noch im Fernsehen gespielt werden. Der Privatsender RTL geht sogar so weit, die Band von der Echo-Verleihung auszuladen.
Dass es in "Gott Ist Ein Popstar" nicht um Blasphemie geht, sondern vornehmlich um die Kritik an der Vergötterung von Medien-Idolen wie den DSDS-Stars, scheint der Sender nicht zu verstehen. Oomph! sehen es gelassen und verlosen ihre Echo-Karten kurzerhand unter den Fans. Im Mai ist das Trio wieder auf Tour, und mit deren Ausklang erscheint am ersten Dezember die Best-Of "Delikatessen", vollgestopft mit 38 Songs.
2007 beginnt für Oomph! mit der Teilnahme am Bundesvision Song Contest, dem "Grand Prix der Bundesländer", den Stefan Raab drei Jahre zuvor ins Leben gerufen hat. Dort performen sie gemeinsam mit Marta Jandova von Die Happy "Träumst Du". Tatsächlich holen die vier die Pole Position. Hauchdünn gewinnen sie vor Jan Delay.
Eine noch größere Ehrung dürfen Oomph! im Sommer entgegennehmen. Kurz bevor ihre DVD "Rohstoff" im Juli in die Läden kommt, flattert die Einladung ins Haus, das Exklusiv-Konzert von Metallica in Wien zu eröffnen. Wer nicht dabei sein kann, tröstet sich mit der im 16:9-Format gefilmten Live-DVD, die 23 Songs der "GlaubeLiebeTod"-Tour sowie fünfzehn Videoclips und zahlreiche Making-Ofs enthält.
Es folgen diverse Festivalgigs, so auch der Headlinerslot auf dem Summer Breeze. Ende des Jahres platzieren sie ihren Song "Wach Auf" auf dem Soundtrack zum zweiten "Alien vs. Predator"-Streifen. Dann stehen die Arbeiten am zehnten Studioalbum an, das sie nicht einmal für den nächsten Bundesvision Contest unterbrechen. Stattdessen konzentrieren sie sich ganz auf die Fertigstellung von "Monster" und erregen schon vor der Veröffentlichung im August 2008 mit der Videosingle "Beim Ersten Mal Tut's Immer Weh" Aufmerksamkeit: Das Video wird zensiert, dreht es doch die Täter-Opfer-Perspektive um.
Nebenbei arbeitet Dero mit dem Duo Mina Harker an deren Track "Bis Zum Tod". Die Kollabo fluppt derart gut, dass Oomph! die beiden als Support mit auf Tour nehmen. Nachdem sie sich hauptsächlich auf den deutschsprachigen Markt konzentrieren, wagen sie schließlich den Versuch, die größten Hits erneut ins Englische zu übersetzen. "Truth Or Dare" bleibt 2010 jedoch ein einmaliger Ausflug, schon das Folgewerk "Des Wahnsinns Fette Beute" (2012) zeigt die Gruppe wieder in ihrer Heimatsprache.
Studioalbum Nummer elf feiert das 25-jährige Bandjubiläum auch im Titel."XXV" erscheint Ende Juli 2015 und feiert auf dem Wacken Festival seine Livepremiere. Der Nachfolger "Ritual" steigt 2019 dann triumphal auf Nummer eins der deutschen Albumcharts ein. Konzerte in Russland, der Ukraine oder Mexiko gehören mittlerweile fast schon zur Routine.
Anfang 2021 verstört Sänger Dero die Fangemeinde mit Aussagen über Rammstein, deren Hit "Deutschland sei "linksaussen und antideutsch", er teilt auch verschwörungstheoretische Inhalte, wofür er sich später aber deutlich entschuldigt. Zudem distanziert er sich in christlichen Medien von den Texten Oomph!s, dieser Sinneswandel wirke auf seine Bandkollegen "befremdlich". Ende September gibt das Trio folgerichtig die Trennung bekannt: Sänger und Drummer Dero ist raus.
Seinen Platz nimmt ab dem Sommer 2023 Der Schulz ein, der zuvor schon bei der Band Unzucht für den Gesang zuständig war. Das erste mit dem neuen Sänger eingespielte Album "Richter Und Henker" erscheint im September.
3 Kommentare mit 7 Antworten
wo sind alle meine Meisterkommentare für die Meister eigentlich hin?
gute Frage, auf laut.de werden manchmal random Kommentare gelöscht
Fröhliche Weihnachten, oomphie!
ich vermisse ihn
Dero ist wieder mal ins verschwörungstheoretische Lager abgebogen: https://www.facebook.com/p/Official-DERO-1…
Die Entschuldigung war letzten Endes nichts wert.
Wow, der scheint ziemlich dumm zu sein.
Wirklich ein belastender Feed
was sagt oomphie dazu?
Ungefähr kurz nach der Zeit als mehrere (inter)national jeweils angesehenste und meistbesuchte Online-Musikportale vermeldeten, dass Rap nun offiziell kommerziell erfolgreicher vermarktet werden könne als Rock, wurde die Rolle von oomphie in den laut.de-Kommentarspalten mit ElMassivo neu besetzt. Frag halt den.
und ist ElMassivo ebenbürtig?