laut.de-Kritik

Rattert, lickt, groovt, die Gitarren heulen im Hintergrund.

Review von

Was haben Radio 4 doch auf ihrem letzten Hammer-Album für einen Krach gemacht! Da ging es um Schwitzen, Tanzen, Dreck und Bier. Und natürlich um Politik. Die ist ihnen jetzt zwar auch noch wichtig, und sie wettern immer noch gerne gegen ein Amerika, das sich nur schwer mit ihren Ansichten vereinen lässt - aber die Sache mit dem Dreck sieht nun etwas anders aus.

Schrieb ich in der letzten Review noch, dass Rock im Jahre 2002 nur wiederkäut, so galt das noch für "Gotham", bei Radio 4s neuestem Werk greift es aber völlig ins Leere. "Stealing Of A Nation" ist der Schritt, der nach "Gotham" kommen musste. Es macht die Band zu den Radio 4, auf die Sänger Anthony Roman und seine Kollegen seit drei Alben hingearbeitet haben.

Die "neuen" Radio 4 rumpeln nicht mehr und lassen es auch nur spärlich krachen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist Album Nummer Drei eine durchgehend relaxte Angelegenheit geworden. Ist das schlimm? Ja, ein wenig. Denn so sind die New Yorker längst nicht mehr so mitreißend, aber immer noch höllisch gut. Und das auf eine völlig andere Weise.

Der Einfluss von Keyboarder Gerade Garone, der erst nach Fertigstellung der letzten Platte einstieg, ist unüberhörbar. Auch den Percussions von PJ O'Connor gab man mehr Raum. Es rattert, lickt, shaket und groovt also überall, nur die Gitarren die heulen irgendwo im Hintergrund herum. Dafür erforschen Radio 4 ihre Möglichkeiten und geben einen Scheiß auf Genre-Grenzen und auf Genres allgemein. Ein tragend sphärischer Song wie "Nation" wäre im alten Radio 4-Kosmos kaum möglich gewesen. Genau so wenig wie "Shake The Foundation", das mit seinem Dub-Sound überrascht.

Alles scheint hier machbar. Von Daft Punk-Gitarren wie in "Dismiss The Sound" bis zu den "Ohohs" aus dem ollen Stones-Klassiker "Sympathy For The Devil" in "(Give Me All Your) Money". Mit Songs wie "State of Alert" tritt man zwar noch auf die gewohnte Stelle, aber es ist nichts mehr da zum Mitschreien. Nichts mehr zum Ausflippen. Zu "No Reaction" kann man eher beherzt mitschnipsen als Pogo-Tanzen.

Mit diesem Album haben sich Radio 4 vom Etikett "Garagen-Band" völlig verabschiedet. Vielmehr sind sie zur radikal ausgefeilten und vor allem stillosen Band geworden, die weniger durch ihre Eingängigkeit als durch ihren Mut zum (rundum gelungenen) Experiment überzeugt.

Trackliste

  1. 1. Party Crashers
  2. 2. Transmission
  3. 3. State Of Alert
  4. 4. Fra Type 1&2
  5. 5. The Death Of American Radio
  6. 6. Nation
  7. 7. No Reaction
  8. 8. Absolute Affirmation
  9. 9. (Give Me All Your) Money
  10. 10. Shake The Foundation
  11. 11. Dismiss The Sound
  12. 12. Coming Up Empty

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7 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    ...na ja, so abstrus ist der Vergleich auch wieder nicht :-) Beide sind relativ junge Bands, beide kommen aus New York, man kann sie dem Genre Rock zuordnen und von den Punkriffs ist auf der neuen Platte eh nicht viel übrig gebliegen, wie ich gerade bei "laut" gelesen habe. Warum sollte man diese beiden Neuerscheinungen nicht miteinander vergleichen dürfen?

    Anyway, ich hab die Gruppe vor zwei Jahren live gesehen und freu mich schon aufs Konzert im November. Tolle Live Band, die ich nur weiterempfehlen kann...

  • Vor 20 Jahren

    der vergleich ist blödsinnig!

    aber 'stealing of a nation' kommt nicht an 'gotham' ran.

  • Vor 20 Jahren

    ja, ja pass nur auf dass du keinen Blödsinn schreibst. Als ob die beiden Gruppen so verschieden wären wie z.B. die Sex Pistols und Pink Floyd. Dass das nicht so ist zeigt ja dass du die Strokes und Radio 4 kennst und hörst, genauso wie deine Vorredner auch. Der größte Unterschied ist für mich dass Radio 4 um längen besser als die Strokes sind und damit verabschiede ich mich von hier!