laut.de-Kritik
Prolo-Gangster-Gelaber auf eintönige Beats.
Review von Alexander AustelNach dem Beef mit Manuellsen und dem Verlassen der Pottweiler steht PA Sports jetzt endlich auf eigenen Füßen und kann sein "Streben Nach Glück" allein in die Hand nehmen. Das war immer sein Ziel. Nun versteckt sich hinter seinem Output nur noch sein Name und nicht mehr SAW. Herzlichen Glückwunsch, dann kann es ja losgehen!
Der schon länger im Rap-Untergrund mitspielende Iraner stellt im Intro fest: "Das ist mein Solo, mein Pain, mein Traum, mein Brain, das ist alles, was ich bin." Diese Reim-Leckerbissen, ähm Entschuldigung, Reim-Junkfood bekommt man nun auf die Ohren - bis es trieft.
Im Track "PAsozial" fährt der Essener all sein Prolo-Gangster-Gelaber auf. Kostprobe gefällig? "Ich baller Blei auf Rapper ihre Drecksvisagen, das ist Ruhrpott Chefetage." Einmal runtergeschluckt und halb verdaut, ausgekotzt und erneut serviert: "Nenne jeden Rapper einfach Hund, ohne Grund, denn das hier ist der Schwanz, der euch bumst, in den Mund, yeah." Übelkeit und Schwindelgefühl paaren sich zu Magenproblemen. "Bumse deine Ehre Mann, denn ich bin ein Ehrenmann." Mir stößt es langsam auf...
Liebe geht durch den Magen. Das bereits flaue Gefühl entwickelt sich bei folgender Liebeserklärung in "Gute Frauen Lieben Schlechte Männer" zu einem ausgewachsenen Brechreiz: "Tut mir leid Schatz, ich weiß, ich fick' rum und bin high, doch bei Dir in Deinen Armen Baby, bin ich daheim." Würg.
Auf "Falken" versucht sich der 21-Jährige mit etwas Gesellschaftskritik. Das ist zwar lyrisch nicht sonderlich wertvoll, hat aber sicherlich einen wahren Kern. Trotzdem muss dann im Feature von KC Rebell noch ein "Hier sind wahre Werte Schnee von gestern. Wir wachen auf und sind drauf von dem Schnee von gestern" kommen. Man kann Qualität bereits im Keim ersticken.
Ein sanfter Keyboard-Beat, der melancholisch wirken soll, begleitet "Dank Dir". "Dank Dir für all das Leid und die Tränen. Für die allerschrecklichste Zeit meines Lebens. Für diesen Wunsch, dass mein Herz nicht mehr schlägt, weil niemand gesehen hat, wie sehr Du mir fehlst." Wer hätte gedacht, dass dieser Bushido-Verschnitt so etwas Ehrliches zustande bringt. Wahre Gefühle möchte man dem selbsternannten Gangster nach seinem ganzen Ghetto-Gefasel fast nicht abkaufen.
Ab der Hälfte des Silberlings wechselt sich dann immer ein Armer-Verlassener-Pudel-Song mit einem Ich-Baller-Auf-Alles-Was-Sich-Bewegt-Track ab. Dabei wird der Beat bei den Heulsusen-Nummern von einem traurig-anrührenden Keyboard-Geklimper unterlegt. Die Angeber-Songs fallen beattechnisch eher stampfig und eintönig aus.
Eines muss man dem Schulabbrecher aber lassen: Das Album hat eine Spielzeit von über einer Stunde. Das ist ganz schön viel Stoff und einiges zu verdauen. Aber es ist im Prinzip nur ein Abklatsch vom harten Mann mit zu viel Selbstbewusstsein und dicken Eiern. Nichts, was es nicht auch schon vorher gab.
14 Kommentare
Ich wollte eigendlich mal reinhören, denn ich hab sowas wie Nate 57 erwartet. Kann mir jemand sagen ob sichs tatsächlich nicht lohnt?
Hm, ich war gerade in Essen-Stoppenberg, da laufen reichlich von diesen Schmierlappen rum. Ekelhaft.
