laut.de-Kritik
Es ist eine Wohltat, diesen Könnern bei der Arbeit zuzuhören.
Review von Tom KüppersDas Konzept ist klar. Etablierte Künstler, heimelige Locations, akustische Versionen lieb gewonnener Gassenhauer und zack: MTV Unplugged. Dass nun ausgerechnet Peter Maffay für eine der spannendsten und gelungensten Umsetzungen überhaupt verantwortlich ist, haben wohl nur die allerwenigsten erwartet.
In seiner fast fünfzigjährigen Karriere wurden Spott und Häme gleich kübelweise über den 1949 geborenen Sänger ausgeschüttet, doch sämtliche Anspielungen oder Witze lässt Maffay an sich abprallen und dreht den Spieß irgendwann sogar um. Seine Gastauftritte bei Shows anderer Künstler eröffnet er gerne mal mit einem Zitat des Jürgen von der Lippe-Kalauers: "Ey, wer hat das Mikrofon auf meine Große eingestellt?".
Musikalisch zieht er sein Ding spätestens seit dem Ende seiner Schlagerphase ohne Rücksicht auf Verluste durch und begeistert längst ein Millionenpublikum. Hierbei hat er schon immer ein Händchen dafür gehabt, die jeweils optimalen Begleitmusiker um sich zu scharen - oder will hier jemand ernsthaft über das Können solcher Recken wie Schlagzeuger Bertram Engel oder Gitarrist Carl Carlton diskutieren?
Gemeinsam mit seiner nicht bloß um Bläser und Streicher erweiterten Band dreht Maffay nun Songs aus seiner gesamten Laufbahn durch den Akustikwolf und lässt sein Material in neuem Licht und sehr oft auch Glanz scheinen. Der Opener "Bring Mich nach Haus" wirkt trotz angezerrter Mundharmonika und satten Backing-Vocals noch etwas sperrig, aber schon das nachfolgende "Gelobtes Land" überzeugt mit ruhigem Intro und wuchtiger Saxofon-Melodie als Springsteen-Hommage.
Neben starken Songs aus der zweiten Oeuvre-Reihe überzeugen besonders die neu arrangierten Versionen der großen Peter-Perlen. "So bist du" klingt auf einmal wie der Hit, auf den die Goo Goo Dolls seit Jahren warten, "Eiszeit" hat nichts mehr von Achtziger-Betroffenheits-Rock, sondern mehr von einer Nummer, die man den Eagles problemlos abnehmen würde.
Maffays allererste Single "Du" wird dank Elvis-Arrangement zum echten Knüller, und selbst eine eigentlich unerträgliche Schmonzette wie "Und es war Sommer" gebührt mit toll arrangierten Pickings, schwebendem Geigen-Himmel und wunderschönem Pedal-Steel-Solo mehr als Respekt. "Über Sieben Brücken Musst Du Gehn" erlangt dann mit perlendem Rhodes und wunderschönem Harmonie-Gesängen mal eben Welthit-Niveau.
Natürlich ließ es sich Maffay nicht nehmen, Gastsänger einzuladen - unter der Voraussetzung, dass sie jeweils einen seiner Songs und einen eigenen gemeinsam intonieren. Katie Melua interpretiert "Ich Wollte Nie Erwachsen Sein (Nessajas Lied)", der Gastgeber revanchiert sich mit "Dreams On Fire". Johannes Oerding darf gleich viermal ran, der Beitrag von Philipp Poisel hingegen bleibt eher unauffällig.
Das von Tony Carey (Ex-Rainbow) beigesteuerte "Room With A View" ist schon spannender, den absoluten Vogel schießt aber Jennifer "Rostock" Weist ab, die ihrem "Leuchtturm" in dieser Version eine unerwartet bewegende Ebene hinzufügt. "Sonne in der Nacht" und "Weil es dich gibt" erklingen in feinstem Country-Flair, auch dank Sängerin Ilse De Lange, die ihren The Common Linnets-Partner JB Meijers direkt an die Band ausgeliehen hat.
Und überhaupt, diese Band ... Es ist eine absolute Wohltat, diesen Könnern bei der Arbeit zuzuhören beziehungsweise zu sehen. Bertram Engel zimmert am Schlagzeug immer wieder unnachahmliche Grooves, die Gitarrenabteilung um Carl Carlton webt aus Sounds und Licks einen tollen Soundteppich. Der absolute Gewinner ist jedoch Percussionist Ray Cooper. Es ist einfach unfassbar, mit welcher Intensität und Leidenschaft man selbst vermeintlich primitive Instrumente wie Schellenkranz, Bongos oder einen einfachen Holzklotz spielen kann. Das Publikum hingegen bestätigt das Vorurteil, dass Deutsche einfach nicht rhythmisch klatschen können.
Wer Vorurteile, Skepsis und Vorbehalte aus dem Fenster wirft, wird mit einem beeindruckenden Überblick über Maffays Gesamtwerk als Komponist und Interpret belohnt, der in Sachen Songs, Arrangements, Produktion und musikalisches Können mühelos auf internationalem Rock-Pop-Niveau mitspielt und - glücklicherweise - überhaupt nichts mit Deutschrock zu tun hat. Chapeau!
11 Kommentare mit 12 Antworten
Aber natürlich macht Herr Maffay da etwas vernünftiges draus ist ja ein Vollprofi. Keine Überraschung! Egal ob Grönemeyer, Westernhagen oder jetzt Maffay keiner hat sein Unplugged Ding verbockt.
mach doch auch mal was vernünftiges und lösch dich!
Manchmal glaub ich du magst mich gar nicht
..löscht euch doch gegenseitig !!
Vernüftig wäre es was zum Thema Musik beizutragen als solche trolleske Beiträge abzusondern.
Eine Ansammlung von zugegeben echten (Einzel)-Könnern ist keine Garantie für ein Gesamtkunstwerk.
Was raucht Herr Küppers für ein gutes Zeug um zu diesem Fazit zu kommen? Vielleicht mal "Iris" von den Goo Goo Dolls hören und noch mal nachdenken? Nix gegen Herrn Maffay, aber die Platte ist natürlich vorweihnachtliches Kalkül gepaart mit den üblichen Verdächtigen als Gästen. Harte Kost in meinen Ohren.
Ausschliesslich Kamillentee
Tante Iris hat die Volljährigkeit aber auch längst überschritten (mich dünkt - ohne Google - Jahrgang 1998?), und den ganz großen Song hab ich von den Dolls seitdem auch nur noch selten gehört. Wobei ich alter Mann denen ja immer noch nicht verziehen habe, das sie George "Laughing" Tutuska anno dazumal aus der Band gemobbt haben...
Boah Leute, so etwas wird hier Bewertet?
Um Gottes Willen. Das ist soooooo schlecht, da rollen sich die Zehnägel hoch ganz Ehrlich. Würg.
..gegen "Künstler" wie Kollegah, Prinz Pi, Fler oder weiteren Mitläufern ist P.Maffay ja noch oberaffengeil !!!
Robert, du bist wirklich ein langweiliger Fake.
...wenn trolle nur noch langweilen und musikalisches bullshitbingo widerkäuen...gähn...
Ich krieg Pickel bei dem Mitgeklatsche. Das kann die Musik gar nicht mehr raushauen.
Sicher, das ist eine tolle Band. Und es sind auch tolle Songs dabei. Aber diese Stimme …
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Pete…