laut.de-Kritik
Nette Soundtracks für Hängematte oder Balkon.
Review von Simon LangemannDrei Major-Alben, ein paar kleine Chartsingles und ein fünfter Platz bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest: Für Ingo Pohlmann ging es in den letzten Jahren zwar nach und nach voran, doch der wirkliche Durchbruch blieb aus. So stellt "Nix Ohne Grund" kurz vor seinem 40. Geburtstag womöglich ein wegweisendes Album dar.
Und siehe da, eine gewisse Aufbruchsbereitschaft kann man ihm kaum absprechen. Nachdenkliche, deutschsprachige Lyrics und elektronische Beats statt Akustik-Klampfe: Neben Warner-Schützling Maxim schickt sich nun auch der frisch bei Four Music untergekommene Ostwestfale an, die von Cluesos Kreativpause aufgetane Lücke zu schließen.
Gesanglich bringt Pohlmann dafür ja alle Voraussetzungen mit. Charismatisch in der Bruststimme und unaufdringlich im Falsett besingt er seine zwischenmenschlichen Baustellen. Besonders gut funktioniert das in "Roy Batty" - auch dank interessantem Halleffekt und einem interessant souligen Instrumental.
Das Lied vom "Single In The Rain" bringt zwar eine erbauende Botschaft mit sich, doch ein wenig kitschig gerät die mit Sprachbildern umschriebene Einsamkeitsduselei schon: "Du kannst tun und lassen, was du willst / du brauchst ja niemanden auf deiner Reise / Du hast von nun an wieder Rückenwind / und bist mal wieder an deiner Seite."
Erfrischend wirkt, wie sich Ingo Pohlmanns neue Platte vor allem in der ersten Hälfte soundtechnisch vom meist recht klassischen Gewand der aktuell erfolgreichen Singer/Songwriter emanzipiert. Eher bedauerlich hingegen, dass sein Liedgut dabei ausnahmslos mit formatradiotauglicher Gefälligkeit, anstatt mit zwingender Emotionalität glänzt.
"Wir teilen das Gras, in das wir beißen", schlägt er in "Atmen" vor. "Leg dich zu mir / lass uns atmen, so wie nie zuvor. / In dem Bewusstsein, wer wir waren / gehen wir uns nicht verloren." Klingt nach einer netten Einladung - mehr aber auch nicht.
Mit bewährteren Mitteln, sprich: balladesken Gitarrennummern, kriegt Pohlmann hingegen immer wieder die Kurve. Das sehnsüchtige "Schreib Mir", das betuliche "Unterwegs" und das stampfende und doch verträumte "Von Weit Weit Her": Zweifelsohne nette Soundtracks für Hängematte oder Balkon (wenn jetzt Sommer wär'). Um aus den aktuell auf den Markt gespuckten Unmengen an Deutschpop herauszustechen, reicht das aber leider nicht.
2 Kommentare mit einer Antwort
Sicher, dass das 2 Punkte sein sollen? Die Review liest sich eher wie 3 Punkte.
Das frag ich mich auch immer wieder, wenn ich auf diese Rezension stoße...
Mann, ist das Cover hässlich.