Also an Nate kommt das meiner Meinung nach nicht mal annähernd ran, furchtbar langweilig das Album. Aber mal selber n Bild machen am besten.
Was mir nebenbei bemerkt etwas auf den Sack geht, ist das IndieSachen trotz Prädikat "schonmal dagewesenen" regelmäßig gelobt werden aber HipHop ,sobald er nicht Kanye West oder ähnliche PlastikPriester als Produzenten vorweisen kann, der auch so "schonmal dagewesen" ist generell als langweilig und unterirdisch abgetan wird. Kommt mir jedenfalls so vor.
War doch glaub ich nur n Promo-Beef...
@drocc (« @48Stunden (« @drocc (« Also an Nate kommt das meiner Meinung nach nicht mal annähernd ran, furchtbar langweilig das Album. Aber mal selber n Bild machen am besten.
Was mir nebenbei bemerkt etwas auf den Sack geht, ist das IndieSachen trotz Prädikat "schonmal dagewesenen" regelmäßig gelobt werden aber HipHop ,sobald er nicht Kanye West oder ähnliche PlastikPriester als Produzenten vorweisen kann, der auch so "schonmal dagewesen" ist generell als langweilig und unterirdisch abgetan wird. Kommt mir jedenfalls so vor. »):
nja, "schon mal dagewesen" ist ja nicht zwangsläufig was schlechtes, solange die qualität stimmt... ein Morlokk, JAW, Favorite etc. haben das Rad auch nicht neu erfunden, geben dem ganzen aber durch beats und texte / Wortwahl eine eigene Note - Wiedererkennungswert... und Bands wie z.b. toten hosen kauen seit 20 Jahren auf den gleichen, vertrockneten Brotkrusten rum, verpacken das aber mit jedem Album neu !
kenn dieses album und den typen sowies nicht, anhand der dagebrachten textauszügen klingt das halt schon stark nach diesem pseudogangstergedöns was vor n paar jahren mal "in" war.. und das die meisten der damals aktiven "künstler" doch immer den gleichen, nichtssagenden scheiß raushauten lässt sich eben auch nur schwer bestreiten ( aber natürlich, ich hab davon keine ahnung, keinen zugang, war und bin niemals ghetto oder stra0e gewesen und überhaupt hab ich nen viel zu kleinen schwanz... ) »):
Ich meinte damit ja auch eigentlich, dass das schonmal dagewesene im IndieBereich relativ selten zum Problem wird, wenns denn gut verpackt ist. Und im HipHop Bereich das Prädikat "schon dagewesen" schon fast mit "schlecht" gleichzusetzen ist.
Ansich hab ich nichts gegen schon dagewesenes, wenn man es, wie du schon sagtest, mit einer eigenen Note versieht. Im Gegenteil, solangs gut ist bzw. ich es gut finde, null Problemo.
Der Artist hier ist allerdings eher auf der "Immer der selbe, abgenudelte Scheiss, und das noch nichtmal gut" Schiene zu suchen. »):
nicht ganz... es geht hier ja wohl doch primär um die gangsterschiene, und dafür ist es/er wohl nun mal zu einfallslos und vorhersehbar.... gerade im deutschen "gangster" bereich ist die themenpaalette nun mal doch sehr überschaubar ( da wir in d-land nun mal keine wirklichen ghettos haben [und jupp, plattenbau ist eben nicht gleich ghetto.... fahrt nach hongkong etc., da kann man sehen wie echte menschen in echten ghettos echte scheiße leben ] sind es halt viel zu oft doch die gleichen punchlines, die gleiche wortwahl, die gleiche attitüde ) funktionioer für die meisten eben nur der "Weg des Kriegers".... wohingegen sich indie-bands so ziemlichen jedem thema annähern können ( prinzipiell im "gangster" rap sicherlich auch möglich, fallen mir nur leider keine beispiele ein ), haben die da natürlich auch mehr freiraum abgenagte knochen als neu zu verkaufen...
Wieder mal ein Immigrant mit zuviel Zeit und zu großem Selbstbewußtsein.