laut.de-Kritik

Wunderbar vertonte Klo-Kritzeleien.

Review von

"I was bored as fuck / Sitting around and thinking all this morbid stuff", verkündet Sänger Stefan Babcock und beschreibt damit ziemlich genau, was einem beim Hören von "Morbid Stuff" erwartet: verrückte, schräge und zum Teil sehr bissige Texte. Morbides Zeug, eben.

Mit dem Titeltrack gelingt PUP ein powervoller Opener, der einem mit seiner Mischung aus Punk und Garage Rock absolut einwandfrei runtergeht. Für "Kids" wechselt der Gesang zu grummeligen spoken words, die so auch von La Dispute stammen könnten. Allerdings kommen die Kanadier von PUP wesentlich poppiger um die Ecke und gehen spätestens im Chorus wieder zu unverschämt eingängigen Akkorden über. Mit der Zeile "It's alright, it's just a flesh wound" hat es sogar eine Monty-Python-Referenz auf die Scheibe geschafft.

"See You At Your Funeral" ist die bitterböse Abrechnung mit einer verflossenen Liebe: "I hope somehow I never see you again / I hope that we all die, we can watch the highlights in hell / I hope they're televised." Solche Textpassagen verleihen PUPs neuem Album einen ganz eigenen Humor. Trotz urkomischer Lyrics beschäftigt sich die Band aber durchgängig mit eigentlich ziemlich ernsten Themen wie Depression, Selbstzweifeln und psychischen Problemen.

Einen atemlosen Ritt durch die Tracklist haben PUP da aufgenommen. Ein Song geht nahtlos in den anderen über, das Tempo bleibt dabei die ganze Zeit über ziemlich hoch. Die Band behält ihre Energie bis zum Schluss. Solche rasanten Arrangements können den Hörer leicht überfordern. Einzig "Scorpion Hill" startet mit Akustik-Gitarre wesentlich sanfter. Später wechseln die Kanadier wieder in ihre Mischung aus schnellen Punk-Drumbeats, eingängigen Riffs und angepisstem Shout-Gesang.

"Full Blown Meltdown" ist mit seinem aggressiven Fuzz-Bass der mit mit Abstand härteste Song der Platte. Hier dürften sich Fans von Mondo Generator oder Kyuss die schweißnassen Hände reiben, bevor sie sich gegenseitig im Moshpit die Ellbogen in die Rippen rammen. Besonderes textliches Highlight: "And half the crap I say is just things I've stolen from the bathroom walls of shitty venues across America."

Für "City" ziehen PUP noch einmal alle Register: Eine wehmütige Gitarre trifft hier auf eine noch wehmütigere Gesangsstimme, besungen wird die Hassliebe zur Heimatstadt Toronto, und irgendwie kriegen Babcock und seine Bandkollegen mit diesem Song dann doch noch einen relativ versöhnlichen Schluss hin. Nach zehn temporeichen Songs fühlt sich "City" fast schon wie Urlaub für die Ohren an.

PUP liegen irgendwo in der Schnittmenge von Bands wie Dune Rats und Fidlar: Wütend geschriene Lyrics treffen auf poppige Gitarren-Riffs. "Morbid Stuff" hält, was es verspricht: ein dunkles Album, doch PUP würzen selbst die schwärzesten Themen mit einer Prise bittersüßem Humor. Sollte Babcock seine Themen wirklich aus den Klo-Kritzeleien irgendwelcher Kaschemmen ziehen: Bitte so weitermachen!

Trackliste

  1. 1. Morbid Stuff
  2. 2. Kids
  3. 3. Free At Last
  4. 4. See You At Your Funeral
  5. 5. Scorpion Hill
  6. 6. Closure
  7. 7. Bloody Mary Kate And Ashley
  8. 8. Sibling Rivalry
  9. 9. Full Blown Meltdown
  10. 10. Bare Hands
  11. 11. City

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