laut.de-Kritik

Zwei Hardcore-Nerds entdecken den Arenarock.

Review von

Ein überdimensionales Fragezeichen bäumte sich vor gut einem halben Jahr über der Szene auf, als bekannt wurde, dass die zwei Bad Boy-Haudegen Frank Carter (Ex-Gallows) und Jim Carroll (The Hope Conspiracy) unter dem Banner Pure Love gemeinsame Sache zu machen. Doch die Furcht vor einem nebulösen Karikatur-Projekt wich bereits kurze Zeit später, als die beiden Verantwortlichen im April 2012 mit "Bury My Bones" einen ersten Appetizer auf die neugierige Öffentlichkeit losließen.

Aus Angst wurde unbändige Vorfreude, denn der krachende Breitwand-Arenarocker ließ Großes erahnen. Doch statt sich der lechzenden Rock'n'Roll-Gemeinde komplett zu offenbaren, ließen die beiden Verantwortlichen alles ganz gemächlich an. Peu à peu warf man der ungeduldigen Meute ein Häppchen nach dem anderen vor die Füße.

Mit der druckvollen Social Distortion-meets-Frank Turner-Mixtur "The Handsome Devils Club" ging es im Mai weiter, ehe man zum Ende des Jahres mit den opulenten Hymnen "Riot Song" und "Beach Of Diamonds" zum Doppelschlag ausholte. Doch nun hat das sich gnadenlos in die Länge ziehende Puzzle-Spiel ein Ende, denn dieser Tage parkt das Duo endlich den Rest des heiß ersehnten Pakets auf der Startrampe.

Weitere sieben Mal suhlen sich die beiden in den Archiven von Dave Grohl, Mike Ness und Co. und nehmen dabei alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist, ohne sich ihrer Eigenständigkeit zu berauben. Es ist schon beeindruckend wie die Band vermeintlich Unantastbares auf ein neues Level hievt.

Abgesehen vom etwas stockenden Titeltrack bettelt förmlich nahezu jeder Song mit ausgefeilten Strukturen, schwergewichtigen Harmonien und unbändiger Durchschlagskraft um das Drücken der Repeat-Taste. Süchtig machende Singalongs ("The Hits"), ergreifende Sunset-Vibes ("Heavy Kind Of Chain") und opulente Dynamik-Spielereien ("March Of The Pilgrims"): selten zuvor machte der Titel eines Debütalbums seinem Inhalt ähnlich viel Ehre wie hier.

Wer sein erstes Album "Anthems" nennt, der entzieht sich ganz bewusst der breiten Masse. Viel mehr Risiko kann man eigentlich gar nicht mehr gehen, denn der Titel erlaubt nur zwei Richtungen: Ohne Umschweife und mit reichlich Fett im Gepäck ins Nirvana, oder aber wie im Fall von Pure Love geradewegs mit Pauken und Trompeten in den Rock-Olymp. In diesem Sinne: Herzlich Willkommen!

Trackliste

  1. 1. She (Makes The Devil Run Through Me)
  2. 2. Bury My Bones
  3. 3. The Hits
  4. 4. Anthems
  5. 5. Beach Of Diamonds
  6. 6. Handsome Devils Club
  7. 7. Heavy Kind Of Chain
  8. 8. Burning Love
  9. 9. Scared To Death
  10. 10. Riot Song
  11. 11. March Of The Pilgrims

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