laut.de-Kritik
Die Dänen vermählen Alternative mit Kraut.
Review von Ulf KubankePinkunoizu sollte jeder Indie-Head auf dem Schirm haben. Nach dem schon beachtlichen Debüt "Free Time!" begeistern sie auf dieser zweiten Platte mit der totalen Vermählung von Alternative und Kraut. Noch schnell 'nen Kanister Psychedelic darüber gegossen und alles zusammen zur Explosion gebracht. Übrig bleibt "The Drop". Und dieser Tropfen ätzt und schmeichelt sich mühelos in den Gehörgang.
Heerscharen von Gitarrensounds schweben geisterhaft durch den Raum. Elektronische Effekte durchziehen diese Wall of Sound wie akustische Sehnen. Hie und da eine schnuckelige kleine Atonalität. Dazu die mitunter bewusst schleppenden Vocals von Drummerin Jaleh Negari. Sie klingt gelegentlich wie eine leicht angekiffte Fee.
Doch sobald letztere die Felle bearbeitet, geht ein Ruck durch die Musik. Hervorragend nach zu hören (samt tollem Xylophon-artigen Rhythmuslick) im Opener "The Great Pacific Garbage Patch". Jaleh spielt gestochen scharf in klinischer Perfektion wie eine musikalische Enkelin von Jaki Liebezeit (Can). Wie ein roter Faden zieht sich ihr dem Motorik-Stil von Neu! und La Düsseldorf entlehntes Uhrwerk durch fast die gesamte Spielzeit. Wie ein Schäferhund hält sie ihre instrumentale Herde unnachgiebig als musikalische Klammer zusammen.
Zur Krönung der Klangorgie versetzt Leadvokalist Andreas Pallisgard dem Cocktail einprägsame Melodien in fließend warmen Gesangslinien. Und: Sie rocken wie die Hölle. Auf Kloppern wie "Moped" klingt das Quartett wie die Spacecookie Version einer Band aus Warhols Factory. Dabei halten sie stets die Balance zwischen fluffig und dissonant; Tempo und Stillstand. Eine im Ergebnis perfekte Mischung aus Glaswolle und Zuckerwatte für die Ohren.
Jeder Track ist ein in sich geschlossenes Kleinod voller Untiefen. Der "Pyromancer" beginnt als eingängiges, in sich ruhendes Lied, bevor ihn im letzten Drittel quietschende, sich ineinander verkantende Gitarren genüsslich zermalmen. "Tin Can Valley" ist sicherlich ihr Partystück; eine Art Pinku Variante von Tarantino Rock.
Doch die letzten beiden Songs toppen alles bis dato Gehörte. Beide Lieder erstrahlen wie ein Regenbogen über dem vorherigen sommerlichen Soundgewitter. "I Said Hell You Said No" ist furchteinflößend gut. Piano, eine gezupfte Akustische und ein paar Echoeffekte plus Gesang, mehr braucht es nicht. Für das atmosphärisch im Duktus bleibende "Down In The Liverpool Stream" fährt Pallisgard noch weiter herunter. Dazu sanft-repetitive, dabei insistierend flirrende Hintergrundklänge analog Philip Glass.
Vor allem bei diesen beiden Ausrufezeichen zum Ende zeigt sich die nicht nur gesangliche Verwandtschaft zu Mikael Åkerfeldt oder Steven Wilson. Freunde der ruhig psychedelischen Momente von Opeth und besonders "Storm Corrosion" sollten hieran helle Freude haben. Mit "The Drop" sind die vier Dänen qualitativ echte Anwärter auf den Alternative Newcomerthron.
1 Kommentar
Danke für den Tipp.
Klasse Album, wobei Necromancer Pyromancer deutlich heraus stechen.
Vor allem Necromancer geht nach 5 Minuten sowas von steil...für mich ein Kandidat als Song des Jahres