laut.de-Kritik

Die Freddie Mercury-Memorial-Sause geht weiter.

Review von

Otro mas que muerde el polvo. Alles klar? Oder etwas einfacher: El ataque del dragon. Auch bei Nicht-Spaniern sollte es jetzt langsam klingeln. Genau: "Another One Bites The Dust" bzw. "Dragon Attack", Single-CD aus der zweiten Queen-Sammlerbox, die wieder schön mit länderspezifischem Original-Coverartwork aufwartet.

Nachdem vor wenigen Monaten die erste "Singles Collection" mit dreizehn CDs aus der Band-Frühphase erschien, war es nur eine Frage der Zeit, wann der Nachfolger mit dem zunehmend poppigeren Material der Altrocker in den Handel kommt.

Um das Ganze etwas pikanter zu gestalten, erscheint die Freddie Mercury-Memorial-Sause exakt am selben Tag wie das DVD-Dokument "Live In Ukraine" der "neuen" Queen. Was genau nun gehaltvoller ist, toller alter Scheiß oder langweiliger neuer Scheiß, liegt wie üblich im Auge des Betrachters.

Abgesehen davon, dass das Queen-Label EMI wohl sehr genau weiß, warum es beide Veröffentlichungen zusammen legt, fällt vorliegende Box im Vergleich zur ersten doch unspektakulärer aus.

Dies liegt auch daran, dass sich Queen Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit Non-Album-Tracks auf ihren Singles noch mehr zurück hielten als zuvor, falls das überhaupt möglich ist.

So finden wir auf der B-Seite von "Crazy Little Thing Called Love" den Livetrack "We Will Rock You", aber natürlich keine rare Version aus Kobe oder Sao Paulo, sondern die bekannte Version des regulären Live-Albums "Live Killers". Derselbe Spaß bei "Save Me", nur dort eben mit dem Livetrack "Let Me Entertain You". Selbst "Love Of My Life (live)", Brian Mays bis heute beliebter Scheinwerfermoment, bekommt mit "Now I'm Here" einen Live-Kollegen vom bekannten Album.

Das sind natürlich alles keine Neuigkeiten, wahrscheinlich gab es wohl überlegte Gründe dafür, die B-Seiten nicht mit übrig gebliebenen Songs der Albumaufnahmen zu füllen. Ein bisschen langweilig ist es trotzdem.

In den 80ern änderte sich das ein wenig. Bei "Play The Game" darf zum Beispiel Joe Cocker-Imitator Roger Taylor mal wieder einen Song beisteuern, sein "A Human Body" mit Vocoder-Effekthascherei dürfte aber schon im Erscheinungsjahr eher gnädiges Schulterzucken im Fanlager erzeugt haben.

Wer im Folgejahr die David Bowie-Kollaboration "Under Pressure" kaufte, und das waren ja so einige, erhielt dagegen mit "Soul Brother" eine tadellose B-Seite. Angetrieben von der Piano-Furie Mercury, die sicher auch maßgeblich hinter der Komposition steht (Credits: Queen), gniedeln sich die Jungs nochmal in die Zeit des "News Of The World"-Albums zurück. So gar nichts weist in diesen klassischen Minuten auf die nahende, synthetische Zukunft der Band hin.

Doch es kam das Jahr 1982, Queens Umzug in die Disco-Stadt München und das viel gehasste und kommerziell schwache Album "Hot Space", hier wie zum Trotz auf vier Singles fast schon überrepräsentiert.

Zugegeben, ihr bestes Album ist es nicht, doch die damaligen Schmähungen, die sich in erster Linie auf den omnipräsenten Synthie-Sound konzentrierten, verdeckten dann doch so manche Perle. "Life Is Real" etwa, Mercurys traurige Ode an den verstorbenen John Lennon, hier die B-Seite des pulsierenden Sex-Stücks "Body Language".

Den aparten Disco-Funk "Back Chat" von Bassist John Deacon nutzt Mercury ebenfalls für eine seiner begnadeten Brunft-Performances. Auch hier kennt man alle B-Seiten bereits vom Album.

Zwei Jahre später sollten die 70er Rocker mit "Radio Ga Ga" und "I Want To Break Free" dann wieder weltweit obere Chartspositionen besetzen. Die B-Seite "I Go Crazy", ein typischer May-Rocker, geht in Ordnung, kann es aber zu keiner Zeit mit der Dampfwalze "Tear It Up" aufnehmen.

Wie herrlich fragwürdig die Queen-Covers in den 80ern fast durchgehend waren, belegt gleich die erste Single von 1980, "Play The Game": Kein Mensch kommt hier an Freddies phänomenalem Schnauzbart vorbei, weshalb die Artwork-Gestalter wohl erst auf die Idee gekommen sind, den Himmel gleich noch orange zu färben.

Einzigartig dagegen der ikonische "Another One Bites The Dust"-Shot: Freddie im "Flash"-Shirt mit rudernden Armen in der Luft über Rogers Drums - ein Bild, das die Energie dieser Liveband wahrscheinlich perfekt einfängt.

Trackliste

CD1

  1. 1. Love Of My Life (Live)
  2. 2. Now I'm Here (Live)

CD2

  1. 1. Crazy Little Thing Called Love
  2. 2. We Will Rock You

CD3

  1. 1. Save Me
  2. 2. Let Me Entertain You (Live)

CD4

  1. 1. Play The Game
  2. 2. A Human Body

CD5

  1. 1. Another One Bites The Dust
  2. 2. Dragon Attack

CD6

  1. 1. Flash' Theme
  2. 2. Football Fight

CD7

  1. 1. Under Pressure
  2. 2. Soul Brother

CD8

  1. 1. Body Language
  2. 2. Life Is Real

CD9

  1. 1. Las Palabras De Amor
  2. 2. Cool Cat

CD10

  1. 1. Calling All Girls
  2. 2. Put Out The Fire

CD11

  1. 1. Back Chat
  2. 2. Staying Power

CD12

  1. 1. Radio Ga Ga
  2. 2. I Go Crazy

CD13

  1. 1. I Want To Break Free
  2. 2. Machines (Or Back To Humans)

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Queen

Ende der 60er Jahre spielen Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Drums) in der Londoner College-Band Smile, bis ein Kerl namens Farrokh Bulsara auftaucht, …

18 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Wer kauft sich Singles Collections? Unfassbar was alles zur Geldmache auf den Markt geworfen wird.

    Ich finde auch, Reviews hier sollten über neue "Werke" sein, nicht über "Produkte" wie dieses, das ja nur den 10-fachen Aufguss von etwas darstellt.

    Nichts gegen die großartigen Queen. Aber dieser Ausverkauf ist einfach würdelos. Wer Queen schätzt hat sowieso schon die (remastered) CDs. Wer sowas kauft hat einfach zu viel Geld oder Langeweile.

  • Vor 15 Jahren

    @Fear_Of_Music (« Ich finde auch, Reviews hier sollten über neue "Werke" sein, nicht über "Produkte" wie dieses, das ja nur den 10-fachen Aufguss von etwas darstellt. »):

    Das sehe ich anders. Finde ich hier gerade gut, dass sogar eine Wertung erfolgt ist. Die ganzen Printmagazine lassen das ja beispielsweise immer. Habe nie verstanden, warum.